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Binärcode

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Titel: Binärcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gude
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für ihre Firmen zu perfektionieren. Es reichte nicht mehr aus, dem Arbeitgeber seine physischen oder kognitiven Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen, die Manager forderten emotionale Bindung ein und die vorbehaltlose Identifikation mit dem Unternehmen. Mitarbeiter wurden aufgefordert, ihre Erlebnisse, Einfälle und Gefühle rund um die Firma im digitalen Blog niederzuschreiben, mit Kollegen und Kolleginnen zu diskutieren und zu kommentieren. Und so hatte sich Hoven das für das Präsidium auch vorgestellt. Aber was nützten solche Innovationen, wenn man Menschen wie Rünz und Brecker beschäftigte?

     
    Rünz scrollte durch die Liste der Beiträge.
    »Bingo! Ganz aktuell, von heute, 11.15 Uhr.«
    Er las laut vor:

     
    Von: Sven Hoven

     
    Gestern hatte ich beim Fraunhofer-Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme Gelegenheit, mich über hoch entwickelte Expertensysteme für effektives Wissensmanagement zu informieren. Ich bin mir sicher, dass viele Mitarbeiter im Präsidium Südhessen über Skills und Key Competences verfügen, die wir mit solchen Tools intern intensiver kommunizieren könnten, um damit unsere Performance nachhaltig zu steigern. Was halten Sie davon?

     
    :-((            :-(            :- |            :-)            :-))

     
    Die Emoticons in der letzten Zeile waren interaktive Buttons, mit denen der Leser seine Bewertung des Blogbeitrages abgeben konnte. Rünz und Brecker entwickelten einige Ideen und verwarfen sie wieder, schließlich einigten sie sich auf eine Antwort. Rünz klickte den Kommentar-Button und bearbeitete im Zweifinger-Suchsystem die Tastatur.

     
    :-))     Von: Karl Rünz und Klaus Brecker

     
    Eine Superidee! Wir vom Vorstand der Kleingartenanlage Kraftsruhe in Bessungen haben ganz ähnliche Probleme. Horst Hübner von der Parzelle 6c weiß zum Beispiel, wie man den Giersch ein für allemal sicher und zuverlässig aus dem Garten vertreibt, und das haben wir alle nur durch Zufall auf der letzten Sitzung erfahren! Und unser Kassenwart Willy Schnubbel hat einen Thermokomposter entwickelt, in dem das Schnittgut wegfault wie Schweinehack auf der Heizung. Wir könnten so ein Wissensmanagementsystem also auch gut gebrauchen, vielleicht wird’s im Zweierpack billiger?

     
    :-((             :-(             :- |             :-)             :-))

     

     
    * * *

     

     
    Auf der Dachterrasse saugte er frische Luft in die Lungenflügel – die stockigen Ausdünstungen der vom Löschwasser durchnässten Polster, Teppiche und Vorhänge hatten ihm den Atem geraubt. Sybille Habich schien immun gegen derlei berufliche Zumutungen, sie arbeitete sich systematisch durch die Überreste, die der Brand vom Interieur übrig gelassen hatte. Ihr Standardprogramm – Fingerabdrücke, DNA-Spuren an benutztem Geschirr und Badartikeln, Fußabdrücke, Fasern – hatte sie mithilfe von zwei Assistenten abgearbeitet, die schon wieder auf dem Rückweg nach Wiesbaden waren. Sie unterhielt sich mit Rünz durch die offene Balkontür.
    »Mehr als drei Wochen ist das her? Wissen Sie, warum noch niemand den ganzen Plunder hier ausgeräumt hat ?« , fragte Habich.
    »Wir hatten einfach Glück. Die Mieterin ist gestern erst aus dem Urlaub zurückgekommen. Laut Hausverwaltung braucht der Gutachter der Brandversicherung die Einwilligung der Mieterin, um hier nach der Brandursache zu forschen. Wir sind also sozusagen die ersten am Tatort, von der Feuerwehr mal abgesehen .«
    »Was ist mit der Brandursache, haben die Jungs mit den langen Schläuchen sich geäußert ?«
    »Verdacht auf Kurzschluss an einem der elektronischen Geräte, keine Hinweise auf Brandstiftung.«
    Rünz schaute sich um. Auf dem   Terrassenboden   hatte der Fliesenleger wohl Altbestände von Rudis Öko-Resterampe verarbeitet. Naturstein, Tonfliesen, Keramik, Terrakotta, Terrazzo in allen Formen und Größen – erstaunlich, wie viele unterschiedliche Materialien auf so kleiner Fläche verarbeitet werden konnten. Die Wände links und rechts der Terrasse wirkten, als hätten Kleinkinder ihre Fingerchen durch den noch feuchten Putz gezogen. Rossis Freundin hatte Dutzende Rankgitter, Stäbe und Drähte im Mauerwerk verdübelt , an denen sich allerlei blattloses Grünzeug hochschlängelte, im Sommer sah die Veranda wahrscheinlich aus wie ein Urwald. Er ging ein paar Schritte nach Westen zur Brüstung und schaute hinunter. Von der Bad

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