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Bin Ich Schon Erleuchtet

Bin Ich Schon Erleuchtet

Titel: Bin Ich Schon Erleuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Morrison
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lag in ihrem Schoß. Indras Hand lag über meiner Hand, die sie auf mein Herz drückte. Immer wenn sie sprach, traf ein Luftstrom mein Gesicht. Ich sah mich um, ohne den Kopf zu bewegen, und erkannte meine Mit-Yogis, die sich paarweise die Füße massierten. Lara weinte. Jessica auch.
    Ich musste etwas gesagt haben, denn Indra bat mich, noch nicht zu sprechen. Sie reichte mir eine blaue Plastiktasse.
    Ich hob den Kopf gerade so weit, dass ich etwas trinken konnte, aber ich hatte Probleme mit dem Schlucken, weil ich nicht aufhören konnte zu lächeln. Sieh sie dir an, dachte ich. Meine wunderschönen Freunde, die sich gegenseitig die Füße massieren . Ich lächelte Lara an, weil ich hoffte, sie würde mich verstehen. Sie weinte nur noch mehr.
    Ich fing an zu lachen, und dann wusste ich, warum man manchmal Gelächter mit einem plätschernden Bach vergleicht. Ich wollte mein Lachen trinken, so klar und rein war es. Wie erstaunlich! , dachte ich. Wie vollkommen und erstaunlich wir doch alle sind!
    Auf einmal stand Lou vor mir, und seine Hand lag auf meinem Bein. Ich lächelte zu ihm hoch. Er wirkte entspannt, aber neugierig. »Wie fühlst du dich?«, murmelte er. Ich lächelte stumm. Ich liebe dich , dachte ich.
    Sein Gesicht leuchtete auf. Das hatte ich noch nie erlebt. Als könnte er wirklich meine Gedanken lesen. Er legte seine Hand auf Indras Hand, die noch auf meiner lag, und strich mir mit der anderen ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Suzanne«, sagte er, »ich glaube, du könntest einen Kundalini-Aufstieg erlebt haben.«
    Ich spürte, wie Indras Arm sich versteifte. »Lass sie ihr Wasser trinken, Lou.«
    »Wie fühlst du dich?«, fragte er.
    Es gab keine Worte dafür. »Gut.« Ich konnte nicht aufhören ihn anzulächeln. Mir war nie aufgefallen, wie hell seine Augen strahlten. »Was ist ein Kundalini-Aufstieg?«
    »Suzanne«, unterbrach Indra, »was ist das Letzte, an das du dich erinnerst?«
    Ich dachte kurz nach, dann erzählte ich ihnen von dem Traum.
    »Aber was ist das Letzte, woran du dich vor dem Traum erinnerst, das Letzte aus dem Unterricht?«
    »Bhastrika.«
    »Weißt du noch, welcher Moment beim Bhastrika?«
    »Lou sagte, wir sollten das Mulabandha setzen, und das habe ich getan.«
    Lou legte die Hände zu einem Namaste zusammen und nickte. »Es war vermutlich ein Erwachen der Kundalini, Suzanne.«
    »Aber was ist das?«
    Lou nahm meine Hände zwischen seine. Wenn die Energie an der Wirbelsäulenbasis blockiert wird, erklärte er, kann sie durch Pranayama oder Meditation freigesetzt werden, und dann kann es dazu kommen, dass das Prana durch den Sushumna-Kanal nach oben schießt … Und dann hörte ich nichts mehr, weil ich über dieses phantastische Wort Sushumna so staunen musste. Lou sagte, diese Energie verursacht auch spontane Asanas, Mudras und Kryas.
    »Von außen wirkt es wie ein Krampfanfall, aber es ist keiner«, fuhr er fort. »Es ist ein spiritueller Durchbruch.«
    Mir war, als schwebte ich in Indras Armen, als hätte sich alle Anspannung in meinem Körper aufgelöst. Ich wäre gerne für immer so liegen geblieben. Aber ich war auch verwirrt. »Äh … was ist denn genau passiert?«
    Indra drückte sanft meine Schultern. »Es ist passiert, nachdem Lou euch aufgefordert hat, das Mulabandha zu setzen, nicht? Du hattest dich aufrecht hingesetzt, und dann bist du nach rechts umgefallen, und wir haben Anzeichen einer erhöhten neurologischen Aktivität an dir bemerkt. Deine Glieder haben gezittert, du hast die Augen verdreht und deinen Brüdern und Schwestern einen ordentlichen Schrecken eingejagt.«
    »Wow«, sagte ich, und mir fiel auf, dass wow das perfekte Wort für mein Gefühl war. Wie Mom , nur auf dem Kopf. Zufrieden schmiegte ich mich an meine Lehrerin. »Ich liebe dich«, sagte ich. Indra versteifte sich kaum merklich, aber dann drückte sie mir wieder die Schultern. Lou klatschte wie ein kleiner Junge fröhlich in die Hände. Ich glaube nicht, dass ich ihn je vorher hatte lachen hören. Wir lächelten uns zu. Wir waren glücklich wie zwei Fische im Wasser.
    Der Unterricht endete früher als sonst. Jessica und ich gingen fast wortlos am Fluss entlang nach Hause, und schweigsam saßen wir auch am Pool bei Jason und Lara. Und jetzt sitzen wir mit unseren Tagebüchern auf der Veranda, und ich lege ab und zu den Stift weg, um Su beim Verteilen ihrer Opfergaben zuzusehen.
    Der Altar sieht aus wie ein großer Thron. Wie ein Thron für einen Gott. Su hat ein Bananenblatt mit Reis,

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