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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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mich nicht besonders leiden konnte, die Art,
wie wir uns aneinander rieben. Ich mochte es sogar, wie sie mich Nelson nannte,
wenn sie nicht klar denken konnte. Das bedeutete, dass ich eine Wirkung auf sie
hatte, die sie erregte, genau wie sie auf mich. Ich war schon lange nicht mehr
erregt worden.
    Ich ging zurück ins Wohnzimmer, öffnete Robins
Scrabble-Set, schüttelte die Buchstaben raus, legte Wörter aufs Brett:
Michaela, Mini Ha Ha, Adam Rump, Eumel. Vielleicht war ich der Eumel, weil ich
das hier machte. Ich war mir nicht sicher, ob das mit der Kühlbox eine gute
Idee war.
    Sie wäre ziemlich unhandlich und mit dem Fisch drin und
voll warmem Wasser auch sehr schwer. Ich könnte mir einen Bruch heben, wenn
ich so was über einen drei Meter hohen Zaun wuchtete. Ich brauchte einen
länglichen Behälter, gerade groß genug, um den Karpfen darin rauszubringen.
Sobald ich auf der anderen Seite war, konnte ich ihn ja in eine richtige Box
umladen.
    Ich räumte die Buchstaben vom Brett, fischte zwei blind
heraus, bloß um zu sehen, was ich damit anfangen könnte. Ein S und ein A.
Südafrika. Wieder Michaela. Und dann dachte ich, nein, nicht Michaela. S für
Schwanzflosse vom Hai, S für Skulptur, S für Säge, Ketten-Säge. Und A? Für mich
gab es nur ein einziges A, und sie war mir den ganzen Abend nicht aus dem Kopf
gegangen, Audrey auf dem Teppich mit Michaela, Audrey auf dem Teppich mit mir,
Audrey in meinem alten Vanden Pias, wie sie Miranda den Kopf mit einem Stein
zertrümmerte. Ich wusste, was sie im Augenblick machte. Sie lag in ihrer Zelle
auf der Pritsche und dachte, was ich dachte, dachte an Miranda, dachte an
Michaela, dachte an mich, fragte sich, was wir wohl machten, mit wem wir es
machten, ohne sich auch nur für eine Sekunde vorstellen zu können ... oder
vielleicht doch. Das Gefängnis macht das mit dir. Es bringt dich auf alle möglichen
scheußlichen Gedanken. Ja, eines Tages würde es in ihrem Kopf klick machen,
ohne Vorwarnung, und der Gedanke an Michaela und mich wäre da, und wenn er einmal
da wäre, würde er nie mehr verschwinden. Es wäre für sie völlig einleuchtend,
ich meine, dass ich so etwas gern machen würde, einfach so. Michaela auch. Al
und Michaela. Michaela und Al. Sie könnte es sich ausmalen, hätte es genau vor
Augen. Sie könnte es im Kopf hallen hören. Allein in der Nacht würde sie es
sogar spüren, wie es sich ihr auf die Knochen legte. Es würde sie stundenlang
wach halten, Nacht für Nacht, sie in den Wahnsinn treiben. Und sie würde
nichts dagegen tun können.
    Manchmal ist das Leben einfach wunderbar.
     
    SIEBEN
     
    I ch brauchte fast den ganzen
nächsten Tag für den Teich, musste nach Poole, ein paar wichtige Ersatzteile
besorgen und ein paar Koi-Handbücher, um auch ja alles richtig zu machen, aber
dann hatte ich es geschafft: der Wasserfall, die Pumpen, die elektrische
Wasserheizung, die UV-Filter, alles lief wie am Schnürchen. Es würde ein, zwei
Tage dauern, bis der Teich die richtige Temperatur hatte, aber er war wieder
ganz da, als wäre er nie weg gewesen. Das Problem war nur, er war schrecklich
leer, tot wie eine Strandkirmes, die den Winter über geschlossen hat, ohne
jedes Leben, ohne Spaß, erloschen. Es war sentimental von mir, ich weiß, aber
ich ging ins Haus und holte Torvill, stellte sie an den Rand, damit sie ihn
noch einmal sehen konnte, wie damals, als ich ihn für sie angelegt hatte. Sie
blickte über das Wasser, ganz allein, ohne einen Muskel zu bewegen, ohne mit
der Wimper zu zucken. Brach mir fast das Herz. Alice, die mich den ganzen Tag
über von ihrem Fenster im ersten Stock aus beobachtet hatte, kam in einem
ihrer Gandhi-Gewänder raus, um sich mein Werk anzusehen.
    »Ich sollte mit Ihnen schimpfen, aber ich tu's nicht. Wieder
mit den Fischen anzufangen ist gut, Al. Es bedeutet, Sie lassen sich neu auf
das Leben ein.« Sie blickte mich forschend an. »Was ist los? Sind Sie wegen
irgendwas traurig?«
    »Nein, nein.« Ich wischte mir übers Gesicht. »Hab mir ins
Auge gestochen, als ich den Scheißfilter eingebaut hab, entschuldigen Sie meine
Ausdrucksweise. Ich werde keine Fische mehr als Gefangene halten, Mrs B. Damit
ist endgültig Schluss. Die Jahre hinter Gittern haben mir klargemacht, wie
recht Sie damit hatten, was Sie mal gesagt haben, dass alle Geschöpfe Gottes
das Recht haben, frei zu leben. Aber ich dachte, wenn ich ernsthaft mit der
Bildhauerei anfange, wäre es gut, den Teich anzulegen, na ja, um die richtige
Atmosphäre für

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