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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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können,
oder?«
    Sie hatte recht.
    »Es ist ein Kinderspiel, Al. Wir landen mit dem Tretboot
am Strand wie ganz normale Urlauber. Du verschwindest hinter die Büsche,
kletterst über den Zaun, schnappst dir den Fisch und bringst ihn im Nu gesund
und munter in der Kühlbox zum Strand. Wir strampeln zurück zum Bootsverleih,
steigen ins Auto, fahren hierher zurück, setzen den Fisch in den Teich und
warten auf das Geld.«
    Sie faltete die Hände vor sich, als wäre die Sache so gut
wie gelaufen.
    »Ich hab mich schon gefragt, wann wir zu dem Punkt kommen.
Wie willst du ihm verklickern, was wir getan haben? Per Postkarte? Per E-Mail?
Mit einer Anzeige im Polizeiblättchen?«
    »Du kannst ihm einen Erpresserbrief oder wie das heißt
hinlegen. Irgendwo, wo er nicht zu übersehen ist. Einhunderttausend Pfund oder
Mutter Teresa ist geliefert.«
    »Ich dachte, du hättest gesagt, er hat zweihunderttausend.«
    »Könnte weniger sein. Du weißt ja, wie bei Gerüchten
übertrieben wird. Es ist immer noch ein ordentlicher Batzen für einen Fisch.
Auch wenn das Biest eine Heilige ist.«
    »Und wie kommen wir an das Lösegeld? Die Übergabe ist
normalerweise das schwächste Glied.«
    »Genauso, nur anders. Wenn er das Geld besorgt hat, sagen
wir ihm, er soll ein Tretboot mieten und mit dem Geld und seinem Handy
losstrampeln. Du beobachtest ihn unauffällig vom Ufer aus. Wenn er eine
bestimmte Stelle erreicht hat, sagst du ihm, er soll das beschwerte Päckchen
ins Meer werfen, wo ich bereits warte, unter Wasser. Ich schwimme zur nächsten
Bucht, entsorge die Taucherausrüstung, binde das Päckchen an einen der Anker
in der Bucht und schwimme zu dir ans Ufer, wo wir zusammen ein kleines
Sonnenbad nehmen. Wenn wir sicher sind, dass die Luft rein ist, schwimm ich
raus und hol das Päckchen.«
    »Du hast alles genau durchdacht.«
    »Ich hab alles genau durchdacht.« Sie tätschelte sich das
Haar, das Laken rutschte ihr vorne runter. Sie wirkte, als fühlte sie sich ganz
wie zu Hause. »Sollen wir noch mal von vorne anfangen?«
    »Nicht nötig, ich hab alles im Kopf. Wir fahren hin, mieten
das Boot...«
    »Nein, nein, nicht das, Al. Das andere. Mm?« Sie legte
sich zurück, irgendwie glühend. Wir fingen noch mal von vorne an, diesmal ein
bisschen langsamer, ein bisschen bedächtiger.
    »Das ist angenehm«, sagte ich.
    Sie hob und senkte die Hüften. »Wusstest du, dass die
Waliser statistisch gesehen mehr Linoleum verbrauchen als der gesamte Rest
Großbritanniens, einschließlich Irlands?«
    »So genau war mir das nicht klar, nein.«
    »Adams Familie stammt aus Wales. Er hatte Linoleum im
Schlafzimmer, extra verlegen lassen, als ich einzog, ob du's glaubst oder
nicht, türkis, wie ein Fischteich, hat er gesagt. Nach der ersten Nacht hab ich
alles wieder rausreißen lassen. Sollen wir das Tempo etwas anziehen?«
    »Im Schlafzimmer.«
    »Auch noch teuer, das Zeug. Nicht zu hastig bitte. Der Zug
soll schließlich mit allen Passagieren an Bord am Bahnhof ankommen, ja? Was
schätzt du, wie teuer eine Rolle war?«
    »Weißt du was, ich habe keinen Schimmer. Wie viele Meter
hat eine Rolle überhaupt?«
    »Rund fünfzehn. Oooh. So was beschäftigt mich, dich nicht
auch?«
    »Also eine ganz ordentliche Länge?«
    »Eine ordentliche Länge ist stets willkommen. Sollen wir?
Bis zur Ziellinie?«
    »Von mir aus.«
    Wir kamen zur Ziellinie. Ich setzte mich auf die Kante und
verschnaufte. Sie wirkte rundum zufrieden mit sich, auch rundum zufrieden mit
mir. Der Augenblick war günstig.
    »Wie wär's, wenn du mir jetzt erzählst, was die große
Unbekannte gesagt hat?«
    »Ich erzähl dir den ersten Teil.« Sie klopfte auf die
Stelle neben sich. Ich rührte mich nicht.
    »Wie du willst.« Sie zog das Laken wieder hoch. »Ich ging
also das Kliff runter, und sie war auf dem Weg nach oben. Als wir aneinander
vorbeikamen, bin ich ausgerutscht. Im Matsch.« Sie hob die Augen und sah mich
an. »Du weißt ja, wie Matsch an mir aussieht, nicht?«
    »Weiter im Text, Michaela. Fürs Erste läuft da nichts mehr
bei mir.«
    »Sie hat meine Hand gepackt, als ich versuchte, das
Gleichgewicht wiederzugewinnen, richtig fest, als wollte sie sie nicht
loslassen. »Vorsicht, sagte sie. Jeder Pfad ist tückische«
    Ich wartete. »Ist das alles?«
    »Vorläufig ja.«
    »Was hat sie dann gesagt? Komm, Michaela, nun erzähl
schon. Ich klau dir auch deinen blöden Fisch. Und nicht nur wegen dieser Frau.
Jetzt spielt da noch mehr mit rein.«
    Sie lehnte sich gegen das

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