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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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nicht, dass Lydia dir diese Unterlagen überlassen hat!«
    »Die Unterlagen nicht, aber den Umschlag, um Gabriellas Foto hineinzustecken. Ich wollte schließlich nicht in der Metro ein derartiges Foto offen mit mir herumtragen!«
    »Das ist verständlich. Und was hast du jetzt vor?«
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    »Schnellstens einen Anwalt aufzusuchen. Diese Leute haben versteckte Drohungen ausgestoßen, ich konnte dir ja jetzt nicht alles berichten… Aber es kommt gar nicht in Frage, dass ich mich einschüchtern lasse!«
    Er erhob sich und bedankte sich dafür, dass sie gekommen sei, um ihn vor den geplanten Machenschaften der Feinde El Guías zu warnen. Er tat das ausführlich und in sehr gesetzten Worten, um damit Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.
    »Würdest du mir einen Gefallen tun?«
    Sein Gesicht hatte für einen kurzen Augenblick wieder jenen Ausdruck des schüchternen kleinen Jungen, dem Laurence vor fünf Jahren so widerstandslos verfallen war.
    »Ja, sicher«, antwortete sie verwirrt.
    »Ich würde mir gern einmal dieses Foto ansehen. Nicht aus un-ziemlicher Neugier natürlich, das ist doch wohl selbstverständlich.
    Aber ich habe, was diese Geschichte betrifft, einen ganz bestimmten Verdacht, den ich unbedingt überprüfen muss …«
    »Wenn es weiter nichts ist! Ich bringe es dir morgen vorbei, zuverlässig!«
    »Leider muss ich aber noch heute Abend abreisen. Sogar schon am frühen Abend. Könnten wir denn nicht bei dir vorbeigehen, jetzt gleich? Ich rufe ein Taxi, wir fahren hin und können uns bei der Gelegenheit weiter unterhalten … Was passt dir daran nicht?«
    Sie druckste verlegen herum, sichtlich um eine Ausflucht bemüht.
    »Nichts, aber ich würde doch lieber … Hör mal, sag mir doch lieber, wo ich dich treffen könnte, und …«
    »Du vertraust mir nicht?«
    Sie protestierte lauthals – was glaube er denn von ihr! Aber sie habe seit ihrer Rückkehr aus der Gefangenschaft einfach eine zwanghafte Scheu vor der Bekanntheit entwickelt, die Psychologen hätten bestimmt einen Fachausdruck dafür … Und sie habe schließlich allen Grund dazu, sich vor der Belästigung durch die Medien und 394

    dem Eindringen der Öffentlichkeit in ihre Privatsphäre zu schützen.
    »Kurz, ich habe eine Art von Unterschlupf gefunden, wo mich niemand stören kann. Nicht einmal meine eigene Mutter kennt die Adresse!«
    »Morgen bin ich doch schon wieder in Malta, und von meiner Seite brauchst du da keine unverhofften Besuche mehr zu befürchten! Und anderen gegenüber werde ich das Geheimnis deines Elfen-beinturms bestimmt wahren, fest versprochen!«
    »Meine Angst ist irrational, das weiß ich wohl! Aber ich werde sie ja doch früher oder später mal überwinden müssen. Also einverstanden, gehen wir! Aber ich habe dich gewarnt, du wirst vielleicht enttäuscht sein.«
    »Es wird doch kein Dornröschenschloss sein?«
    »Ich meinte nicht das Haus, sondern das Foto. Abgesehen von dem, was ich dir schon gesagt habe, ist nichts weiter bemerkenswert daran, das darfst du mir glauben.«
    Sie stand auf, musste aber sofort nach der Lehne des Sessels greifen. Schon wieder ein Schwächeanfall… Sie musste dringend ihren Blutdruck prüfen lassen …
    »Das Risiko nehme ich auf mich«, versicherte er und wählte eine Telefonnummer. »Und vergeudete Zeit ist es auf keinen Fall: Wir sind ja zusammen. Hallo?«
    Er bestellte ein Taxi.
    Neugierig und amüsiert (vielleicht sogar beruhigt?) blickte sich Jean-Louis um und betrachtete die große, düstere Halle, die aufgereihten Räume mit den zugezogenen Vorhängen, die Stein- und Marmor-statuen als stumme Wächter.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass ich der Wirklichkeit so nahe gekommen bin, als ich von einem Märchenschloss sprach. Du wohnst tatsächlich hier?«
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    »Unter dem Dach, in dem für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Teil. Aber ›Öffentlichkeit‹ ist eher eine Redensart, es kommen kaum jemals Besucher.«
    »Und wie hast du diesen Schlupfwinkel gefunden?«
    »Durch einen befreundeten Psychiater. Doch das ist eine lange Geschichte … Aber hier wollen wir nicht bleiben, es ist fast etwas unheimlich hier unten. Das Atelier oben ist viel heimeliger, Gott sei Dank!«
    Sie stieg vor ihm die Treppe hoch. Als sie auf dem Treppenabsatz des ersten Stocks ankamen, sah er, dass vor einer Tür die sonst überall den Zugang sperrende rote Kordel abgehängt war und in der Mitte des Arbeitszimmers ein höchst unpassendes Feldbett stand.
    »Hier schlafe ich«, erläuterte Laurence. »Oben geht

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