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einfach«, lachte Stadelbauer. »Ich kenne den Außerirdischen, der die Nachricht hier geschrieben hat. Drake heißt er, Frank Drake, ist 77 Jahre alt und lebt in den Vereinigten Staaten. Du hast die Arecibo-Message geknackt, meinen Glückwunsch. Hätte ich eigentlich selbst draufkommen können. Aber den Nobelpreis kriegst du dafür nicht. Drake gehörte zu den Gründervätern des SETI-Projektes. Er hat in der Frühphase des Programms vorgeschlagen, nicht nur die Ohren aufzusperren, sondern auch mal was in den Wald reinzurufen. Also hat er diese kurze Botschaft entworfen, und die wurde im November ’74 vom Arecibo-Observatorium in Puerto Rico aus ins All gesendet. Ausgerichtet auf einen damals vielversprechenden Kugelsternhaufen im Sternbild Herkules, Messier 13, um genau zu sein .«
»Ja und ?« , versuchte Werner seine Entdeckung zu retten. »Vielleicht haben die Vogonen auf Messier 13 das Signal empfangen und sofort geantwortet? Und haben unsere Nachricht noch mal als Anlage an ihren Brief drangehängt !«
»Gute Idee, das Problem ist nur: Unser Signal kommt erst in 22.800 Jahren dort an, mein Freund !«
Werner hatte keine Zeit, sich zu ärgern. Zwischen seinen Polo und Rünz’ Passat schob sich ein Bereitschaftswagen des zweiten Polizeireviers. Brecker hob seinen massigen Körper aus dem Sitz, das Fahrwerk schien erleichtert aufzuseufzen und hob die Karosse um eine Handbreit. Er ging zur Fahrerseite des Passats, Rünz ließ sein Fenster herunter. In der Dachwohnung gegenüber stand die junge Mieterin fröstelnd im Morgenmantel am offenen Fenster.
»Was suchst du hier, Klaus«, brummte Rünz. »Neue Geschäftsidee? Vielleicht Slimfast-Diäten für den Sudan? Ich brauche kein Kindermädchen. Und zieh dir diese blöde 70er-Jahre-Sonnenbrille ab, oder wird das hier ein Rod-Steiger-Lookalike-Contest ?«
Brecker reagierte nicht, kaute entspannt an einem Zahnstocher und schaute sich die drei im Passat genau an.
»Immer schön die Hände am Lenkrad lassen, Mister«, schnarrte er, als hätten die Insassen Schmalz in den Ohren.
›Mister‹? Hatte er ›Mister‹ gesagt? Stadelbauer wich das Blut aus dem Gesicht, auf seinem Amt schienen durchgedrehte Streifenpolizisten eher selten zu sein. Werner klappte auf dem Rücksitz seinen Laptop zu und setzte sich drauf, dabei hätten nicht mal Breckers Arschbacken ausgereicht, um diesen Koffer zu verdecken.
»Herr Rünz, kennen Sie diesen Polizisten ?« , stotterte Stadelbauer. »Sie sind Kommissar, sagen Sie das diesem Mann doch endlich, zeigen Sie ihm Ihre Marke und Ihren Dienstausweis !«
»Na klar, Ihr Freund ist Kommissar«, grinste Brecker, »und ich bin Roland Koch .«
Er trat ein paar Schritte zurück, legte die Hand an seine Dienstwaffe und sprach zu der jungen Frau auf der anderen Seite, ohne die drei Verbrecher aus dem Blick zu verlieren.
»Ist schon gut Ma’am, alles unter Kontrolle. Sind Sie in Ordnung, Ma’am? Sind das die drei Spanner, die Sie belästigt haben ?«
›Ma’am‹. Er hatte wirklich ›Ma’am‹ gesagt. Rünz senkte resigniert den Kopf auf die Brust. Die NYPD-Nummer. Und nichts und niemand würde Brecker jetzt aufhalten. Rünz musste wohl oder übel mitspielen, wenn er einen Nervenzusammenbruch bei einem der beiden anderen vermeiden wollte. Er startete einen letzten diplomatischen Vorstoß.
»Hör zu Klaus, ich weiß, du bist sauer. Das mit dem Recharger tut mir leid. Vielleicht ist die Idee ja gar nicht so schlecht! Lass uns einfach noch mal drüber reden .«
Brecker wollte nicht reden.
»Ihr drei kommt jetzt schööön langsam aus dem Auto raus, Hände aufs Dach und Beine auseinander .«
Die drei gehorchten, Stadelbauer zitterten die Knie, er war nervlich am Ende und konnte sich vor Aufregung kaum mehr auf den Beinen halten. Rünz strich ihn endgültig von der Liste der Verdächtigen, für die Beteiligung an einem Mord fehlte ihm die nötige Stressresistenz. Der Computernerd hatte trotz der frischen Temperatur Schweißperlen auf der Stirn. Brecker tastete alle sorgfältig ab, und als Rünz an der Reihe war, zog er ihm die Beine noch weiter auseinander, damit er seinen Schrittbereich intensiv nach Atomwaffen abtasten konnte.
»Verdammt Klaus, wenn du noch länger da unten rumfummelst, werde ich schwanger .«
Brecker kam nahe an seinen Kopf und flüsterte ihm ins Ohr.
»Du hast vielleicht A12, aber ich habe Street Credibility .«
Dann arbeitete er sich ungerührt an den Beinen nach unten vor, und – oh Wunder – wurde
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