Billigflieger
habe, dann sind es zwei Menschen, die sich entschlossen haben, zu heiraten und den Rest ihres Lebens miteinander zu verbringen.«
»Stimmt. Das, was nach der Trauung kommt, ist wirklich nur noch der Rest.«
Sie überhört meinen Kommentar - möglicherweise, weil ich so leise gesprochen habe, dass es gar nicht bis zu ihr gedrungen ist - und fährt fort: »Ich freue mich jedenfalls, dass du trotzdem den Tag mit mir verbringen möchtest. Und dass wir auf diese Art und Weise die Chance haben, uns etwas besser kennenzulernen. Aber eines musst du mir versprechen.«
»Klar, was immer es auch ist.«
»Es wird nichts zwischen uns passieren, in Ordnung? Ich meine, der Kuss neulich Nacht - wir werden so etwas nicht wiederholen, okay? Ich weiß sehr gut, wie es sich anfühlt, von einem Mann betrogen zu werden. Und ich möchte bestimmt nicht, dass es deiner Frau genauso geht. Von daher ist das hier, unser gemeinsamer Tag, rein freundschaftlich. Und dabei soll es auch bleiben. Einverstanden?«
Ich bin ziemlich erstaunt über das, was sie da sagt. Meine Hand wandert wieder in Richtung Hosentasche, um das Erdbeerkondom wirklich hinauszuwerfen. Aber dann tue ich es doch nicht. Stattdessen höre ich mich selber sagen: »Natürlich bin ich einverstanden, Katie. Und ich finde es sehr gut, dass du es aussprichst. Weil ich auch so denke.«
»Schön, dann schlag ein.« Sie löst eine Hand vom Steuer und hält sie mir hin.
Ich bin ziemlich baff. Das hier muss doch ein Traum sein. Aber kein angenehmer. Ich bin wirklich gerade dabei, einem wunderschönen Mädchen die Hand darauf zu geben, keinen Sex mit ihr zu haben! Das darf doch wohl nicht wahr sein! Warum bitte ich sie nicht einfach umzudrehen und mich zurück zum Hotel zu fahren? Wofür dann der ganze Aufwand? Das ist doch reine Zeitverschwendung!
»Na los, Jo. Schlag ein. Sonst müssen wir unseren Ausflug sofort beenden.«
Ich nehme ihre Hand, und dabei muss ich daran denken, dass es vermutlich das letzte Mal ist, dass ich Katie berühren werde. Was für ein Jammer!
Sie dagegen strahlt. »Schön, ich bin sehr erleichtert. Dann können wir ja ab jetzt ganz unbeschwert den Tag genießen.«
»Super. Ich freue mich«, sage ich und es klingt ungefähr so begeistert, als hätte mich gerade ein Chirurg mit einer ungeschickten Handbewegung ganz aus Versehen zum Eunuchen gemacht.
25. Angst vorm Fliegen
Mein einziger Trost besteht darin, dass ich keine Zeit habe, mir weiter Gedanken über Sex oder No Sex zu machen. Weil meine Aufmerksamkeit gerade voll und ganz von etwas anderem in Anspruch genommen wird. Nämlich von Katies Fahrstil.
Die Serpentinenstraße ist an dieser Stelle ungefähr zwei Meter breit. Links von uns ragen scharfkantige Felsen in die Höhe, und rechts führt ein Abgrund ungefähr zweihundert Meter in die Tiefe. Angesichts dieser Umgebung kommen mir die hundertzwanzig Stundenkilometer, die Katie meint fahren zu müssen, ungefähr wie Schallgeschwindigkeit vor. Match 3 in den Bergen. Ich weiß ja nicht.
Damit jetzt keine Missverständnisse aufkommen: Ich habe keine Angst oder so etwas. Ich würde einfach nur lieber selber am Steuer sitzen. Außerdem habe ich mich schon immer gefragt, warum schöne Frauen grundsätzlich zu schnell Auto fahren. Eigentlich ist das ja unlogisch. Ein kostbares Bild oder ein teures Möbelstück würde man ja auch eher langsam und behutsam durch die Gegend bewegen.
Ich glaube, es liegt daran, dass es das Leben diesen Frauen einfach zu einfach macht. Jeder öffnet ihnen die Tür, jeder lädt sie auf einen Drink ein, jeder bietet ihnen einen Platz an. (Jedenfalls solange sie nicht nur schön, sondern auch noch jung sind.) Alles geht zu glatt, alles geht zu widerstandslos. Also müssen sie selber für den gewissen Kitzel sorgen. Und wo ginge das einfacher als am Steuer eines Sportwagens.
Diese Erkenntnis verhindert allerdings nicht, dass ich ein ziemlich mulmiges Gefühl in der Magengegend habe. Und wenn ich ehrlich bin - ich muss nicht unbedingt dabei sein, wenn das kostbare Bild beschädigt wird oder das teure Möbelstück einen Kratzer bekommt. Ich will auch gar nicht wissen, was für Flugeigenschaften ein Alfa Spider hat. Und schon gar nicht beim Sturzflug in eine mallorquinische Schlucht.
»Haben wir es eigentlich eilig?«, frage ich unverfänglich.
»Hast du etwa Angst?«
»Klar, um den Wagen.«
»Das war jetzt aber nicht nett.«
»Aber ehrlich. Und das ist doch auch schon mal was.«
Tatsächlich bleiben meine Worte nicht ohne
Weitere Kostenlose Bücher