Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten

Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten

Titel: Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
Vom Netzwerk:
Hobbys?“
    „Doch, alle.“
    „Dann nennen Sie uns wenigstens das wichtigste.“
    „Mädchen.“
    Die Klasse prustete los.
    „Pferde nicht?“
    „Doch natürlich! Die auch.“
    „Dann bin ich wenigstens etwas beruhigt“, grollte Ignaz der Schreckliche. „Der nächste. Sie dort, die Dame in Blau!“
    Es war wirklich nicht leicht, bei einem nach dem anderen zuzuhören und sich Namen, Aussehen und besondere Merkmale einzuprägen. Billes Gedanken schweiften immer wieder ab, wanderten in den Park hinaus, zum Stall hinüber, wo Black Arrow auf seinen Nachmittagsausritt wartete. Oder sie bewegten sich um den Klassenlehrer, der mit schweren Schritten im Klassenraum hin und her spazierte, den Mund mit dem gewaltigen Schnauzbart darüber mal wie zum Pfeifen gespitzt, mal spöttisch verzogen. Die Glatze spiegelte wie eine blaßrosa Weihnachtskugel in Spezialgröße, unter den buschigen Augenbrauen überraschten hellblaue Kinderaugen mit langen Wimpern.
    Irgendwie schien er unwirklich, dieser grimmige Ignaz Albert. Als hätte sich jemand verkleidet, um auf der Bühne einen strengen, humorlosen Lehrer zu spielen. Wieso der wohl ausgerechnet nach Groß-Willmsdorf gekommen war? Wie ein begeisterter Reiter und Pferdeliebhaber sah er nicht gerade aus. Eher wie ein Freistilringer auf Urlaub. Jedenfalls schien es geraten, sich bei ihm nichts zuschulden kommen zu lassen. Seine spöttischen Kommentare waren ätzend. Wie mußte es erst sein, wenn er in Wut geriet!
    Bettina kam als letzte mit dem Vorstellen dran. Die Jungen machten lange Hälse, als sich das hübsche Mädchen mit den langen dunklen Haaren und den ausdrucksvollen Augen vor der Tafel aufstellte.
    „Schneewittchen!“ flüsterte einer, der ganz vorn saß.
    „Prinzessin, laß mich dein Frosch sein!“ übertrumpfte ihn sein Nachbar.
    Bettina strich sich die Haare aus der Stirn und ließ dezent den Freundschaftsring funkeln, den sie von Tom zum Geburtstag bekommen hatte. Dabei ging ihr Blick kühl mitten durch die Jungen hindurch. Sie konnte das fabelhaft, fand Bille.
    „Ich heiße Bettina Henrich. Vor fast fünf Jahren sind meine Eltern tödlich verunglückt, seit der Zeit lebe ich bei meinem Onkel und meiner Tante hier auf Gut Peershof. Sie haben mich adoptiert. Ich habe drei Brüder, die genauso gern reiten wie ich, und besitze die hübscheste Haflingerstute, die es je gegeben hat — und ein Fohlen. “
    „Zweifellos ebenfalls das hübscheste, das es je gegeben hat“, dröhnte Ignaz. „Nun gut, setzen Sie sich. Sehr erschöpfend waren Ihre Auskünfte nicht, meine Freunde, das werden Sie merken, wenn Sie jetzt Ihre Personenbeschreibungen anfertigen sollen. Ich hoffe, Sie sind wenigstens gute Beobachter und besitzen Phantasie und Witz genug, auch das Ungesagte aus den dürren Worten Ihres Mitschülers herauszufiltern. In dieser Tüte befinden sich die Zettel mit Ihren Namen. Ich werde sie noch einmal tüchtig mischen, und Bettina wird dann herumgehen und jeden einen Zettel ziehen lassen. Wer seinen eigenen Namen auf dem Zettel findet, wirft ihn bitte zurück und nimmt einen anderen.“
    Die zweite Stunde war längst angebrochen, und sie hockten grübelnd über ihren Heften, um möglichst Originelles über den jeweiligen Mitschüler zu Papier zu bringen. Bille hatte ausgerechnet Franca erwischt. Nun saß sie da und starrte immer wieder zu dem Mädchen hinüber, um wenigstens ihr Außeres einigermaßen treffend zu beschreiben. Da erscholl draußen im Park wildes Geschrei. Die Köpfe fuhren hoch. Ignaz der Schreckliche erhob sich stirnrunzelnd.
    „Das muß Achmed sein!“ flüsterte Bettina.
    „Ja, und Toellmann und Friedrich!“
    Bille wollte aufstehen.
    „Bleiben Sie sitzen!“ Wenn Ignaz der Schreckliche sprach, klang es, als hätte er ein unsichtbares Mikrofon vor dem Mund, so gewaltig füllte seine Stimme den Raum.
    Bille sank erschrocken auf ihren Stuhl zurück.
    Jetzt mischte sich in das Gebrüll der Männer draußen aufgeregtes Wiehern und Schnauben, galoppierende Hufe — eine fliegende Mähne wischte am Fenster vorbei.
    „Das ist Donata! Das ist mein Pferd!“ schrie Franca ängstlich auf. „Sie muß ausgebrochen sein, sie ist so schreckhaft!“
    „Bleiben Sie sitzen!“ sagte Ignaz der Schreckliche noch eine Spur lauter und stiefelte zum Fenster. Die junge Fuchsstute schien völlig die Nerven verloren zu haben. Sie raste im Park hin und her, und es war unmöglich, sie in eine Ecke zu treiben. Da alles — die Menschen, die Pferde, der Stall, die

Weitere Kostenlose Bücher