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Billigflieger

Titel: Billigflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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Titanic ein ziemlich bescheuerter Film ist, zumal der männliche Held am Schluss im Ozean ertrinkt - und das habe ich bestimmt nicht vor. Außerdem bin ich nicht Leonardo DiCaprio, und vor allem bin ich nicht schwindelfrei!
    Mit vorsichtigen Tippelschritten arbeite ich mich daher zu ihr vor - und mir muss niemand sagen, dass ich dabei nicht gerade eine gute Figur mache. Ich wirke vermutlich wie ein Typ, der sich zufällig auf ein Hochseil verirrt hat, aber nicht die geringste Ahnung von Akrobatik hat. Zugegeben, der Fels, auf dem ich balanciere, ist etwas breiter als ein Seil, sagen wir gut und gerne drei Meter. Aber rechts und links geht es nun einmal mehrere Hundert Meter steil herunter, und dazu weht auch noch ein kräftiger Wind, der bestimmt für eine elegante Flugbahn sorgt, wenn man fällt.
    Das hier ist einfach nicht mein Ding. Ich stamme aus dem Flachland. Ich mag Berge nicht. Und ich habe nie etwas anderes behauptet. Also kann das jetzt bitte aufhören!
    Katie steht übrigens immer noch mit den Zehenspitzen genau an der Felskante, so als würde ihr das alles nichts ausmachen. Oder so, als würde sie den Schwindel genießen. Die ist doch nicht ganz dicht.
    Ich meine, wir Männer haben ja nicht Angst, weil wir schwache Nerven hätten oder Memmen wären. Wenn es nur um uns ginge, wäre das alles gar kein Problem. Nein, wir fangen höchstens an zu zittern, weil sich andere in Gefahr begeben und wir uns für sie verantwortlich fühlen. Wie in diesem Fall. Wie soll ich Katie retten, wenn ich selbst dabei draufgehe? Eben!
    Männer sind Helden, Frauen sind leichtsinnig. So einfach ist das.
    Dann streckt sie die Hand nach mir aus, ich nehme sie und arbeite mich bis zu ihr vor, bis nah an die Felskante heran. Gemeinsam blicken wir über das Meer bis zum Horizont hinaus. Und ich weiß auf einmal, dass Titanic vielleicht doch kein so schlechter Film ist. Jedenfalls ist das hier ein großartiger Moment, und das Schwindelgefühl, das mich erfasst, liegt nur zum Teil an dem Abgrund vor meinen Füßen. Und zum größeren Teil an ihr, an Katie, die jetzt direkt neben mir steht, die Augen geschlossen hat und sich an mich lehnt. Wow! Ich glaube, wenn ich jetzt fallen würde, wäre das gar nicht schlimm. Ich könnte, glaube ich, sogar fliegen. Und ich schätze einmal, dass mir ungefähr eine halbe Minute bliebe, bevor wir unten aufschlagen würden, und das müsste doch reichen. Für eine kleine schnelle Nummer. Na ja, gut - eine sehr schnelle Nummer.

26. Der Geruch des Geldes
    Wir gehen zum Wagen zurück und fahren weiter. Kurz darauf erreichen wir die ersten Ausläufer von Deia, einer kleinen Ortschaft zwischen Soller und Valldemossa. Ein Blick genügt, um zu wissen, dass Deia so etwas wie das Gegenteil von Arenal ist: nicht groß, laut, turbulent oder hässlich, sondern klein, beschaulich, schön und unbezahlbar.
    Katie nimmt übrigens, während wir uns dem Ortskern nähern, ausnahmsweise den Fuß vom Gas. Vermutlich weil sie Angst hat, einen Prominenten zu überfahren, wenn sie weiterhin zu schnell fährt. Davon gibt es hier nämlich jede Menge.
    Rechts und links der Straße stehen allerlei Fincas und andere Anwesen, zumeist umgeben von Mauern, auf denen Nato-Draht, Kameras und Bewegungsmelder darauf hinweisen, dass die Besitzer etwas ganz Besonderes sind. Zum Beispiel reich. Oder berühmt. Oder beides.
    Mann, ist mir schlecht.
    Katie bestätigt dies übrigens: »Sieh mal, da vorne wohnt Pierce Brosnan und dort Elton John. Und da hinten, das ist die Villa von Michael Douglas und Catherine Zeta-Jones.«
    »Von wem?«
    Natürlich weiß ich, wer Pierce Brosnan ist, und ich kenne auch Michael Douglas und Catherine Zeta-Jones. Aber ich kann es nun einmal nicht leiden, dass Katie mich mit diesem Name-Dropping beeindrucken möchte. So, als wenn sie diese ganzen Leute persönlich kennen würde. (Tut sie, aber das verheimlicht sie mir im Moment noch.)
    Wir fahren an einem Anwesen vorbei, um das sich verdächtig viele wunderschöne dunkelhäutige Mädchen drängeln, die sich alle so verhalten, als wenn sie ganz zufällig da wären, was ihnen nicht so recht gelingt.
    »Und da wohnt bestimmt Boris Becker, oder?«, frage ich.
    »Ich glaube, der wohnt in der Nähe von Artà. Wie kommst du drauf?«
    »Ach, nur so.«
    Kurz hinter dem Ortskern biegen wir in eine kurze, von akkurat gestutzten Hecken gesäumte Auffahrt, die zu einem riesigen schmiedeeisernen Tor führt. Mit einem elektrischen Surren gleitet die Pforte auf, und wir fahren mit

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