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Billionen Boy

Billionen Boy

Titel: Billionen Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Walliams
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Über ihnen schwebte ein Hubschrauber. In Bruchteilen von Sekunden wurden sämtliche Fußballspiele abgebrochen und die Schüler brachten sich vor demnun landenden Fluggerät in Sicherheit. Hunderte Pausensnacks wurden mitsamt ihrer Verpackung durch die Kraft des Rotors aufgewirbelt. Waffeltütchen, Schokoriegel und sogar ein Joghurtbecher tanzten durch die Luft, bevor der Motor abgeschaltet wurde und der Rotor langsam zum Stehen kam. Dann fielen sie wieder zu Boden.
    Mr Spud kam aus der Pilotenkanzel gesprungen und preschte, den Aufsatz in der Hand, über den Schulhof.
    Oh, nein!, dachte Joe.

    Mr Spud trug ein braunes Toupet, das er mit beiden Händen festhalten musste, und einen goldenen Overall mit der schwarz glänzenden Aufschrift »Po-Air« auf dem Rücken. Joe hatte das Gefühl, vor Scham sterben zu müssen. Er versuchte sich hinter einem älteren Schüler zu verstecken. Aber er war zu dick, und sein Vater fand ihn.
    »Joe! Joe! Da bist du ja!«, rief Mr Spud aufgeregt.
    Sämtliche Schüler starrten Joe Spud an. Bislang hatten sie sich um den kleinen dicken Neuen nicht allzu sehr gekümmert. Und jetzt stellte sich heraus, dass sein Vater einen Hubschrauber besaß. Einen richtigen, waschechten Hubschrauber. Wow!
    »Hier, dein Aufsatz, mein Sohn. Ich hoffe, es reicht noch. Außerdem ist mir eingefallen, dass ich vergessen habe, dir Geld für das Mittagessen zu geben. Hier sind fünfhundert Pfund!«
    Mr Spud zückte einen Stapel druckfrischer Fünfzig-Pfund-Scheine aus seiner brandneuen Brieftasche aus Zebra-Leder. Joe schob das Geld beiseite, während die anderen Kinder es neidvoll betrachteten.
    »Soll ich dich nach Schulschluss abholen, mein Sohn?«, erkundigte sich Mr Spud.
    »Nicht nötig, Dad, danke. Ich nehme einfach den Bus«, murmelte Joe mit gesenktem Blick.
    »Holen Sie doch mich mit Ihrem Hubschrauber ab«, rief einer der größeren Jungs.
    »Oder mich!«, rief ein anderer. »Besser mich!«
    »Mich auch!«
    »Nein, mich!«
    »Miii-hich!«
    Kurz darauf schrien sämtliche Kinder auf dem Schulhof durcheinander und winkten, um die Aufmerksamkeit dieses kleinen, dicken Mannes im goldenen Overall auf sich zu ziehen.
    Mr Spud lachte. »Du könntest doch zum Wochenende ein paar Freunde einladen, dann können sie alle mal mit dem Hubschrauber fliegen«, verkündete er mit einem Lächeln.
    Lauter Jubel hallte über den Schulhof.
    »Aber Dad …« Das war so ziemlich das Letzte, was Joe wollte: Dass alle sahen, wie unglaublich pompös ihr Haus war und was für verrücktes Zeug sie besaßen. Er sah auf seine Plastik-Armbanduhr. Ihm blieben weniger als dreißig Sekunden Zeit.
    »Dad, ich muss mich beeilen«, platzte Joe heraus. Er riss seinem Vater den Aufsatz aus der Handund rannte, so schnell ihn seine dicken Beine trugen, ins Schulgebäude, die Treppe hinauf und an dem unfassbar alten Direktor vorbei, der gerade mit dem Treppenlift nach unten fuhr. Mr Dust sah aus wie mindestens hundert, war aber vielleicht sogar noch älter. Er hätte besser als Ausstellungsstück in ein Naturkundemuseum gepasst, als Direktor einer Schule zu sein. Dafür war er aber vollkommen ungefährlich.
    »Gehen – nicht laufen!«, nuschelte er. Selbst sehr alte Lehrer dreschen noch gern Phrasen.
    Während Joe sich über den Flur in Richtung Klassenzimmer wuchtete, wo Miss Spite auf ihn wartete, merkte Joe, dass ihm die halbe Schule folgte. Hier und da hörte er sogar Rufe: »Hey, Sauberpo-Söhnchen!«
    Völlig entnervt lief er weiter bis ins Klassenzimmer. Die Hexe hielt ihre Uhr in der Hand.

    »Hier ist mein Aufsatz, Miss Spite!«, rief er.
    »Du kommst fünf Sekunden zu spät!«
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst, Miss!« Joe war fassungslos, dass man so gemein sein konnte. Er blickte nach hinten und sah Hunderte Schüler, die ihn durch die Türscheibe anstarrten. Alle waren ganz wild darauf, einen Blick auf den reichsten Jungen der Schule zu erhaschen – oder vielleicht sogar der ganzen Welt – und drückten sich die Nasen platt, sodass sie aussahen wie ein Wurf Ferkel.
    »Mülldienst!«, sagte Miss Spite.
    »Aber Miss«
    »Eine ganze Woche Mülldienst!«
    »Miss …«
    »Einen ganzen Monat Mülldienst!«
    Joe entschied sich, nichts mehr zu sagen. Er schlurfte aus dem Klassenzimmer hinaus und schloss die Tür hinter sich. Auf dem Flur starrten ihn immer noch Hunderte Schüleraugen an.
    »Uiiiii! Billionen-Boy!«, erklang eine tiefe Stimme von hinten. Sie gehörte einem der größeren Jungen, aber wem genau, konnte Joe nicht

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