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Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Titel: Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Möller
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selbstständiger Club über dem Berghain und verfügt über eine eigene Tanzfläche – doch auch dort: Kein Max, und auch sein Hipster-Kumpel ist nicht zu sehen.
    Auf meiner Suche betrete ich einen mir bisher unbekannten stockfinsteren Gang und stolpere über einen Gegenstand, den ich erst im schummrigen Licht meines Handys als das Bein einer Partyleiche identifizieren kann. Der Bauch des Typen hebt und senkt sich, also kann ich unbesorgt weiterziehen und spule auf den nächsten Metern vorsichtshalber meine blassen Erinnerungen an den Erste-Hilfe-Kurs ab. Vorbei an knutschenden Pärchen und stöhnenden Kleingruppen schlage ich mich weiter durch.
    Komm schon, Möller, solange dir keine weißen Kaninchen mit Taschenuhr begegnen, ist doch alles in Ordnung! Hinter mir klappern noch die Elektro-Klänge, vor mir höre ich den tonnenschweren Bass des Berghain. Ich lande auf einer Galerie mit voll besetzten Sofas; es riecht nach Gras, Bier und guter Laune. Vor allem gibt es von hier einen wunderbaren Panoramablick auf die Tanzfläche des Berghain. Mein Blick schweift über die zuckende Masse, das Stroboskoplicht macht die Suche nach Max jedoch ziemlich schwer. Dann entdecke ich die erste Spur: die Wollmütze. Und daneben ist er: Max, hab ich dich endlich! Jetzt muss ich da nur noch hinkommen, bevor die beiden wieder verschwinden.
    Als ich mich gerade auf den Weg zu ihnen machen will, entdecke ich Nina wenige Meter von mir entfernt. Allein sitzt sie auf einer Couchlehne, leckt schon wieder an ihrem Finger und starrt dann auf die gegenüberliegende Wand. Ein Blick auf mein Telefon: kurz vor zwei – noch ganze vier Stunden, bis meine Tochter wach wird. Ich bin hin und her gerissen, Ninas Trip noch eine Weile zu beaufsichtigen oder doch lieber die Flucht zu ergreifen. Als ich gerade entschieden habe, mich aus dieser Parallelwelt wieder ins normale Leben zu beamen, beobachte ich, wie Nina aufsteht, dabei aber weiterhin die Wand fixiert. Dann rennt sie vollkommen unvermittelt los, klatscht dagegen und fällt der Länge nach auf den Boden. Mit wenigen Schritten eile ich zu ihr und beuge mich gemeinsam mit einigen anderen über sie. Nina ist zwar bei Bewusstsein, doch aus ihrer linken Augenbraue fließt Blut.
    »Nina!«, rufe ich und berühre ihre Schulter. »Kannst du mich hören?«
    Mit offenem Mund und heraushängender Zunge richtet sie sich umständlich auf und lässt sich von einer jungen Frau die Augenbraue abtupfen. »Vielleicht fahr ich mal nach Hause«, überlegt sie lallend und will aufstehen, wird jedoch von ihrer Krankenpflegerin zurückgehalten.
    »Das muss auf jeden Fall genäht werden«, sagt die Frau, die offenbar noch alle Sinne beisammenhat und sich dann mit ernster Miene an mich wendet. »Bring deine Freundin sofort in die Notaufnahme.«
    Meine Freundin? Notaufnahme? Seid ihr jetzt alle bekloppt?
    »Ach du Scheiße«, höre ich da eine vertraute Stimme neben mir. »Möller, kann man dich nicht mal für eine Sekunde allein lassen?« Max grinst mich breit an, doch bevor ich irgendetwas richtigstellen kann, bückt er sich und fasst Nina unter den Achseln. »Na los, das Krankenhaus ist hier um die Ecke. Hilf mir mal!«
    Gemeinsam hieven wir meine Kollegin die Treppen hinunter, holen unsere Jacken und steigen vor dem Club in ein Taxi. Wenige Minuten später landen wir in der Ambulanz, wo uns sofort ein junger Krankenpfleger empfängt und die Wunde inspiziert.
    »Na, das geht doch«, meint er auf dem Weg in ein kleines Behandlungszimmer, in dem sich Nina auf die Liege fallen lässt. »Welche Drogen?«, will er beiläufig von ihr wissen.
    » MDMA , ein bisschen Koks und jede Menge Alkohol«, gesteht sie und schaut zu Boden.
    »Gut, dann können wir uns die Narkose ja sparen!« Er tätschelt ihre Schulter, als sie die müden Augen aufreißt. »Kleiner Spaß, die Frau Doktor kommt gleich.«
    »Muss ich dann auf Station, oder darf ich bald heim?«, will Nina benommen wissen. »Ich darf morgen nämlich auf keinen Fall den Tatort verpassen. Den verpass ich nie!«
    Dann wendet sich der Pfleger lächelnd an uns. »Haut ihr ruhig ab, wir lassen eure Freundin nach der Behandlung noch ’ne Runde pennen und setzen sie dann ins Taxi.«
    Nachdem auch Nina mit verklärtem Blick versichert hat, dass wir gehen können, machen wir uns auf den Heimweg. Ein kleiner Spaziergang zum nächsten Taxistand ist vielleicht das Beste, das uns heute Nacht noch passieren kann.
    »Und, Möller«, fragt Max, »was haste erlebt?«
    »Ach, hör bloß

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