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Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Titel: Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Möller
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einzelne Rufe mischen sich darunter, und wegen seiner offenbaren Geschichtsverfälschung wird der Prälat schon wenige Augenblicke später lauthals ausgebuht. Eine im Internet vorgestellte These, Godwins Law, besagt, dass in jeder Diskussion früher oder später der Nationalsozialismus oder Hitler ins Feld geführt werden. Prälat Imkamp bestätigt diese These nicht nur, sondern erlöst damit unter Umständen auch die vorhin Verzauberten vom Bann seiner schwarz gekleideten Magie.
    Entspannt lehne ich mich zurück. Können wir die anfangs verlorenen neun Prozent also vielleicht doch wieder aufholen?

    20:54 Uhr. Ein Mann aus dem Publikum unterstellt mir, mit meiner Kritik am Glauben Menschen zu verletzen. Dann will er wissen, wer denn statt der Caritas soziale Dienste leisten sollte. Der Freak in mir übernimmt wieder.
    »Vielleicht haben Sie vorhin nicht zugehört«, beginne ich (zugegeben unnötig unhöflich) und erkläre ihm nochmals, dass diese Institutionen sowieso nicht von den Kirchen finanziert werden, weshalb deren Leistungen eben auch nicht der Kirche zuzurechnen seien.
    Dann wird es hektisch, das Finale unserer Schlacht kündigt sich an. Huber unterbricht mich: »Denken Sie eigentlich auch manchmal an Menschen?«
    »Ich denke den ganzen Tach an Menschen!«, entgegne ich im Tonfall der Berliner Höflichkeit und erinnere ihn an meinen Job als Lehrer.
    Dabei kommt mir ein Mann aus dem Publikum zu Hilfe und pöbelt Huber an: »Das ist doch jetzt auch ’ne Beleidigung, so ’ne Zwischenfrage zu stellen!«
    Jetzt schaltet sich die Farbenfürstin ein: »Der Möller hat in erster Linie die Hirten beleidigt! Ich wohne viel in Afrika, und die dortigen Hirten haben eine höhere Philosophie als die hiesigen Wissenschaftler …«
    Angestachelt von ihrem Vorwurf, erinnere ich an ihr berühmtes Zitat, der Schwarze würde gerne schnackseln, sie verrät dem Publikum daraufhin, dass auch ich gern schnacksele – immerhin sei ich ja Vater. Das Publikum beklatscht meine erfolgreiche Fortpflanzung, ich dagegen versuche in alter Lehrermanier Ordnung in das Gerangel zu bringen und spreche endlich aus, was ich schon lange loswerden will: »Wenn ich sehe, wie den Religionsgemeinschaften die Steuermilliarden für die Aufrechterhaltung ihres Glaubenssystems in den Hintern geblasen werden, dann werde ich einfach sauer. Deswegen meine ich: bilden statt beten, Pauker statt Pfarrer und Möller statt Mixa!«
    Wieder Applaus, wieder weicht mein Lampenfieber dem glühenden Wunsch danach, öfter in solche Wortgefechte zu ziehen.

    20:58 Uhr. Eine bayerische Stimme aus dem Publikum fragt, warum der Staat die Kirchensteuer eintreibe. Der Prälat kennt die Antwort. Weil er merkt, dass sich die Schlacht dem Ende nähert und es auch in seinen Reihen einige Verluste zu beklagen gibt, greift er noch einmal zur schwarzen Magie: »Weil die Kirche enteignet worden ist. 80 Prozent des bayerischen Staatswaldes sind eigentlich Kirchwald.«
    »Und wie ist die Kirche da rangekommen?«, will Stefan Aust wissen, doch seine Frage geht in der laufenden Realsatire unter.
    »Wenn Herr Seehofer uns den Bayerischen Wald zurückgibt«, fährt der Stussprediger unbeirrt fort, »kann er gerne die Kirchensteuer haben!«
    Eigentlich müsste ich vor Lachen auf dem Boden liegen, doch so kurz vor dem Ende bin ich richtig schön bissig geworden. Ganz ruhig, Möller, gibt mir die Gefährtin Kelek mit einer Geste zu verstehen, es ist bald geschafft!

    21:05 Uhr. Während meine Sitznachbarin auf die letzte Publikumsfrage antwortet, mache ich mir Notizen für meine abschließenden hundert Sekunden. Dann ist es so weit: Ich empfehle dem Publikum, sich vor allem in kirchenfinanziellen Angelegenheiten noch einmal ganz genau zu informieren, und gebe zum Schluss eines meiner Lieblingsargumente für ein Leben ohne Religion zum Besten: »Genießen Sie jede Minute, jede Sekunde Ihres Lebens – es ist das einzige, das Sie haben!«
    Die Schlussplädoyers der anderen rauschen an mir vorbei. Einen letzten Versuch, Atheisten in die Nähe von Faschisten zu rücken, gibt es noch: Matussek zitiert Adolf Hitler, das Publikum buht ihn dafür jedoch sofort aus. Einerseits bin ich froh, es hinter mir zu haben, andererseits ein bisschen traurig, dass es schon vorbei ist.
    Die Abstimmungsergebnisse folgen. Fast 36 Prozent sind wieder auf unserer Seite, wir sind also auf dem Stand der ersten Befragung angekommen. Angesichts der Tatsache, dass die Christenfront im gesamten Mittelalter Zeit hatte,

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