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Billigflieger

Titel: Billigflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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- aber anscheinend warst du gestern nicht da.«
    »Das stimmt.«
    »Ich hatte die Hoffnung, dass du vielleicht dasselbe fühlen könntest wie ich. Und dass du dich eventuell auch auf die Suche gemacht hast, um mich zu finden …«
    »Tja, tut mir leid, aber daran habe ich eigentlich nicht gedacht. Ich habe gestern mit den Jungs einen Ausflug nach Palma gemacht. Auf die Idee, dich zu suchen, sind wir nicht gekommen. Wir waren stattdessen im Museum und haben uns die Kathedrale angesehen. Wir interessieren uns nämlich für Architektur. Und für Kunst.«
    »Wirklich? Das hätte ich gar nicht gedacht …«
    Ich zucke mit den Schultern. »So kann man sich halt täuschen.«
    In diesem Moment will ich ihr einfach nicht auf die Nase binden, dass wir den ganzen gestrigen Tag damit verbracht haben, sie in Palma zu suchen, und dass die Krönung unserer Nachforschungen eine handfeste Keilerei in der Disco gewesen war.
    Sie nimmt es mit einem Lächeln zur Kenntnis, und ich bin mir nicht sicher, ob sie mich nicht doch durchschaut.
    »Kannst du dir vorstellen, was mich am meisten bei unserer Begegnung aus der Fassung gebracht hat?«, fragt sie.
    Ist nicht so schwer zu erraten, denke ich. Kann ja nur die Tatsache sein, dass ich in Kürze vor den Traualtar treten werde.
    »Klar«, sage ich. »Dass ich …«
    »Genau«, unterbricht sie mich. »Dass ich dich ausgerechnet in Arenal getroffen habe. Dem schrecklichsten Ort von ganz Mallorca. Oder vielleicht sogar von der ganzen Welt.«
    Hey, jetzt wird sie aber persönlich. Immerhin mache ich an diesem Ort seit zehn Jahren Urlaub. Und mir gefällt es ausgesprochen gut dort. Vielleicht sollte ich sie bitten, auf der Stelle anzuhalten, damit ich aussteigen kann. Schließlich ist schon jetzt deutlich genug, dass zwischen uns nicht nur Welten liegen, sondern ganze Universen.
    »Was, bitte schön, findest du dort so schrecklich?«, erkundige ich mich stattdessen trotzig.
    Sie wirft mir einen Wenn-du-das-nicht-von-selbst-weißt-dann-ist-dir-sowieso-nicht-zu-helfen-Blick zu. Ich kontere ganz lässig mit einem Bild-dir-bloß-nicht-ein-die-ganze-Welt-müsste-deinen-Geschmack-teilen-Blick.
    »Ganz einfach. Zum einen könnte man Arenal mit nur einer einzigen radikalen architektonischen Maßnahme verschönern, nämlich es zu sprengen. Und zum anderen laufen da nur eklige Typen herum, die nichts als Saufen und Baggern im Kopf haben und alle fünf Minuten ›Du hast die Haare schön‹ oder ›Da simmer dabei. Dat is prima‹ singen.«
    »Kenne ich nicht, die Lieder«, sage ich und räuspere mich dezent. Mein Hals ist vom vielen Mitsingen letzte Nacht immer noch ganz rau.
    »Wenigstens etwas. Jedenfalls machen da nur Idioten Urlaub.«
    »Und einer dieser Idioten sitzt jetzt neben dir im Auto.«
    »Genau.«
    Das hat gesessen. Meine Hand gleitet unauffällig zu meiner Hosentasche, in der Hackis Erdbeerkondom steckt. Vielleicht sollte ich es hervorholen und demonstrativ aus dem Wagen werfen. Das Ganze hier ist offenbar ein Missverständnis - der Ausflug soll gar keine romantische Spritztour zu zweit sein, sondern eine Abrechnung . Hätte ich mir eigentlich denken können. So sind Frauen. Wenn sie sich zu einem Mann hingezogen fühlen, den sie eigentlich für nicht standesgemäß und unter ihrer Würde halten, werden sie bösartig.
    Aber das macht nichts. Wenn ich es nämlich mit Frauen zu tun habe, die eigentlich nicht meine Kragenweite sind, dann werde ich ehrgeizig. Ich denke also gar nicht daran, mich so einfach von ihr abspeisen zu lassen! Jetzt erst recht. Die soll mich mal kennenlernen.

24. Nicht anfassen!
    Wir verlassen die Autobahn und biegen in eine schmale, schlecht asphaltierte Straße ein, die sich in engen Kurven in die Berge hinaufschraubt. Jeder normale Mensch würde jetzt den Fuß vom Gas nehmen. Katie nicht. Im Gegenteil. Sie brettert nach wie vor mit überhöhter Geschwindigkeit dahin und will weiterhin tiefschürfende Themen besprechen.
    »Und, Jo, noch etwas …«
    »Was denn?«
    »Als ich mich entschlossen habe, dich zu suchen, habe ich so etwas wie eine Abmachung mit mir selbst getroffen. Und dieselbe Abmachung würde ich jetzt gerne mit dir treffen.«
    »Da bin ich aber mal gespannt.«
    »Du hast mir in dieser Nacht erzählt, dass du bald heiraten wirst.«
    »Genau genommen in fünf Tagen. Am Sonntag.«
    »Ich wollte dir nur sagen, dass ich ganz bestimmt alles Mögliche vorhabe, aber nicht, mich in dein Leben hineinzudrängen. Wenn es etwas gibt, vor dem ich den höchsten Respekt

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