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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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gute Lügner immer
tun. Du hattest wirklich jemanden von einer Klippe gestoßen, aber es war gar
keine Klippe und es war auch nicht die große Unbekannte. Es war Robin oben im
Lake District.«
    Sie saß da, die Arme verschränkt, und sah genauso aus wie
ihre Mutter. Es kam mir so vor, als wäre sie im Grunde gar nicht richtig
aufgebracht. Es war bloß ein Vorwand, mit mir abzurechnen, für alles Unrecht,
was ich ihr im Laufe der Jahre angetan hatte. Manche Dinge ändern sich nie.
    »Hör mal, Carol. Ich weiß, du hast es nicht leicht gehabt.
Du hast Robin verloren, dein linkes Bein, deine Mum sitzt im Knast wegen Mordes
an deiner Halbschwester, aber glaub mir ...«
    »Mein rechtes Bein.«
    »Was?«
    »Mir ist das rechte Bein abgenommen worden. Gott, nicht
mal das weißt du.«
    »Hab ich doch gesagt, oder?«
    »Nein. Du hast linkes gesagt.«
    »Ja. Von mir aus gesehen. Ich weiß, es ist kein großer
Trost, aber in ästhetischer Hinsicht fand ich, dass dein linkes Bein schon immer
besser ausgesehen hat als dein rechtes.«
    »Dad!«
    »Aber das stimmt, Schätzchen. Das rechte war prima,
versteh mich nicht falsch, aber dein linkes, dein linkes ist der Hammer. Das
fand Robin auch. Ich mein, kuck's dir doch an.«
    Wir kuckten es uns an. Es hätte ein paar Pfund weniger
vertragen.
    »Fand er das wirklich?«
    »Na, er hat sie beide gemocht, aber jedes Mal, wenn ich
gesehen hab, wie er sie ankuckte, hatte ich den Eindruck, dass sein Blick beim
linken länger hängen blieb.«

»Bruno mag mein rechtes lieber. Das heißt, mochte.«
    »Tatsächlich?«
    »Er ist immer mit der Hand dran hochgefahren. Er mochte
das Gelenk, wo der weiche Teil auf den harten trifft.«
    »Das tut er wahrscheinlich immer noch, in seiner Fantasie.
Du solltest zu ihm zurückgehen, dich mit ihm versöhnen. Vergiss Robin und was
geschehen ist. Es war ein Unfall, Kleines. Mag ja sein, dass ich Robin nicht
besonders mochte, aber ich schubse doch niemanden von einer Klippe, nur weil
ich nicht mit ihm klarkomme oder weil er beim Scrabble schummelt.«
    Sie knallte ihr Glas auf den Tisch. »Er hat nie beim Scrabble
geschummelt, niemals. Das hatte er gar nicht nötig.«
    »Entschuldige mal! Das Wort in dem Turnier? Ich rede
wirklich nicht gern schlecht über Tote, Carol, erst recht nicht über einen
toten Verlobten, aber die Fakten sprechen für sich. Als er mit meinem
überlegenen Spiel und meinem besseren Bestandsmanagement konfrontiert wurde,
hat Robin geschummelt.«
    »Was für ein Turnier?«
    Was für ein Turnier!
    »Als wir eingeregnet waren! Mit dem kleinen silbernen
Pokal, den Mum gefunden hat, für den Sieger. Ich hatte Robin praktisch schon
geschlagen, und dann hat er Einwände angemeldet.«
    »Echt? Das weiß ich gar nicht mehr.«
    »Das weißt du nicht mehr! Das war der unvergesslichste
Moment des ganzen Urlaubs.«
    »Dad. Der unvergesslichste Moment des Urlaubs war, als wir
Robins Sarg ins Wohnmobil verfrachtet haben.«
    Das stimmte. Nachdem die Polizei die Leiche freigegeben
hatte, nahmen wir den Sarg mit nach Hause, festgezurrt auf dem Doppelbett. Na
ja, das war das Mindeste, was ich tun konnte. Es hätte ein Vermögen gekostet,
ihn zum Bestatter in Bristol transportieren zu lassen. Carol und Audrey blieben
zur Beerdigung dort, während ich und Monty das Wohnmobil zurück nach Weymouth
brachten. War auch gut so. Außer seiner Mum und einem Vertreter von Mensa
waren Audrey und Carol die einzigen Trauergäste. Er war nicht sonderlich
beliebt, dieser Robin. Wodurch ich mich so ziemlich bestätigt sah.
    »Also schön. In dem Punkt geb ich dir recht. Aber davor.
Das Turnier, das ich gewonnen hätte mit dem Wort Eumel, weißt du nicht mehr?
Robin hat behauptet, es wäre Umgangssprache und stände nicht im Wörterbuch und
wäre deshalb nicht erlaubt. Er ließ sich nicht davon abbringen, und weil er ja
so ein Schlaukopf war, hab ich ihm geglaubt. Aber ich hab später ins Wörterbuch
gekuckt, und es stand drin. Es ist ein gebräuchliches Wort, Eumel. Ich hätte gewonnen,
und das wusste er.«
    Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Ihre Ansätze waren
zu sehen. »Dad. Dass es im Wörterbuch steht, muss nicht heißen, dass es keine
Umgangssprache ist. Hab ich hier nicht irgendwo ein Wörterbuch gesehen?«
    Sie ging zum Regal, fischte es zwischen den Katalogen über
die Frühjahrskreuzfahrten und dem Handbuch über Koi-Haltung hervor. Erst als
sie es schon in der Hand hatte, merkte ich, was für ein Wörterbuch das war.
Robins Taschenwörterbuch. Ich hatte

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