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Billigflieger

Titel: Billigflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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überhaupt nichts an.«
    Durch kollektives Kopfschütteln taten sie ihre Enttäuschung kund - und offenbar überlegten sie allesamt, ob sie nie wieder ein Wort mit mir wechseln sollten.
    Dann legte Hacki mir versöhnlich eine Hand auf die Schulter und sah mich an wie ein Armeegeneral, der seinen besten Soldaten in ein Selbstmordkommando schickt, von dessen Erfolg das Überleben der Menschheit abhängt.
    »Dann weißt du hoffentlich, was du als Nächstes zu tun hast, Jo.«
    »Weiß ich, Hacki. Mach dir also keine Sorgen.«
    »Dann ist ja gut. Und hier, bevor ich es vergesse - deine Ausrüstung.«
    Er kramte in der eingenähten Tasche seiner Badehose und zog ein in pinkfarbenes Stanniol eingepacktes Kondom der Geschmacksrichtung Erdbeere heraus und hielt es mir vors Gesicht.
    »Ich hätte es wahrscheinlich selber noch gebraucht. Aber nimm du es jetzt, Jo. Du wirst schneller am Ziel sein als ich.«
    Du es gebraucht, Hacki? Wofür? Zum Selber-dran-Lutschen? Am liebsten hätte ich ihm ein paar bittere Wahrheiten über sein Leben und seinen Erfolg bei Frauen an den Kopf geworfen. Aber so etwas tut man, wie gesagt, unter Freunden nicht. Stattdessen sagte ich: »Könnt ihr euch, wenn ihr euch sehr viel Mühe gebt, vorstellen, dass man einen Tag mit einer Frau verbringen kann, ohne am Ende mit ihr ins Bett zu gehen?«
    Die drei wechselten nachdenkliche Blicke, und Benni meinte: »Vorstellen schon. Aber warum sollte man dann den Tag mit ihr verbringen?«
    »Und wieso erst am Ende mit ihr ins Bett gehen?«, meinte Schröder.
    »Und ein Bett muss es gar nicht unbedingt sein«, kam von Hacki.
    Ich wusste nicht, was ich zu alldem sagen sollte. Aber das war auch besser so. Auf einmal lachten die drei nämlich, nahmen mich nacheinander herzlich in den Arm, drückten mich und wünschten mir alles Gute.
    Danach zog ich mich schnell um, rasierte mich, übergoss mich mit einer halben Flasche Aftershave und machte mich auf den Weg zu Katie, die draußen vor dem Hotel im Wagen gewartet hatte.
     
    Jetzt sitze ich also in ihrem roten Flitzer, und mein Problem besteht darin, dass ich mich nicht entscheiden kann. Wohin soll ich blicken? Geradeaus auf das grandiose Bergpanorama, das sich vor uns auftut, nachdem wir Palma hinter uns gelassen haben und in Richtung Nordwesten eingeschwenkt sind? Oder zur Seite, wo Katie sitzt, mit einer Sonnenbrille auf der Nase, einem Tuch um den Kopf und einem Ausschnitt, der ein genauso großartiges Panorama bietet? Ja, als Mann hat man es wirklich nicht einfach. Ständig muss man Entscheidungen treffen! Dabei will man das gar nicht. Weil man einfach alles gleichzeitig haben möchte! Aber so ist das Leben nun einmal: ungerecht und anstrengend.
    »Eins würde mich ja interessieren«, sage ich schließlich zu Katie.
    Sie dreht den Kopf in meine Richtung, zieht ihre Sonnenbrille auf die Nasenspitze und sagt: »Oh, mich interessieren ganz viele Dinge. Vor allem, wenn sie mit dir zu tun haben.«
    »Woher wusstest du eigentlich, in welchem Hotel ich wohne?«
    »Wusste ich nicht. Ich habe einfach Glück gehabt. Oder sagen wir lieber: Ich war fleißig.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Ich habe dich gesucht, Jo. Weil du mich neulich in der Nacht ganz schön durcheinandergebracht hast.«
    »Und jetzt soll ich das Durcheinander wieder in Ordnung bringen?«
    Sie sieht mich immer noch an, was mich zugegebenermaßen nicht kaltlässt. Wegen ihres Blicks und wegen der Tatsache, dass wir gerade mit hundertsechzig Stundenkilometer über eine vielbefahrene Autobahn rasen.
    »Könnten wir uns darauf einigen, dass ich zwar dich angucken darf, aber du mich nicht? Weil du lieber auf den Verkehr achten solltest?«
    »Können wir. Aber nur unter der Bedingung, dass du dich nicht noch einmal in meinen Fahrstil einmischst.«
    Wie um mir zu beweisen, dass sie weiß, was sie tut, drückt sie noch mehr aufs Gas, beschleunigt den Wagen auf fast zweihundert Stundenkilometer und schlängelt sich durch den Verkehr, als wäre das Ganze hier ein Playstation-Spiel.
    »Schon gut, ich bin einverstanden«, sage ich. »Ich halte die Klappe und du fährst.«
    »Na siehst du. Geht doch.«
    Ich spare mir jeden Kommentar und genieße lieber ihr bezauberndes Lächeln. Dann fährt sie mit ihrem Bericht fort.
    »Ich war halt neugierig nach unserer Begegnung. Und ich wollte dich unbedingt wiedersehen. Darum bin ich einfach von Hotel zu Hotel gezogen und habe gefragt, ob es einen Gast gibt, der Joachim oder Jo heißt. Ich war sogar schon einmal in eurem Hotel

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