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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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seine
Lieblingsschokolade. Wir haben uns oft eine Stange geteilt, wenn wir da oben
auf der Beule gesessen haben. Hast du noch die Gefriertruhe? Sie sind ein
bisschen warm geworden auf der Fahrt.«
    Sie trug sie in den Wirtschaftsraum, und ich ging ihr nach.
Mehr hatte sie mit ihm auf der Beule also nicht erlebt, Ginsterbusch hin oder
her, blutleerer Klugscheißer.
    »Dann bleibst du also?«
    »Wieso nicht? Das hier ist schließlich immer noch mein
Zuhause, oder? Mein übriges Gepäck ist draußen im Mietwagen, wenn du so nett
wärst, es reinzuholen. Ich muss mich umschauen. Komische Vorstellung, dass ich
hier aufgewachsen bin.«
    Ich ging nach draußen, trug ihr Gepäck in ihr früheres
Zimmer. Das Bett war zerwühlt. Diese bescheuerten Mieter hatten nicht mal den
Anstand besessen, richtig aufzuräumen, als sie auszogen. Carol wirkte ein
wenig entgeistert. Mir erging es ähnlich. Sie hatte recht. Das hier war ihr
Zuhause, war es jedenfalls gewesen.
    »Entschuldige die Unordnung«, sagte ich. »Ich hab nicht mit
dir gerechnet. Aber hier müsstest du es eigentlich ganz gemütlich haben.«
    Sie sog die Luft ein, legte die Hand auf die Matratze, testete
sie. »Sie ist feucht.«
    »Feucht?« Ich testete sie ebenfalls. Michaela und ich
mussten hier gleich nach der Dusche einen Quickie hingelegt haben. Ich konnte
mich überhaupt nicht daran erinnern. »Ich bring das in Ordnung, keine Sorge.«
Ich zog das Laken ab. »Also, was hast du vor?«
    Sie richtete sich auf, blickte mich direkt an. »Das hab
ich doch schon gesagt. Ich bin hier, um dir das Handwerk zu legen. Robin war
ein guter Mensch. Schön, er war auch ein Muttersöhnchen - und wennschon. Ich
mochte ihn. Mum auch. Wir hatten einiges gemeinsam. Er war ein Einzelkind, wie
ich.« Sie stockte und blickte mich eindringlich an. »Wie ich zumindest dachte.«
    »Du warst ein Einzelkind«, sagte ich, so aufrichtig ich
konnte. »Selbst wenn ich Mirandas Vater war, Carol, war sie doch nie meine
Tochter. Wir sind nicht zusammen Krabben fischen gegangen. Ich hab sie nicht
jeden Samstagmorgen zum Stepptanzunterricht gebracht oder sie auf meine Knie
gesetzt und den Vanden Pias bis nach Wool steuern lassen, als sie erst zehn
war. Das warst du. Die beste Fahrt meines Lebens.« Herrje, ich spürte, dass mir
tatsächlich die Tränen kamen. »Wie auch immer, lassen wir das doch zunächst mal
beiseite. Wie geht es dir? Wie ist das Leben Down Under?«
    »Absolut zum Brüllen«, sagte sie. »Bruno droht damit, uns
zu verlassen. Er fühlt sich nicht mehr sicher bei mir und den Kindern. Wir
hätten zu viele Killergene in uns, sagt er. Der Apfel fällt eben nicht weit vom
Stamm, was?«
    Ich ging nicht darauf ein. »Und die Kleinen?« Ich konnte
mich ums Verrecken nicht an ihre Namen erinnern.
    »Denen geht's gut. In der Schule legt sich keiner mit ihnen
an. Kein Wunder, bei den Schlagzeilen, die ihre Großeltern gemacht haben.« Sie
sah sich um. Es musste ein komisches Gefühl für sie sein, wieder in dem Zimmer
zu stehen, in dem sie aufgewachsen war, und nichts von sich darin
wiederzufinden, nicht mal ihre selbst gemalten Bilder. »Vielleicht sollte ich
lieber doch nicht hier wohnen. Vermieten die im Bindon noch Zimmer?«
    »Soweit ich weiß, ja. Ich könnte verstehen, wenn du dich
lieber da einquartieren möchtest. Ich würde natürlich die Kosten übernehmen.«
    »Tatsächlich?«
    »Logo. Wie gesagt, du bist meine Tochter.«
    »Das bin ich.« Sie stand trotzig da. »Das war ich immer.
Hast du's deshalb getan? War das so eine Vater-Tochter-Kiste?« Sie starrte mich
wieder an, als erwartete sie ein Geständnis.
    »Komm schon, Carol, beruhige dich. Trink was.«
    »Was trinken. Das ist deine Antwort auf alles, was?«
    Ich führte sie ins Wohnzimmer, schleppte Wein an, goss ihr
ein Glas Roten ein. Sie setzte sich, nahm einen gierigen Schluck, dann noch
einen und noch einen, wie ein Hund an einem Napf. Ich schenkte ihr nach, trank
selbst einen Schluck. Heute Abend würden zwei Flaschen draufgehen, mindestens.
    »Carol, Carol. Was ist bloß los mit dir? Du hast all die
Jahre auf der anderen Seite der Erde gelebt, gut gelebt, Bruno, die Kinder,
dauernd Lichtschutzfaktor-achtzehn-Sonne. Wieso das alles jetzt zerstören?«
    »Ich sag dir, warum. Ich hab den Artikel über deine Freilassung
gelesen, deine lächerlichen Behauptungen, du hättest eine Frau von einer
Klippe gestoßen, sie mit Mum verwechselt. Und dann fiel es mir wie Schuppen
von den Augen. Du hast zum Teil die Wahrheit gesagt, wie das

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