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Billigflieger

Titel: Billigflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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Wirkung. Katie schaltet runter und fährt auf eine Art und Weise, die unser Überleben sichern könnte.
    »Darf ich eigentlich wissen, wohin wir fahren?«, erkundige ich mich.
    »Nach Norden.«
    »Und was ist da?«
    »Etwas ganz Besonderes.«
    »Und was?
    »Ein anderes Mallorca. Mein Mallorca.«
    »Und das willst du mir zeigen?«
    »Genau. Weil ich glaube, dass es dir gefällt. Und weil ich davon überzeugt bin, dass du verstehst, warum mir diese Landschaft so viel bedeutet.«
    Ich zünde mir eine Zigarette an und wende den Kopf von ihr ab. Soso, sie glaubt also, dass ich sie verstehe . Ich muss zugeben, dass ich mit Vorschusslorbeeren dieser Art schlechte Erfahrungen gemacht habe. Besonders wenn sie von Frauen kommen. So etwas setzt mich nämlich unter Druck. Und das mag ich nicht.
    Die deutlichste Erfahrung in dieser Hinsicht habe ich mit einer Frau namens Silke gemacht, mit der ich vor Nina eine Kurzzeitaffäre hatte. Silke meinte einmal zu mir, dass sie beeindruckt wäre, wie toll ich mit Zahlen umgehen könne. Sie kam darauf, weil ich ein paar Tage zuvor mit ihrer Nichte ein Sudoku-Rätsel gelöst hatte, und zwar so, als wäre ich Doktor Kawashima persönlich. Dabei konnte ich das achtjährige Mädchen nur deshalb beeindrucken, weil ich ständig aufstand, um aufs Klo, zum Kühlschrank oder ans Telefon zu gehen, insgeheim aber ins Lösungsheft sah. In Wahrheit fällt es mir schon schwer, die Zahlen von eins bis zehn in der richtigen Reihenfolge aufzuschreiben.
    Silke wollte dann, dass ich ihr bei ihrer Steuererklärung helfe, und nachdem wir raushatten, dass sie eine Rückzahlung zu erwarten hätte, die höher lag als ihr Jahreseinkommen, runzelte sie die Augenbrauen und meinte, dass sie vielleicht doch lieber jemanden fragen sollte, der sich mit so etwas auskennt. Ach ja, und mit mir Schluss gemacht hat sie auch gleich.
    Wir stellen den Wagen auf einem kleinen Parkplatz am Straßenrand ab. Die Spanier nennen solche Aussichtspunkte wie den, an dem wir gerade stehen, Mirador . Das klingt für meine Ohren ziemlich lustig. Wie eine Mischung aus Miracoli, Matador und Maradona. Wir gehen einige Schritte zu einer umzäunten Plattform, und Katie macht eine Handbewegung wie die Buchstaben-Umdreherin beim Glücksrad, die das komplette Lösungswort präsentiert.
    »Und? Habe ich dir zu viel versprochen?«
    Nein, hat sie nicht. Denn inzwischen haben wir das Tramuntana-Gebirge, das sich parallel zu Mallorcas Nordküste erstreckt, überwunden. Von dort, wo wir stehen, bietet sich uns ein endloser Blick über die nordwestliche Steilküste von Malle. Hoch über uns türmen sich steile, mit Buschwerk und Wald bewachsene Berge, die zu grauen Felswänden emporwachsen, tief unter uns klatscht das Meer gegen zerklüftete Klippen, und rechts und links schlängelt sich die Straße als graues Band längs der imposanten Küste.
    Zum ersten Mal kann ich verstehen, warum Katie Arenal am liebsten sprengen würde. Weil das hier, ihr Mallorca, in der Tat etwas ganz anderes ist - viel beeindruckender, schöner und mächtiger.
    Die Landschaft gibt einem Betrachter das Gefühl, klein und unbedeutend zu sein. Ich kann spüren, dass die Natur wunderschön ist und zugleich auch kraftvoll und zerstörerisch. Aber das muss ich ja nicht zugeben, oder?
    »Ja, ist ganz nett«, sage ich, zucke mit den Schultern und will zum Wagen zurückgehen.
    Sie stemmt die Hände in die Hüften, sieht mich mit einer Mischung aus Unglauben und Wut an und meint: »›Ganz nett‹? Das ist alles, was dir dazu einfällt?«
    »Ja, klar. Es ist … nicht schlecht.«
    Sie ist auf hundertachtzig. Ich bin gut gelaunt.
    »›Nicht schlecht‹? Einfach nur ›nicht schlecht‹? Dann komm mit - damit du es spürst .«
    Vom Parkplatz führt ein schmaler Trampelpfad ein paar Meter die Felsen hinunter und von dort hinaus zu einer Felsspitze, von der aus man tief hinunter zum Meer sehen kann. Eigentlich sollte man als Besucher nur bis zu dem Geländer gehen, das etwa zwei Meter vom Abgrund entfernt ist. Katie interessiert das nicht. Sie rafft ihr Kleid, klettert kurz entschlossen über den Zaun und wagt sich dann mit selbstbewussten Schritten bis ans äußere Ende der Felsen vor. Dort breitet sie die Arme aus, schließt die Augen und kommt sich vermutlich vor wie Kate Winslet, die zusammen mit Leonardo DiCaprio am Bug der Titanic steht.
    Ich versuche, schleunigst hinter ihr herzukommen, um sie notfalls zu retten, sollte sie das Gleichgewicht verlieren. Allerdings finde ich, dass

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