Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
Vom Netzwerk:
Teenager richtig dick befreundet gewesen, hatten andauernd
beieinander übernachtet. Mary war Pferdenärrin. Wir dachten alle, sie würde
nach der Schule in einem Reitstall arbeiten oder so, Tierärztin werden, aber da
saß sie, zwölf Jahre später, mit ihrem traurigen Hängegesicht, ohne Mann in
ihrem Leben, ohne Kinder, ohne ordentlichen Job, wohnhaft noch immer bei den
Eltern. Sie wirkte irgendwie gescheitert. Carol und sie hatten sich nicht mehr
oft gesehen, nachdem Carol an der Sekretärinnenschule angefangen hatte, aber
sie waren über die Jahre in Kontakt geblieben, Briefe und Weihnachtskarten,
sogar Telefonate. Herrje, Mary hatte sogar früher als wir gewusst, dass Carol
ein Bein verloren hatte.
    Mavis hob ihre Hand. An der Stelle, wo ihr Daumen hätte
sein müssen, war ein dicker Verband.
    »Ein Schnitt wie durch Butter«, sagte Mickey und schnippte
dabei stolz mit den Fingern, als hätte er es mit Absicht gemacht. »Ist durch
den ganzen Raum geflogen. War nix zu machen. Ausgerechnet der rechte Daumen.
Kriegt jetzt beim besten Willen keinen anständigen Pfannkuchenteig mehr hin.«
Ich schüttelte mitfühlend den Kopf.
    »Ich dachte, die könnten Daumen heutzutage wieder annähen,
Mickey.«
    »Der Hund hat ihn sich geschnappt. Was trinkst du?«
    Ich nahm einen doppelten Gin Tonic, mit wenig Tonic. Nach
fünfzehn Minuten Hin und Her kaufte ich seine Kettensäge für sechzig Pfund,
gab ihm und Mavis und Mary einen aus, um das Geschäft zu besiegeln. Ich brachte
ihnen die Getränke an den Tisch, setzte mich zu ihnen, öffnete eine Tüte
Chips mit Krabbengeschmack.
    »Lange nicht gesehen, Mary«, sagte ich und reichte die
Tüte rum. »Arbeitest du immer noch auf dem Parkplatz an der Bucht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Schon seit Jahren nicht mehr.
Hab jetzt einen Job in der Kaserne. Putzen.«
    Ich nickte. »In der Kaserne gibt's immer Arbeit. Und wer
weiß. Vielleicht lernst du ja einen Soldaten kennen, der dein Herz im Sturm
erobert.«
    »Das sag ich ihr auch immer«, warf ihre Mutter ein. »Aber sie
will nichts davon wissen. Als wäre sie in einem Obstgarten, ohne sich mal einen
Apfel zu pflücken. Stur nenn ich so was.«
    »Mum!«
    Ich warf Mary einen solidarischen Blick zu. »Tja, Liebe
lässt sich nicht erzwingen, wie es so schön heißt, was, Mary? Reitest du noch?
Dieses Pferd von dir, das schwarzweiße, wie hieß das noch mal?«
    »Bamber. Er war braun-weiß.«
    »Braun-weiß, ja genau. Du warst verrückt nach ihm, bist
mit ihm immer zum Kliff hochgeritten und dann da oben lang.«
    Sie schniefte bei der Erinnerung.
    »Er war ein Goldschatz, Bamber, ein richtiger Gentleman.«
Jetzt leuchteten ihre Augen, als wäre sie gerade lebendig geworden. Sie sah
mich an, dankbar, dass ich mit dem Thema angefangen hatte. »Es hat mir so
schrecklich leidgetan, was passiert ist, MrGreenwood, mit Ihnen und Miranda.
Wir waren nie enger befreundet, sie und ich, aber trotzdem ...« Sie wusste
nicht weiter, lief rot an.
    »Sehr nett, dass du das sagst, Mary. Ich danke dir. Es waren
keine glücklichen Zeiten, wirklich nicht, nicht nur ich oder Miranda, das ganze
Dorf hat gelitten, schätz ich. Du bist doch auch noch in die Sache reingezogen
worden, wenn ich mich recht entsinne, weil du diese Frau auf dem Parkplatz
gesehen hast, an dem Tag, als Miranda ...«
    »Hab ich? Ach ja. Aber das war nicht so wichtig. Ich
wusste ja, dass es nicht Miranda gewesen war.«
    »Trotzdem, sie muss dir doch im Gedächtnis haften geblieben
sein, eine Frau, die bei so einem Wetter zum Kliff raufgeht.«
    »Zuerst hab ich gedacht, es wäre eine Wanderin. Die lassen
sich ja von keinem Wetter abschrecken. Aber sie hat gehinkt. Schön, auch
jemand, der hinkt, kann wandern, aber da war noch irgendwas mit ihr. Sie hatte
so eine komische Tasche um den Hals gehängt, leuchtend orange, also keinen
Wanderrucksack.«
    »Hast du sie genauer sehen können?«
    »Nein, sie hatte die Kapuze auf, aber ich hab sie gehört.
Sie hat mit dem Handy telefoniert oder so.«
    Ich nahm einen bedächtigen Schluck.
    »Ach ja? Hast du was verstehen können?«
    »Das war's ja gerade. Bloß ein Wort, aber ich musste darüber
lachen.« Sie legte eine Hand an den Mund. »Sie hat >Eumel< gesagt.«
    Es war, als hätte sie mir einen Schlag unter die Gürtellinie
versetzt. Ich verschluckte mich an meinem Gin, und der Drink tropfte mir am
Kinn runter.
    »Eumel. Nein, so was. Kein Wort, das man häufig hört.
Sonst nichts? Kein Name dazu?« Ich tauchte die Finger in die Chipstüte,

Weitere Kostenlose Bücher