Bin ich hier der Depp
Telefongesprächs! Aber immer wenn sich Sätze aus dem Telefonat in den Briefen finden, ist es mein Versagen!«
Ein anderes Mal diktierte er: »Bei Nichterfüllung werden wir juristische Schritte in die Wege leiten, um unsere Ansprüche zu sichern.« Aber weil er vergessen hatte, die Mute-Taste zu drücken, fragte ihn der völlig entsetzte Großkunde am anderen Ende der Leitung: »Was ist bloß in Sie gefahren! Bislang haben wir doch ein gutes Telefonat geführt.«
Und selbst ohne solche Unfälle beobachtet die Sekretärin: »Bei seinen Telefonaten gibt es immer viele Rückfragen. Die Leute merken, dass er nicht richtig bei der Sache ist. Und seine Briefe lesen sich so wirr, dass ich sie am liebsten neu formulieren würde.«
Womit wir wieder bei Bryan Smith sind: Hätte er sich darauf beschränkt, seinen Hund vom Fleisch abzuhalten – es wäre ihm gelungen. Hätte er sich darauf beschränkt, sein Auto zu steuern – es wäre ihm gelungen. Aber weil er Zeit sparen und nicht anhalten wollte, tat er beides zur gleichen Zeit. Und kam gewaltig ins Schleudern.
Hamsterrad-Regel: Chefs haben Zeit für alles, was ihnen wichtig ist. Und außerdem haben sie noch Mitarbeiter.
Deppen-Erlebnisse
Wie ich, eigentlich Redakteur, zum Telefonisten wurde
Der Entlassungs-Sensenmann ging um in unserem Kleinverlag. Mehrere Redaktionen waren ausgedünnt worden. Da kam die Verlagsleitung auf die Idee, unsere Telefonistin zu entlassen. Bis dahin hatte sie alle Telefonate, die auf der Zentralnummer einliefen, an die Redaktionen und Fachabteilungen durchgestellt.
Die fünf Redaktionen, längst ohne Sekretariat, mussten nun abwechselnd Telefondienst schieben. Alle fünf Wochen traf es mich: Einen Tag lang musste ich für den ganzen Verlag Telefonzentrale spielen und gleichzeitig meine Artikel schreiben.
Aber wie nur? Kaum hatte ich zwei Wörter in die Tastatur geklopft, klingelte das Telefon. Jemand wollte eine Anzeige schalten. Also: in die Telefonliste schauen, in die Anzeigenabteilung durchstellen. Auflegen. Weiterschreiben. Denkste! Neues Klingeln. Selber Anrufer. Alle Leitungen in der Anzeigenabteilung sind besetzt. Ob ich nicht die Kollegen um Rückruf bitten könnte? Okay, ich schreibe eine Mail, auf Wiederhören!
Aber jetzt wieder zu dem Artikel! Geht nicht – nächster Anruf. Ein Schüler will ein Praktikum machen. Ich stelle ihn durch. Wo war ich in meinem Artikel stehen geblieben? Ach ja, noch gar nicht angefangen! Nächster Anruf: Ein Abonnent will kündigen. Gute Idee, das sollte ich in diesem Laden auch! Ich stelle ihn durch.
Woran hatte ich vorher noch gleich gearbeitet? Es klingelt schon wieder: Ein Leser will wissen, warum schon wieder zwei Tippfehler im Blatt sind. »Weiß der Teufel«, entfährt es mir. Und ich entschuldige mich im Namen des Verlages. Wahrscheinlich ist der Fehler jenem Kollegen passiert, der gestern Telefondienst hatte!
Mir schwirrt der Kopf wie ein Bienenstock. Mein Ohr glüht vom Telefonieren. Mein Artikel ist ein Entwurf geblieben. Um Punkt 18 Uhr steht der Chef vom Dienst hinter mir: »Sag mal, wann kommt endlich dein Artikel? Gleich ist Redaktionsschluss!«
In meiner Not schalte ich beim Telefonieren auf Lautsprecher und tippe nebenbei. Wenn ich mich aufs Telefonat konzentriere, schreibe ich Müll. Wenn ich mich aufs Schreiben konzentriere, rede ich Müll. Egal!
In letzter Sekunde maile ich den Beitrag rüber zum Chef vom Dienst. Fünf Minuten später steht er hinter mir: »Du, das wirkt etwas wirr, vor allem die Übergänge.«
»Was erwartest du von einem Telefonisten?«
»Mehr Sorgfalt! Die Verlagsleitung hat schon mehrfach Qualität angemahnt.«
Das bringt mich auf eine Idee: Beim nächsten Mal sollte ich die Telefonzentrale auf die Nummer des Verlagsleiters umleiten. Mal schauen, wie es sich auf die Qualität seiner Arbeit auswirkt, wenn er den ganzen Tag telefoniert. Obwohl: Auf eine dümmere Idee, als eine Telefonistin zu entlassen, wird er kaum kommen!
Andreas Jensen, Redakteur
Warum der Stress ein Anti-Stress-Training verhinderte
Mein Chef nutzte jede Gelegenheit, Druck aufzubauen. Ging eine Mail vor Feierabend ein, und sei es nur eine Minute, verlangte er von uns, sie noch am selben Tag zu bearbeiten. Da der Arbeitstag unserer Geschäftspartner in den USA begann, wenn unser Tag endete, wurde uns der Feierabend dauernd verhagelt.
Einmal fragte er mich, als er mir eine Aufgabe gab:
»Wie lange brauchen Sie dafür?«
»Drei Tage.«
»Dann haben Sie zwei!«
Er wollte uns
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