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Binärcode

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Titel: Binärcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gude
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Virginia, eine US-Behörde, die im Auftrag der CIA und des Department of Defense Aufklärungssatelliten plant, baut und betreibt. Noch nicht genug? Ich habe noch im Angebot die National Security Agency, die Abteilung Nachrichtenbeschaffung der französischen Direction Générale de la Sécurité Extérieure, die Information Services Branch des britischen MI5 und das kanadische Communications Security Establishement und diverse osteuropäische Geheimdienste. Und das war nur eine Auswahl. Keine Ahnung, ob irgendwo in einer afrikanischen Bananenrepublik noch ein Nachrichtendienst existiert, bei dem nicht irgendwann Rossi an der Strippe war. Nur MAD, BND und Verfassungsschutz fehlen , von Kontakten zu den deutschen Trenchcoatträgern hat er sich wohl nichts versprochen .«
    Rünz brauchte ein paar Sekunden, um die Informationen zu sortieren.
    »Was wollte er von den Geheimdiensten, hat er gedacht, die CIA hätte die fliegenden Untertassen der Marsmännchen verwanzt ?« , fragte Wedel.
    »Vielleicht wollte er keine Informationen von den Geheimdiensten haben, sondern ihnen welche anbieten. Seine Freundin hat Ihnen doch von diesem angeblich vielversprechenden Coup erzählt, vielleicht war es das, was er meinte. Er könnte auf einer dieser Konferenzen von irgendeinem Fachkollegen ziemlich brisante Informationen über ein Geheimprojekt irgendwo auf der Welt bekommen haben, und diese Info versuchte er vielleicht zu versilbern .«
    Rünz seufzte. Die Ermittlungen waren schon wieder auf dem besten Wege, die Grenzen seiner beruhigend übersichtlichen Heimatstadt zu sprengen. Seit dem Fund des toten britischen Kriegspiloten schien ein Fluch auf seinem Beruf zu liegen. Globalisierung war wie ein aggressives Virus, zuerst hatte es sich der Ökonomie bemächtigt und schien jetzt alle anderen Lebensbereiche zu infizieren. Warum konnte er nicht einen ganz und gar provinziellen Eifersuchtsmord auf dem Heinerfest abarbeiten – er fände es ja noch durchaus akzeptabel, wenn ihn die Spuren bis nach Pfungstadt oder Griesheim führten, notfalls wäre er auch bis nach Seeheim-Jugenheim gefahren, man durfte sich dem Fortschritt ja nicht in den Weg stellen.
    Bunter grinste triumphierend, er schien noch einen Joker in der Hand zu haben. Er klickte auf die Tastatur seines Laptops, diesmal erschien nur eine lange Telefonnummer mit der Ländervorwahl 007 – Russland.
    »Anfang 2006 hat die italienische Nachrichtenagentur ANSA öffentlich hingewiesen auf einen Link in der Internetpräsenz des Geheimdienstes FSB der Russischen Föderation. Der FSB forderte russische Bürger offen auf, sich bei ihren Auslandsreisen als Freizeitagenten zu betätigen und das Heimatland unter dieser Nummer mit interessanten Informationen zu versorgen. Der Tourist und Geschäftsreisende als Spion sozusagen – billiger und unauffälliger kann man’s nicht haben. Es gab einigen diplomatischen Hickhack deswegen, der FSB hat die Nummer daraufhin vom Netz genommen. Aber Rossi hat sie sich rechtzeitig gespeichert. Allein in der 47. Kalenderwoche 2006 hatte er über diese Nummer elf Verbindungen in die FSB-Zentrale ins Moskauer Lubyanka-Viertel .«

     

     
    * * *
    Bis zum Termin mit der Kriminaltechnikerin hatte er noch etwas Zeit. Er hackte eine kurze Zusammenfassung für die Staatsanwältin in den Computer, dann legte er die Füße auf den Schreibtisch, schnappte sich die aktuelle Caliber-Ausgabe und berauschte sich am minimalistischen Design des brandneuen Keppeler-Bullpup-Repetierers KS V in 308er Winchester.
    Brecker stürmte in Rünz’ Büro, ohne anzuklopfen, das Hemd halb aufgeknöpft, in der Hand sein Lederholster mit der Dienstwaffe. Er bezog hinter seinem Schwager Stellung, mit guter Sicht auf den Computermonitor.
    »Und? Was Neues von Hoven ?« , fragte er.
    »Habe heute noch nicht reingeschaut, mal sehen …«
    Rünz startete das lokale Intranet des Präsidiums und klickte sich durch einige Menüebenen. Hoven hatte ein neues Steckenpferd – den Blog. Einige Wochen zuvor hatte die Financial Times Deutschland einen Bericht gebracht über die wachsende Anzahl börsennotierter Unternehmen, die mit ihren Firmenblogs prahlten, also wollte er auch einen. Und er bekam ihn – nach einigen hitzigen Auseinandersetzungen mit den hausinternen IT-Spezialisten und dem Datenschutzbeauftragten. Der Blog war sozusagen das kollektive virtuelle Poesiealbum des Polizeipräsidiums Südhessen. In der freien Wirtschaft dienten Firmenblogs dazu, die Prostitution der Angestellten

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