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Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten

Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten

Titel: Bille und Zottel 10 - Im Hauptfach Reiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Kleine wies empört auf einen prallgefüllten Rucksack, der neben ihr auf dem Boden stand und ihr fast bis zur Hüfte reichte. „Ich bin Jeannette Martinez, Jeannie the Mini, mit dem Superhirn! Ich bin hier Schülerin!“
    „Im Ernst?“
    „Glotz nicht so blöd, ich bin elf, ich kann’s beweisen!“
    „Ah... entschuldige, ich wollte dich ja nicht kränken, ich habe dich für ein bißchen jünger gehalten“, stotterte Bille. „Wie bist du... ich meine, wie bist du auf die Idee gekommen, ausgerechnet in ein Reiter-Internat zu gehen?“
    „Blöde Frage. Weil man da reiten kann, natürlich!“
    „Reitest du schon länger?“
    Jeannie zuckte vieldeutig mit den Achseln.
    „Wie man’s nimmt.“
    „Wahrscheinlich auf Ponys?“
    „Alles. Vom Pony bis zum Vollblüter. “Jeannie grinste breit zu Bille hinauf. „Aber meistens bin ich mehr unter dem Pferd als obendrauf. So, jetzt will ich mir den Laden hier mal ansehen. Ciao, bis später. Übrigens, warst du schon in deiner Bude? Sind sie gut?“
    „Dufte. Aber ich wohne nicht hier, ich bin extern.“
    „Ah ja?“
    „Hm. Bist du eigentlich Spanierin? Weil du Martinez heißt... “
    „Nee, das ist mein Künstlername“, sagte Jeannie und verzog spöttisch das Gesicht. Dann schulterte sie mit erstaunlicher Kraft ihren Rucksack und stiefelte die Treppe hinauf.
    „Ganz schön frech“, murmelte Bille. „Sicher hat sie noch nie richtigen Reitunterricht gehabt
    Am Spätnachmittag war eine erste Prüfung des reiterlichen Könnens der neuen Schüler angesetzt. Wer Lust hatte, durfte sich in eine Liste eintragen, bekam ein Pferd zugeteilt und mußte sich um fünf Uhr in der Reithalle melden. Herr Tiedjen stand mit seinem jungen Assistenten, dem neuen Reitlehrer Toellmann, in der Bahn, rief jeden einzeln zu sich, unterhielt sich ausführlich mit ihm, dann durfte er aufsitzen und ein paar Minuten lang zeigen, was er schon beherrschte.
    Bille, die im Schloß noch alle Hände voll zu tun gehabt hatte, kam erst dazu, als die Prüfung schon in vollem Gange war. Im Schulstall herrschte eine Stimmung wie auf dem Rummelplatz. Die Tribüne in der Reithalle war überfüllt; auf dem Vorplatz wimmelte es von Neugierigen, die überall zugleich sein wollten. Bille bahnte sich einen Weg durch die schwatzende Menge und fand einen Stehplatz an der Balustrade in der hintersten Ecke.
    „Da kommt Mini!“ flüsterte ein Mädchen hinter ihr. „Sie ist mit in unserem Zimmer. Jeannette Martinez. Das ist vielleicht ’ne ulkige Nudel!“
    Mini ist der richtige Name für diese halbe Portion! dachte Bille. Aber warum um Himmels willen haben sie ihr den riesigen Luzifer gegeben und nicht einen von den Isländern?
    Die Kleine war in Trainingsanzug und Turnschuhen in der Bahn erschienen, die Haare hochgesteckt. Energisch zog sie Luzifer hinter sich her. Über der Schulter trug sie die Longierleine. Bille lächelte. Also doch eine Anfängerin.
    Hans Tiedjen und Herr Toellmann nickten ihr aufmunternd zu, als sie die Leine an Luzifers Trense befestigte, die Longierpeitsche herbeiholte und Herrn Toellmann Leine und Peitsche in die Hand drückte.
    „Warum reitet sie ohne Sattel? Nur mit dem komischen Gurt?“ fragte das Mädchen hinter Bille.
    „Weiß nicht“ murmelte eine andere. „Sie hat was von Voltigieren gesagt.“
    Luzifer galoppierte schnaufend im Kreis. Mini schlüpfte aus ihrem Trainingsanzug, unter dem sie ein Trikot trug, hüpfte ein paarmal auf der Stelle, dann lief sie los, rannte ein paar Meter neben Luzifer her und schwang sich leicht wie ein Pingpongball auf den Rücken des schweren Rappen. Eine Runde saß sie aus, dann ging sie in die Hocke, stellte sich auf, mit weit ausgebreiteten Armen. Sie ließ sich auf die Knie nieder, streckte ein Bein weit nach oben, löste wieder die Arme und blieb so fast eine Runde. Die Zuschauer hielten den Atem an, als sie jetzt in den Kopfstand ging, dann einen Handstand machte und schließlich einen Salto. Stürmischer Applaus brach los.
    „Mann, das ist ja eine echte Artistin! “ wisperte das Mädchen hinter Bille. „Schau dir das an! Jetzt hängt sie neben dem Pferd! Hält sich nur mit dem Fuß und einer Hand!“
    Ein Segen, daß wir Luzifer gekauft haben! dachte Bille. Spitze, das Mädchen! Überschlag auf dem Pferd, das habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen! Und der Dicke läßt sich alles gefallen, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht.
    Hinter Bille tauchte Bettina auf. Sie rieb sich die Augen und gähnte herzhaft.

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