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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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dort an zu graben. Es war eine ganz
schöne Maloche, und es war warm. Nach gut vierzig Minuten zog ich mein Hemd
aus, mir lief bereits der Schweiß runter, über den Rücken, die Brust, in meine
Bauchfalten. Ich sah zu ihr rüber. Auch sie kam ins Schwitzen. Ich konnte es
nicht sehen, aber ich konnte es erahnen, an der Art, wie ihr T-Shirt fast
widerwillig den Rücken hochrutschte, wie sie sich die Stirn am nackten Arm
abwischte. Schweiß bei einer Frau - meiner Meinung nach gibt es nichts
Besseres.
    Meine Hände wurden ganz dreckig. Ihre auch. Mein Gesicht
wurde dreckig, meine Knie. Ihre auch. Ich musste mich flach auf die nasse Erde
legen, die Faust tief in die Verbindungsrohre stecken, um das ganze glibberige
Zeug da rauszuholen, das sich mit den Jahren angesammelt hatte. Sie tat es mir
gleich. Es war eine nasse, glitschige Welt, in der wir lebten. Wir konnten
hören, wie sie an uns sog, schmatzend und platschend, spüren, wie sie uns durch
die Finger glitt, an der Haut klebte. Wir arbeiteten getrennt, doch mit jedem
Spatenstich kamen wir einander näher, als wäre eine Bugleine zwischen uns
geworfen worden, an der wir uns zueinander hinzogen, hangelnd, Muskel für
Muskel, näher und näher, nicht nur physisch, auch im Kopf. Es war wie in der
Szene in Mein großer Freund Shane, als Alan
Ladd und Van Heflin den Baumstumpf umstoßen - als würde es uns etwas bedeuten,
als wären wir, Gott Allmächtiger, verbunden. Die Sonne war bereits untergegangen,
als wir fertig waren, aber wir hatten es geschafft. Die Nymphe stand erneut an
einem leeren Teich, stolz und aufrecht. Auch sie war verdreckt, an den
Schultern, den Beinen und den Rundungen dazwischen. Michaela ging zu ihr,
setzte sich ihren Hut wieder auf, schlang einen Arm um sie und drehte sich zu
mir um, Triumph im Gesicht. Ihre Jeans war zerrissen, ihr roter Lippenstift
übers halbe Gesicht verschmiert, die Streifen auf ihrem T-Shirt klebten an
ihrem Oberkörper wie nasse Farbe. Gott, war ich in Stimmung. Sie nahm die Jacke
von der Mauer, warf sie sich über die Schulter.
    »Sie sehen aus wie die Tussi in African Queen«, sagte ich mit bemüht fester
Stimme. »Katharine Hepburn, von oben bis unten mit Schlamm verschmiert.«
    Ich holte den Gartenschlauch, spritzte den Teich aus, richtete
ihn dann auf die Nymphe. Der Dreck glitt von ihr runter wie Sahne, als wäre er
mein Inneres, das sich bewegte. Auch Michaela konnte den Blick nicht von ihr
abwenden.
    »Danach sind Sie an der Reihe«, sagte ich. »Versuch's
doch, Bogie.«
    Ich packte sie und zog sie ins Badezimmer, stellte sie in
die Dusche und spritzte sie ab, während sie sich auszog. Sie kickte ihre
Klamotten in die Ecke, packte den Duschkopf und zielte damit auf mich, aber so
lange konnte ich nicht warten. Ich riss ihn ihr aus der Hand, drückte sie gegen
die Fliesenwand, während sich der Duschkopf wie verrückt über den Boden
schlängelte und Wasserstrahlen an uns spielten wie ein achtarmiger Tintenfisch.
    »Haben die das auch auf der African Queen gemacht?«, fragte ich. »Ich kann
mich nicht genau erinnern.«
    »Humph hatte keine Dusche an Bord«, sagte sie. »Und sie
war Missionarin.«
    Ich schob meine Hände unter sie, hob sie hoch, um mich
herum.
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Dazu kommen wir später.«
    Es war dunkel und zwei Zimmer später, als wir fertig
waren. Sie erwähnte ihren Freund Nelson nur zweimal, einmal im Wintergarten,
einmal auf dem Fußhoden auf dem Weg ins Schlafzimmer. Ich machte uns zwei
Whisky, und als ich mit den Gläsern zurückkam, saß sie aufrecht im Bett, das
Laken über sich gezogen, und malte mit Robins kleinem Drehbleistift etwas auf
die Rückseite des Scrabble-Blocks.
    »Ich erinnere mich an Adams Sensordingsbums«, sagte sie.
»Er wird aktiviert, wenn du auf die Terrasse gehst.«
    »Genau.«
    »Dann gehst du eben nicht auf die Terrasse. Hier, kuck
mal.« Sie reichte mir den Block. Sie hatte eine kleine Karte gezeichnet. »Wir
gehen vom Meer und vom Strand aus rein, kein Auto, keine Fahrt die Sackgasse
runter, keine Polizisten und keine japanische Musik.« Aus ihrem Mund klang es
fast plausibel.
    »Und was benutze ich als Landungsboot?«, fragte ich. »Ich
rudere jedenfalls nicht den ganzen Weg in einem von Mickeys Booten.«
    »Das da ist eine sehr beliebte Badegegend«, sagte sie. »Wir
mieten uns so ein Tretboot, wir zwei vorne und der Kescher und eine Kühlbox
zwischen uns.«
    »Am helllichten Tag? Spinnst du?«
    »Na, im Dunkeln wirst du sie wohl kaum fangen

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