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Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten

Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten

Titel: Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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genau, wie er uns an den Zügel kriegt“, flüsterte Bille zurück.
    „Wie sagten Sie so richtig?“ dröhnte Ignaz’ des Schrecklichen Stimme auf sie nieder.
    Bille stand auf und strahlte ihn mit ihrem charmantesten Lächeln an.
    „Ich sagte, Sie wissen genau, wie Sie uns an den Zügel kriegen, Herr Albert. “
    „Inhaltlich richtig. Die sprachliche Form muß ich bemängeln. Würden Sie so nett sein, den Satz anders zu formulieren?“
    Bille schaute den Lehrer verwirrt an.
    „Wenn ich mich nicht irre, hätte es heißen müssen: ,Ich sagte, Sie wüßten genau, wie Sie uns an den Zügel bekämen, Herr Albert.“ Oder?“
    „Gewiß, Herr Albert.“
    „Da wir einmal dabei sind, fangen Sie bitte gleich damit an, sich vorzustellen. Am besten, Sie gehen nach vorn, damit alle Sie verstehen können.“
    Hätte ich doch bloß den Mund gehalten, dachte Bille ärgerlich, jetzt habe ich den Salat! Nichts blöder, als wenn man als erste vorne stehen muß!
    Bettina grinste ihr aufmunternd zu. Bille stakste zur Tafel und wandte sich der Klasse zu.

    „Also, mein Name ist Sibylle Abromeit, und ich wohne in Wedenbruck. Ich wurde am siebenundzwanzigsten November neunzehnhundertfünfundsechzig geboren. Acht Jahre später starb mein Vater, und meine Mutter mußte unseren Laden allein weiterführen. Als ich dreizehn war, hat sie dann wieder geheiratet: Onkel Paul, er war ein Freund meines Vaters. In dem Jahr habe ich auch Herrn Tiedjen kennengelernt und mit dem Reiten begonnen. Vorher habe ich allerdings schon lange heimlich im Stall geholfen und... ja...“ Verflixt, es war gar nicht so leicht, sein Leben in der richtigen Reihenfolge zu erzählen. „Ich habe noch eine ältere Schwester, sie ist verheiratet, hat einen kleinen Sohn und wohnt auch in Wedenbruck. Und... ich besitze ein Pony, ein ehemaliges Zirkuspferd, rotweiß gescheckt und sehr verfressen. Und seit drei Wochen hab ich auch ein eigenes Reitpferd, mit dem ich auf Turniere gehen kann. Er heißt Black Arrow und steht hier in Groß-Willmsdorf. Und... äh... reicht das nicht?“
    Bille hatte das Gefühl, alles wirklich Wichtige ausgelassen zu haben. Ihre Turniersiege, das Training bei Herrn Tiedjen, ihre Freunde — und für was sie sich außer für Pferde noch interessierte. Zukunftspläne, Wünsche, was sie liebte und was sie haßte. Aber Ignaz der Schreckliche winkte sie auf ihren Platz zurück und zeigte auf ein Mädchen in der ersten Reihe.
    Bille war noch so mit sich selbst und dem, was sie eben gesagt und nicht gesagt hatte, beschäftigt, daß sie nur mit halbem Ohr zuhörte. Gabriele wie? Kam aus Hamburg. Hübsche Zähne hatte sie und Grübchen. Ritt seit sieben Jahren. Hobbys: Lesen und Musik, Klassik. Hoffentlich muß ich über Bettina schreiben, dachte Bille, da weiß ich wenigstens was. Kann man sich doch unmöglich merken, die Steckbriefe von achtzehn total fremden Mitschülern.
    Jetzt war ein Junge dran. Peter. Er hatte schulterlange Haare, ein sehr weiches, verträumtes Gesicht, beim Reden wippte er ständig mit den Schultern, und in jedem Satz kam dreimal das Wort „also“ vor. Oder „ja, also“. Spezialist in Dressur. Spielt Oboe. Bille begann sich Notizen zu machen.
    Franca. Das war doch das Mädchen, mit dem Florian gestern aneinandergeraten war. Sie sprach eigentlich nur über ihre Eltern. „Mein Vater hat... — Meine Mutter ist... “ Beide berufstätig. Firmen in mehreren Ländern, auch in Übersee. Besitz hier und Besitz dort. Von Franca erfuhr man nur, daß sie ein Einzelkind war und unter der Obhut ihrer Großmutter aufwuchs. Alles, was Franca sagte, klang böse, trotzig, als wäre sie hier unter Feinden.
    „Hochnäsige Ziege!“ flüsterte Bille.
    „Nein“, widersprach Bettina. „Ich glaube, sie ist sehr einsam und sehr unglücklich. Sonst würde sie nicht so um sich schlagen.“
    Bille schwieg beschämt. Bettina hatte einen sechsten Sinn für Menschen; sie erkannte sofort, was sich hinter der Fassade verbarg.
    Jetzt kam wieder ein Junge, klein und dunkel, und offensichtlich entschlossen, die Gesellschaft mal ein bißchen aufzumöbeln.
    „Giuseppe Santini“, trompetete er, „aber ihr könnt mich Beppo nennen. Italiener, in Hamburg geboren. Mein Vater macht in Orangen und so. Meine Eltern halten mich für einen hoffnungslosen Fall, deshalb bin ich hier.“
    „Und sonst haben Sie uns nichts zu erzählen?“ dröhnte Ignaz’ des Schrecklichen Opernbaß über die Köpfe hinweg.
    „Mir fällt nichts ein... “
    „Keine

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