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Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition)

Titel: Bin isch Freak, oda was?!: Geschichten aus einer durchgeknallten Republik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Möller
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Riboja Xinto, das Engelsmedium.«
    »Okay, vielleicht. Darf ich jetzt rein?«
    »Klar: 18 Euro, bitte.«
    Zähneknirschend bezahle ich den Einritt – von wegen, nichts zu verlieren … Als Gegenleistung erhalte ich ein buntes Kunststoffarmband und ein Faltblatt mit den Ausstellern und dem Vortragsprogramm. Um 10 Uhr, also in einer Viertelstunde, wird Theresa das Forschungsfeld ihrer Bachelorarbeit vorstellen: Das Akasha-Feld – primordiale kosmische Energie und die Verdichtung der Zeit als Medium zur Kommunikation in der entelechialen und äonischen Weltdimension .
    Der Veranstaltungsraum befindet sich im zweiten Stock, die Treppe dorthin liegt am Ende des ersten Ausstellungssaals. Also, Möller: Auf ins Gefecht! Zwischen Traumfängern, Panflöten und allerhand schrägen Vögeln kämpfe ich mich durch die Lobby und betrete dann den riesigen Ausstellungssaal.
    Der Stand direkt am Eingang wird von einem älteren Pärchen betrieben, das scheinbar aus Südostasien kommt. In der Auslage stapeln sich zahlreiche Gegenstände, die aussehen, als könne man damit einen Bonsai-Garten pflügen, ein Banner klärt mich jedoch darüber auf, dass hier eine heilende Gesichtsmassage angeboten wird. Entwickelt wurde das Konzept laut Poster von Prof. Dr. Bùi Quôc Châu, dem »World Famous Doctor«.
    »Du Schmerzen?«, will die Asiatin von mir wissen.
    »Bisschen im Rücken, wieso?«
    Sie zeigt auf meine Nase, auf der sich schon gestern ein Pickel angekündigt hat. »Pickel muss weg. Dann dein Rücken besser.«
    Genau. Milde lächelnd ziehe ich weiter und starte möglichst unauffällig die Frontkamera meines Smartphones, um den roten Fleck auf meinem Zinken zu überprüfen.
    »Fotografierst du deine Aura?«, quatscht mich dabei eine blonde Frau von der Seite an. »Mit unserer neuartigen Technologie ist das jetzt möglich!« Sie zeigt auf den Laptop, der an ihrem Stand aufgebaut ist, und auf eine Webcam, die vor einer weißen Leinwand hängt. »Wissenschaftlich bewiesen und heute zum Sonderpreis von nur 49 Euro. Hast du Interesse?«
    »Auf jeden Fall – aber leider keine Zeit!« Mit geschlossenen Lippen lächele ich sie an und mache mich vom Acker. Weil mich hier alle duzen, komme ich mir langsam vor wie bei IKEA .
    Im zweiten Stockwerk lande ich in einer Lobby, an deren rechter Front zahlreiche Besucher in einer langen Schlange anstehen, die zwischen zwei Flügeltüren in einen Saal führt. »Da bist du ja!«, ruft Theresa von Weitem, kommt im Mittelgang des Raums in großen Schritten auf mich zu und nimmt mich herzlich in den Arm.
    »Hallo, liebe The…« Doch weiter komme ich nicht.
    »Shakti!«, fällt sie mir ins Wort und legt den Finger auf die Lippen. »Hier bitte nur meinen Künstlernamen verwenden.«
    Ich trete einen Schritt zurück, um sie zu betrachten. »Wow, du siehst ja …« Die langen Haare hat Theresa zu einem Dutt hochgesteckt, die großen Augen sind dezent geschminkt, und statt der üblichen Schluffi-Gewänder trägt sie ein helles Kleid, dessen Träger im Nacken zusammengebunden sind. »So hab ich dich ja noch nie gesehen!«
    »Tja«, entgegnet Theresa-Shakti mit einem überlegenen Grinsen, »astrologische Typberatung – ich werd eben auch erwachsen. Komm, ich hab dir einen Platz in der ersten Reihe reserviert.«
    Dort angekommen, entdecke ich ihren Freund, der wie immer in einem ungebügelten Hemd und ganz eng zugeschnürten Turnschuhen unterwegs ist. Florian kenne ich zwar auch noch aus der Uni, bin mit ihm aber nie so recht warm geworden. Aus irgendeinem Grund kann ich nämlich mit maulfaulen Typen eher wenig anfangen, und er ist genau so einer: verzieht selten eine Miene, steht und sitzt immer kerzengerade und spricht nur das Nötigste. Als er mich sieht, verformt sich sein Mund für den Bruchteil einer Sekunde zu einem Lächeln, und ohne mich anzuschauen gibt er mir kurz die Hand.
    »Und, Flo«, beginne ich und versuche, die unangenehme Sendepause zwischen uns mit einer auflockernden Frage zu unterbrechen, »wie geht’s dir?«
    »Gut.«
    Stille.
    »Und äh, was machst du so?«
    »Physik studieren.«
    »Ach ja, richtig.« Ich wische mir die Handflächen an den Hosenbeinen ab. »Und, äh … sonst so?«
    Erstmals dreht er sich zu mir um und schaut mich an. »Was meinst du?«
    Glücklicherweise bleibt mir eine Antwort erspart, denn ein Mann im Anzug betritt die Bühne und schreitet zum Rednerpult. Ohne einen Funken Esprit stellt er sich als Geschäftsführer der Messe vor, begrüßt das Publikum und kündigt

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