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Titel: Binärcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gude
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Stelle nicht einzusehen, er musste sich querab einige Meter durch das Unterholz schlagen, um das Ufer zu erreichen.
    Vor dem Holzstapel blieb er einige Minuten stehen, versuchte, jedes Detail in sich aufzunehmen und abzuspeichern. Dann ging er langsam und konzentriert auf seiner eigenen Spur zurück. Als er den Wanderweg wieder erreicht hatte, zog er sein Mobiltelefon aus der Hosentasche.

     

     
    * * *

     

     
    »Knapp 100 Einsatzkräfte der Bereitschaft, Vollsperrungen an der Klappacher und der Nieder-Ramstädter Straße, die Tauchergruppe der Wasserschutzpolizei mit Winterausrüstung, ein Spurensicherungsteam – vielleicht etwas überreagiert, Herr Rünz?«
    Hoven schien auf eine Erklärung zu warten. Rünz entschied sich für den Angriff als Verteidigungsstrategie.
    »Wer erlaubt denn irgendwelchen Kunstsimulanten, blutige Frauenunterwäsche im Wald zu verteilen? Die haben ja nicht mal die ausgeräumte Handtasche, die Schleifspuren auf dem Boden und die Haarbüschel in den Zweigen vergessen. Und alles so knackfrisch wie eben erst angerichtet. Was soll der Mist ?«
    »Dieser ›Mist‹ ist Teil einer Performance. Wenn Sie ab und an einen Blick in die ›Darmstädter Allgemeine‹ werfen würden, dann wüssten Sie etwas besser Bescheid über den Waldkunstpfad, der hier jedes Jahr im Bessunger Forst eingerichtet wird. Da sind ein paar sehr interessante Installationen dabei .«
    »Installationen hab’ ich zu Hause im Badezimmer. Wissen Sie, warum diese Performance-Idioten keine ordentlichen Ölbilder mehr malen wollen? Weil sie es nicht mehr können! Sie sind zu faul, sich die handwerklichen Fertigkeiten anzueignen, deswegen hängen sie lieber ein Klavier an eine Eiche, spritzen Schlagsahne drauf und nennen das eine ›Installation‹ .«
    Na los, dachte Rünz, nenn mich schon einen Reaktionär und einen Nazi. Aber Hoven schien an einem vertiefenden Kunstdiskurs mit diesem Banausen nicht interessiert.
    »Jedenfalls habe ich jetzt das Problem, die Kosten für Ihre haarsträubende Aktion zu verbuchen. Und wenn einer aus dem Kollegium etwas der Presse steckt, können Sie sich vorstellen, was hier los ist. Umso wichtiger ist, in den Fällen Rossi und de Tailly jetzt weiterzukommen .«
    Hoven schaute auf seine Patrimony, wahrscheinlich hatte er noch eine Verabredung auf dem Golfplatz.
    »Ich denke, wir haben uns so weit committed und erwarte, dass Sie innerhalb von zwei Wochen delivern .«
    Er hatte sich zum Gespött der Mitarbeiterschaft gemacht und konnte jetzt zwischen zwei Optionen wählen. Die eine war, die Kantine im Präsidium einfach für zwei oder drei Jahre nicht mehr aufzusuchen. Er konnte sich morgens von seiner Frau Brote schmieren lassen, die er in Tupperdosen mitnahm und mittags an seinem Schreibtisch verspeiste. Ein- oder zweimal die Woche würde er oben das Restaurant am Böllenfalltor aufsuchen, kaum einen halben Kilometer vom Präsidium entfernt. Die zweite Option war der Sprung ins kalte Wasser, einmal richtig leiden, um danach hoffentlich Ruhe zu haben.
    Er nahm seinen Mut zusammen, entschloss sich für die kurze, schmerzhafte Variante und betrat die Kantine. Das Tablett hatte er noch nicht in der Hand, da hatten ihn die Ersten schon entdeckt, lachten, tuschelten und machten ihre Tischnachbarn auf ihn aufmerksam. Das Gelächter ging innerhalb von Sekunden wie eine Welle durch den ganzen Saal, irgendwann stand einer auf und applaudierte. Auch den Rest der Meute hielt es nicht mehr auf den Stühlen. Rünz setzte sich allein an einen Tisch, das Gekicher ebbte quälend langsam ab, dann folgten die Einzelbesuche, kaum ein Kollege, der nicht ein aufmunterndes Wort für ihn hatte.
    »Da schau her, Sherlock Rünz. Wie sieht’s aus mit dem Ripper vom Goetheteich, schon weitergekommen ?«
    »Nimm die Karpfen ins Kreuzverhör !«
    »Du Karl, ich hab’ bei H&M Frauenunterwäsche im Erdgeschoss gefunden, schau dir das doch bitte mal an .«
    »Die suchen da einen bei der Bessunger Grundschule für die Verkehrserziehung …«
    »Du gehörst befördert – damit du keinen Schaden mehr anrichten kannst !«
    Er hatte sich so lächerlich gemacht wie nur irgend möglich, aber der ganze Auftritt hatte auch etwas Tröstliches. Sie hatten ihm mit ihrem Spott signalisiert, dass er noch dazugehörte.
    Wedel war der Einzige, der sich zu ihm setzte, ohne eine ironische Bemerkung abzuschießen – er schien nicht in der nötigen Stimmung zu sein.
    »Sybille Habich hat heute Morgen angerufen, ich soll Ihnen ausrichten, es

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