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Bin ich hier der Depp

Bin ich hier der Depp

Titel: Bin ich hier der Depp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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möglichst viel über die (Hamsterrad-)Gepflogenheit in einer Firma erfahren? Hier ein kleines Spionage-Programm:
    Spätschicht am Telefon
    Fast alle Stellenausschreibungen enthalten eine Telefonnummer für Nachfragen, oft die des Fachvorgesetzten. Die meisten Bewerber rufen zu den üblichen Geschäftszeiten an, wenn sie noch etwas zu der Stelle wissen wollen. Ich empfehle Ihnen, später anzurufen. Ob Ihr potenzieller Vorgesetzter wohl um 19.00 Uhr noch zu erreichen ist? Probieren Sie es, wählen Sie seine Nummer! Sollte er sich melden, könnte das ein schlechtes Zeichen sein: Warum klebt er um diese Zeit noch am Schreibtisch? Und was hat das für Ihre künftigen Arbeitszeiten zu heißen? Nichts Gutes, fürchte ich!
    Um sicherzugehen, können Sie am kommenden Tag (mit unterdrückter Nummer) noch später anrufen, sagen wir: um 20.00 Uhr. Wenn er sich erneut meldet, brauchen Sie nichts mehr zu sagen, weil alles gesagt ist – über die Firma.
    Die Mail-Falle
    Nicht immer ist es eine Entwarnung, wenn ihre künftigen Kollegen pünktlich nach Hause gehen – wer garantiert, dass sie dort nicht bis Mitternacht weiterarbeiten? Lassen Sie sich die Mailadresse Ihres künftigen Chefs geben und schicken Sie ihm deutlich nach Feierabend eine sinnvolle Rückfrage zu der Position, so formuliert, dass sie sich mit einem Satz beantworten lässt.
    Nun ist Ihr Köder ausgelegt, und Sie können abwarten: Wann kommt die Antwort? Drei von vier Vorgesetzten werden Ihnen schreiben, sobald sie Ihre Mail abrufen. Zum Beispiel um 22 Uhr. Oder um 0.15 Uhr. Oder – was das beste Signal wäre – am nächsten Morgen um 8.30 Uhr, nach regulärem Dienstbeginn.
    Falls Sie keine Antwort erhalten, kann das ein Zeichen sein für Chaos, Überforderung, aber auch Mitarbeiter-Missachtung. Das riecht ebenfalls nach Hamsterrad!
    Kritische Vorstellung
    Was in Vorstellungsgesprächen geschieht, ist oft abenteuerlich: Der eine Bewerber muss 45 Minuten warten, bis er drankommt (obwohl ihn selbst jede Minute Unpünktlichkeit den Kopf gekostet hätte). Der nächste wird nach 30 Minuten aus dem Vorstellungsgespräch gedrängt, weil seine Gesprächspartner zurück an die Tagesarbeit wollen. Und wieder eine andere Bewerberin erlebt beim Warten im Vorzimmer, wie die Sekretärin mit Arbeiten bestürmt und fast in einen Nervenzusammenbruch getrieben wird. Solche Indizien verraten viel über das Hamsterrad-Potenzial einer Firma.
    Im Gespräch sollten Sie beobachten, ob Ihre Gegenüber den Augenkontakt mit Ihnen suchen oder nur mit Ihrem Lebenslauf. Im zweiten Fall hat es offenbar niemand geschafft, sich auf das Gespräch mit Ihnen vorzubereiten. Warum nicht? Lässt die Tagesarbeit keine Luft dazu?
    Wie wirken Ihre Gesprächspartner: gehetzt oder geduldig? In welchem Tempo sprechen sie? Ruhig und besonnen? Oder so schnell, als würde im Hintergrund eine Stoppuhr laufen? Können Sie in Ruhe aussprechen? Oder werden Ihre Sätze, wenn Ihnen mal ein Wort fehlt, von Ihren Gesprächspartnern zu Ende geführt?
    Und stoßen Sie auf geduldige Zuhörer, wenn Sie am Ende noch Fragen stellen? Oder merken Sie, dass alle auf Kohlen sitzen? Oder womöglich schon aufstehen, um noch im Rausgehen zu antworten? Alle Zeichen von Hektik, Nervosität, übertriebenem Tempo und von maschineller Bewerber-Abfertigung können für ein Hamsterrad sprechen.
    Falls Sie ein solcher Verdacht beschleicht, sollten Sie ihm am Ende des Gespräches nachgehen, indem Sie Fragen stellen wie diese:
Angenommen, Sie stellen mich ein und ich bewähre mich als sehr engagierter Mitarbeiter – wie könnten meine Arbeitszeiten dann aussehen?
Wie wichtig ist Zeitmanagement in Ihrer Firma?
Wie halten Sie es mit der Erreichbarkeit Ihrer Mitarbeiter in der Freizeit?
    So werden Sie heraushören, ob Sie an Ihren Ergebnissen oder an Ihren Arbeitszeiten gemessen werden. Und indem eine Firma betont, dass sie auf Zeitmanagement größten Wert legt, gibt sie indirekt zu: Die Zeit reicht für die Arbeit nicht aus.
    Aber kann es nicht sein, dass Sie einen potenziellen Arbeitgeber durch solche Fragen verprellen? Doch, das kann sein, aber ich verspreche Ihnen: Sie verprellen die Richtigen!
    Spion vorm Firmentor
    Wie wäre es, mal einen Nachmittagsspaziergang in der Nähe der anvisierten Firma zu machen, zum Beispiel nach Ihrem Vorstellungsgespräch? Und nun achten Sie auf zweierlei: Wann strömen die meisten Mitarbeiter aus dem Firmengebäude? Wenn die Arbeits- oder Gleitzeit offiziell endet? Eine halbe Stunde später? Oder erst,

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