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Billionen Boy

Billionen Boy

Titel: Billionen Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Walliams
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heftig. Ob Dad so schnell hier sein konnte?

9. »WILLSTE?«
    »Willste?«, fragte Bob und bot seinem Freund die Hälfte seines zweiteiligen Schokoriegels an.
    »Danke, Kollege«, antwortete Joe. Sie standen in einer abgeschiedenen Ecke des Schulhofs und sannen über Joes düsteres Schicksal nach.
    »Und jetzt?«
    »Keine Ahnung. Ich habe meinem Dad eine SMS geschickt. Aber in fünfzehn Minuten schafft er es nie und nimmer. Was soll ich nur tun?«
    Ein paar Ideen schossen ihm durch den Kopf:
    Er könnte eine Zeitmaschine erfinden, ein kleines Stück in die Vergangenheit zurückreisen und einfach nicht vergessen, sein Heft einzupacken. Das war allerdings nicht so leicht, und wenn es bereits irgendwann einmal gelungen wäre, eine Zeitmaschine zu konstruieren, dann wäre wohl schon malirgendjemand in die Vergangenheit gereist und hätte die Geburt von Typen wie zum Beispiel Piers Morgan verhindert.
    Oder Joe könnte ins Klassenzimmer zurückgehen und Miss Spite verklickern, dass sein Heft »vom Tiger gefressen worden« sei. Das wäre sogar nur halb gelogen, weil sie zu Hause einen Privatzoo mit einem Tiger namens Geoff hatten. Und einen Alligator, der auf »Jenny« hörte.
    Er könnte auch Nonne werden. Dann würde er in einem Nonnenkloster leben und den ganzen Tag beten und Kirchenlieder singen und überhaupt nur religiöse Dinge tun. Einerseits würde ihn das Kloster vor Miss Spite schützen, und schwarz stand ihm auch recht gut. Andererseits würde es vielleicht ein bisschen langweilig werden.
    Er könnte auf einen anderen Planeten auswandern. Die Venus läge am nächsten, aber vielleicht war es auf dem Neptun sicherer.
    Er könnte den Rest seines Lebens im Untergrund verbringen; vielleicht sogar einen Stamm Unterirdischer begründen und eine Geheimgesellschaft von Leuten, die allesamt noch ihre Hausarbeiten bei Miss Spite nachreichen mussten.
    Er könnte sich einer kosmetischen Operation unterziehenund seine Identität wechseln. Und dann den Rest seines Lebens als eine alte Dame namens Winnie verbringen.
    Er könnte unsichtbar werden. Allerdings wusste Joe nicht genau, wie das ging.

    Er könnte zur nächsten Buchhandlung laufen und das Buch »Gedankenkontrolle – ein Lehrgang in zehn Minuten« von Professor Stephen Haste kaufen und Miss Spite ganz schnell unter Hypnose weismachen, er hätte ihr seine Hausaufgabe längst gegeben.
    Er könnte sich als eine Portion Spaghetti Bolognese verkleiden.
    Die Schulschwester bestechen, damit sie Miss Spite erzählt, er sei gestorben.
    Sich für den Rest des Lebens im Unterholz verstecken und sich von Würmern und Maden ernähren.
    Sich blau anmalen und behaupten, er sei ein Schlumpf.
    Joe blieb kaum Zeit, alle Möglichkeiten zu erwägen, denn jetzt ragten zwei wohlbekannte Schatten hinter ihm auf.
    »Bob«, sagte der eine mit einer Stimme, die weder hoch noch tief war und keinerlei Rückschlüsse auf sein Geschlecht zuließ.
    Die Jungen drehten sich um. Bob hatte keine Lust auf den ständigen Streit und hielt den beiden einfach seinen kaum angebissenen halben Schokoriegel hin.
    »Keine Sorge«, flüsterte er Joe zu. »Ich habe noch eine ordentliche Portion Schokolinsen in der Socke.«
    »Wir wollen deinen Schokoriegel gar nicht«, sagte Grubb Nummer eins.
    »Nein?«, fragte Bob. Sein Hirn begann zu rasen. Ahnten die Grubbs etwas von den Schokolinsen?
    »Nein, wir wollten dir nur sagen, wie leid es uns tut, dass wir dich gemobbt haben«, sagte Grubb Nummer zwei.
    »Und um es wieder gutzumachen, möchten wir dich zum Tee einladen«, fuhr Grubb Nummer eins wieder fort.
    »Zum Tee?«, wiederholte Bob ungläubig.
    »Ja. Und vielleicht können wir zusammen Hippo-Flipp spielen«, fügte Grubb Nummer zwei hinzu.
    Bob sah seinen Freund an, aber Joe zuckte nur die Schultern.
    »Danke, Jungs – ich meine, Junge und Mädchen, unverkennbar …«
    »Unverkennbar«, sagte ein undefinierbarer Grubb.
    »… aber heute Nachmittag kann ich nicht«, fuhr Bob fort.
    »Dann vielleicht ein anderes Mal«, antwortete einer der Grubbs, während sich die Zwillinge wieder aus dem Staub machten.
    »Was war das denn?«, fragte Bob und angelte ein paar Schokolinsen hervor, die leicht nach Sockenschmeckten. »Ich kann mir im Leben nicht vorstellen, am Nachmittag zu den Grubbs zu gehen und mit den beiden Hippo-Flipp zu spielen. In hundert Jahren nicht!«
    »Ja, schon komisch«, meinte Joe. Dann sah er schnell weg.
    In diesem Moment erfüllte ein ohrenbetäubender Lärm den Schulhof. Joe sah zum Himmel.

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