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Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt

Titel: Billon, Pierre - Die fünfte Offenbarung.odt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fuenfte Offenbarung
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gekreuzten Beinen auf den verblassten, geblümten Bezug des alten Sofas.
    Kiersten näherte sich ihm und schlug vorsorglich eine Seite ihrer Kostümjacke zurück; man konnte ja nie wissen … Sie wechselte einen Blick mit Laurence.
    »Zu rührend!«, sagte Becker bissig. »Das Vorgehen der König-398

    lichen Polizei steht dem der Italiener nicht nach! Ich meine damit, dass Sie einen der größten Schnitzer Ihrer Laufbahn begehen, Inspektor MacMillan. Unter den jetzigen Umständen fühle ich mich natürlich nicht mehr an mein Angebot gebunden, mit den Leuten zu verhandeln, die Ihre Tochter nach ihrer Flucht in Empfang genommen haben. Ob die sie wohl von einer Filmkarriere überzeugen können? Ich bezweifle das. Und obendrein ist ja solch eine Karriere leider oft nur sehr kurz …«
    Fjodor Gregorowitsch stieß einen Ruf des Abscheus aus und trat mit drei großen Schritten näher. Sofort tat er jedoch wieder zwei Schritte rückwärts, wie verjagt durch einen Geruch, der ihm Übelkeit verursachte.
    »Wie können Sie es wagen, derlei schreckliche und zynische Andeutungen zu machen!«, sagte er und wischte sich die mächtige Stirn mit einem winzigen Damentaschentuch ab. »Ich glaubte bisher, ein Snuff sei eine starke, neue Droge in der Art von Kokain, wozu ich durch die Wortähnlichkeit mit ›schnüffeln‹ verleitet wurde. Inzwischen habe ich ein kurzes Stück von einem gesehen, ob-gleich ich es nicht wollte: absolute Verwüstung der Seele, ganz schrecklich! Diese vampirhafte Freundin aus Kanada hat mich gezwungen, es mir fünf Minuten lang anzusehen. Und das Ergebnis?
    Ich habe Ja gesagt, wegen dieses Mädchens, das in Gefahr ist!«
    »Tatsächlich!«, meinte Jean-Louis. »Wenn ich Sie recht verstehe, hat man Sie also gezwungen, richtig?«
    »In Rußland drücken wir das anders aus. Und ich habe noch nie einer alchemistischen Übertragung ohne beiderseitiges Einverständnis zugestimmt. Niemals! Warum sollte ich auch, nachdem das eine so schwere Belastung für mich ist! Nach einer solchen psychischen Vergiftung hat man nicht nur einen Kater wie nach zu viel Wodka; nein, da hat man noch tagelang eine klebrige, schmierige Seele! Das war nicht anders bei der ersten Begegnung mit Laurence: Eine Woche lang hatte ich Herzrasen und Albträume! Entschuldigen Sie 399

    meine Weitschweifigkeit, ich merke, dass Sie die Geduld verlieren.«
    »Sie sind ja richtig scharfsinnig! Und ich glaube wohl zu träumen.
    Wollen Sie mir vielleicht andeuten, dass diese beiden hysterischen Weiber mich einer Art von Exorzismus unterziehen wollen, gegen meinen Willen und offenbar sogar gegen den Ihren?«
    »Sie sollten nicht das Schwert noch in der Wunde umdrehen!«, erwiderte der Russe und trat behutsam näher, als befürchte er, der Boden könne unter seinem Gewicht nachgeben. An Kiersten gewandt, setzte er hinzu: »Bitte treten Sie zurück bis zu dieser schwül-stigen Venus dort. Sie sind zwar lobenswert bemüht, Ihre Gefühle nicht zu zeigen, aber Sie stören meine Konzentration durch heftige Ausdünstungen der Angst, vor allem der mütterlichen Furcht um das Leben Ihres Kindes. Danke, jetzt geht es schon besser!«
    »Sollte man ihr nicht besser sagen, dass diese Angst durchaus be-gründet ist?«, fragte Becker und warf einen Blick auf seine Uhr.
    »Hören Sie jetzt auf mit diesem Kauderwelsch und sagen Sie mir klipp und klar, was Sie von mir wollen. Ob ich hier lebend herauskomme oder auch nicht, wird sowieso nichts ändern an dem, was nun geschehen wird …«
    Der Psychiater war in Schweiß gebadet. Das Zittern seiner Kiefer übertrug sich auf sein Doppelkinn. Er ließ sich schwer in einen Sessel fallen. Laurence hatte sich gegen die Glastür zur Terrasse gelehnt; sie musste fröstelnd den Blick abwenden. Sie litt unter dem Schauspiel, das er bot.
    »Ich habe schreckliche Angst vor dem Tod«, gab Fjodor zu. »Sie nicht, ich weiß das. Ihre Verachtung ihm gegenüber vermag ich als echtes Geschenk einzuschätzen. Ich bemühe mich jetzt um einige Erklärungen, aber ich weiß, dass ich mit meinen Worten oft eine wahre Katastrophe auslöse. Betrachten Sie mich einfach als einen aufnahmebereiten psychischen Schwamm! Verstehen Sie das?«
    »Ich verstehe vor allem, dass Sie ein sanfter Irrer sind«, entgegnete Jean-Louis mit wachsender Sicherheit. Ein Seitenblick auf die bei-400

    den Frauen bestärkte ihn und er gewann wieder Oberwasser. »Was saugen Sie als Schwamm denn auf? Tränen? Dann sind Sie bei mir aber an den Falschen geraten.«
    »Ich

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