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Billigflieger

Titel: Billigflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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knirschenden Reifen über einen schotterbestreuten Zufahrtsweg. Der Weg windet sich durch einen Zedernhain, und wir halten schließlich vor einem niedrigen Gebäude, das nach vorne hin offen ist.
    Das Ganze soll wohl eine Art Empfangshalle sein, alles sehr gediegen natürlich, und erst jetzt merke ich, dass die Anlage in Wahrheit ein Hotel mit angeschlossenem Restaurant ist. Aber natürlich nicht irgendein Hotel und auch nicht irgendein Restaurant. Und schon gar nicht eines, in das man fährt, wenn man einfach nur schlafen oder einfach nur satt werden will.
    Die Umgebung riecht nämlich nicht nur verführerisch nach Kräutern und frisch gekochtem Essen, sondern auch nach - Geld.
    »Wir sind da«, sagt Katie.
    »Wir sind wo?«
    »Ich dachte, es ist höchste Zeit fürs Mittagessen.«
    »Das ist es allerdings.«
    Hunger habe ich nämlich schon seit langem. Aber ob es hier irgendetwas auf der Karte gibt, das ich bezahlen kann? Na, mal sehen.
    Wir steigen aus, und sie drückt wie selbstverständlich den Wagenschlüssel einem Angestellten in die Hand. Der Typ trägt eine Pagenuniform mit tausend Knöpfen und Bändern, die ihn aussehen lässt wie einen Torero in der Stierkampfarena - irgendwie feminin . (Tatsache ist doch, dass in der Arena der Stierkämpfer eine Frau darstellt und der Stier einen Mann: Sieht man an den Hörnern.) Jedenfalls steigt der Page in den Wagen ein und fährt damit davon.
    »Hey! Hast du gar keine Angst, dass der mit deinem Wagen einfach abhaut?«, frage ich sie.
    Sie lacht, kommt auf mich zu und streicht mir über die Wange. »Ach, Jo. Du bist echt niedlich.«
    Niedlich?
    NIEDLICH?
    NIEDLICH?!
    Schade, dass Katie mich nicht geohrfeigt hat. Damit könnte ich einfacher umgehen als mit dem Gesagten.
    Ich muss es nicht erklären, oder? »Niedlich« ist für einen Mann so ziemlich das vernichtendste Urteil, das eine Frau treffen kann. Im Gegensatz dazu würde man sich über »Du Mistkerl« oder »Du Flasche« regelrecht freuen. Aber »niedlich« ist ungefähr so, als hätte sie dir gerade gesagt, dass du den Status eines Schoßhundes hast. Oder eines Schuljungen. Es ist das Ende. Es raubt dir jede Form von Stolz, Selbstbewusstsein und Männlichkeit. Ich hasse sie. Ich will nach Hause.
    Mein einziger Trost besteht darin, dass Katie es gar nicht merkt. Sie hat sich einfach umgedreht und ist vorgegangen. Jetzt steht sie in der mit Terracottafliesen ausgelegten Lobby, die wie das ganze übrige Areal und die anderen Gebäude im spanischen Finca-Stil gehalten ist - grob verputzte Wände, verwinkelte Dächer, Holzjalousien vor den Fenstern und Balkontüren. Man könnte hier ohne weiteres einen Wildwestfilm drehen.
    Der spanische Landhausstil soll den Millionären, die hierherkommen, vermutlich das Gefühl vermitteln, sie würden ein schlichtes, erdverbundenes Leben führen (das sie schlappe vierhundert Euro die Nacht kostet - ohne Frühstück). Klar, andere Typen geben so viel in der Stunde aus, um von einer Frau im Lederdress die schmerzhaften Seiten des Lebens kennenzulernen. Warum also nicht? Wenn die Reichen so dumm sind und ihren Schotter für so einen Unsinn hinblättern, spricht nichts dagegen. Sollen sie doch. Vielleicht sollte ich den Jungs später vorschlagen, dass wir einfach auch so ein Hotel aufmachen und dann für den Rest unserer Tage ausgesorgt haben.
    Katie wird übrigens von jedem Angestellten, an dem wir vorbeikommen, persönlich begrüßt, inklusive des Chef de salle , der hinter seinem Empfangstresen hervorstürmt und mit einer ganzen Reihe von Bücklingen auf sie zukommt, ihre Hand küsst und dabei vor Freude strahlt.
    »Ach, Señora Katie, das ist eine wunderbare Freude, Sie wieder bei uns im Haus begrüßen zu dürfen. Sind Sie in Begleitung von Señor Gerd?«
    Ein Schatten huscht über Katies Gesicht, macht aber sofort einem tapferen, selbstbewussten Lächeln Platz. »Señor Gerd ist da, wo der Pfeffer wächst, Xavier. Und zwar für den Rest meines Lebens. Trotzdem bin ich zum Mittagessen gekommen. Mein Begleiter und ich möchten draußen im Patio speisen.«
    Speisen ? Hat sie wirklich speisen gesagt? Vielleicht sollte ich Katie kurz darauf hinweisen, dass ich grundsätzlich nicht speise, sondern höchstens esse . Und hier auf Malle stimmt nicht einmal das, weil für die Art von Nahrungsaufnahme, die wir auf dieser Insel kultivieren, die Begriffe fressen , mampfen oder Grundlage schaffen eigentlich noch angemessener sind. (Nur zur Erinnerung: In Arenal isst man nur, um danach besser

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