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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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Wetterumschwung, aber ich hatte irgendwie doch damit gerechnet, sie in
der gelben Öljacke den Weg zum Kliff hochlatschen zu sehen, bereit zum Gefecht.
Sie wollte es genauso sehr wie ich, da war ich mir sicher, und dennoch ließ sie
mich hier im Regen stehen. Aber so sind Frauen nun mal, alle außer der alten
Schnüffelnase. Die ließ einen nicht hängen. Sie musste echt eine Wucht gewesen
sein, als sie jung war. Sie war auch heute noch eine Wucht.
    Andererseits hatte ich alle Hände voll zu tun. Als Erstes
ging ich in die Garage und holte zwei alte Kühlboxen vom Dachboden. Audrey
hatte sie für unseren Urlaub mit Robin und Carol im Lake District gekauft,
damit wir mal ein Picknick machen könnten, aber wir hatten kein einziges
Picknick gemacht und sie deshalb auch nie benutzt, nicht in dem Urlaub, nicht
danach. Wir waren wirklich kein Picknickpärchen gewesen, Audrey und ich. Sie waren
beide gleich groß, beide weiß, die eine mit einem roten Deckel, die andere mit
einem blauen. Ich fand die mit dem roten Deckel passender, um Rumps Mini Ha Ha
von seinem Teich hierher zu bringen, passte besser zu ihrer Farbgebung.
Außerdem erinnerte mich der blaue Deckel an Torvill, und die hätte ganz und gar
nicht gutgeheißen, was ich vorhatte. Ich wusch die Box gründlich aus, füllte
sie dann mit Wasser und warf die Entkeimungstabletten hinein. Wenn ich Rump
schon seinen Fisch klaute, sollte das Prachtexemplar wenigstens nicht leiden
müssen, dafür würde ich sorgen.
    Anschließend musste ich nach Dorchester, zu meinem Anwalt
Mr Pritchard. Anscheinend hatte der Entschädigungsausschuss sich das mit
meinem Geld anders überlegt. Und zwar wegen der Sache mit Mr Singhs superscharfer
Currypaste, dem Zeug, das ich dem armen alten Jacko ins Gesicht geschmiert
hatte, weil ich dachte, nicht Audrey, sondern er hätte Torvill und Dean
umgebracht. Ein damals naheliegender Irrtum, der dem armen alten Jacko leider
sämtliche Geschmacksknospen und die Sehkraft auf dem linken Auge gekostet
hatte. Jedenfalls, auch dafür war ich verknackt worden, zusammen mit der
Mordsache. Drei Jahre hatte man mir allein dafür aufgebrummt, was bedeutete,
dass ich bloß ein Jahr unschuldig gesessen hatte. Jetzt boten sie mir nur zehn
Riesen an, diese Geizhälse. Zehn, bei allem, was ich durchgemacht hatte! Zehn
würden nicht mal den Scheck für Alice Blackstocks Citroën abdecken. Ich sagte
Pritchard, fünfundzwanzig, keinen Penny weniger, und fuhr dann nicht gerade in
Bestlaune wieder nach Hause.
    Ich hatte fest mit dem Geld gerechnet. Es hätte mir ein
bisschen Zeit verschafft, mich wieder zurechtzufinden. Zuerst riss sich Audrey
den Bungalow meiner Mum unter den Nagel, und jetzt das. So nach und nach
zerrann mir einfach alles zwischen den Fingern. Was Michaelas Gaunerei ein
bisschen verlockender machte und meine Fischskulpturen noch wichtiger.
    Ich hatte Bammel gehabt, mein neustes Werk würde am
helllichten Tag nicht mehr so gut aussehen wie gleich nach der Fertigstellung,
als wir dagesessen, es in Ruhe betrachtet und dabei in Wodka getunkte
Toblerone gefuttert hatten, aber ob Sie's glauben oder nicht, als ich zurückkam
und nach draußen ging, sah der Fisch noch besser aus. Als wäre er über Nacht
erst so richtig er selbst geworden, wie in einem von den Märchen, die meine Mum
mir immer vorlas, als ich klein war, wo alles zum Leben erwacht, wenn das Haus
schläft. So als wäre mein Holz-Koi aufgewacht, eine Runde im Teich schwimmen
gewesen, als gerade keiner kuckte, um sich dann wieder hier hinzuhocken,
glücklich und zufrieden, vollauf damit beschäftigt, ein Fisch zu sein.
    Alice hatte mir geraten, ihn nicht zum Verkauf anzubieten,
aber, ehrlich gesagt, wollte mir das nicht einleuchten. Wieso die ganze Mühe,
irgendwas zu bildhauern und anzupinseln, wenn du es nicht für möglichst viel
Kohle verscherbelst? Den Markt ausloten, mal reinschnuppern und so. Ich meine,
Damien hielt sich auch nicht gerade zurück, oder? Außerdem war es ein guter
Fisch, ein Gesprächsthema, wenn du ihn auf die Terrasse oder ins Esszimmer
stelltest, das heißt, falls du einen Tisch hattest, der groß genug dafür war.
Ich holte den alten rollbaren Grill, knallte den Fisch obendrauf und karrte
beides nach vorne, sodass sie gleich innen links am Gartentor standen. Dann kam
mir eine geniale Idee. Ich hob Pat Fowlers Immobilienschild auf, überstrich
den Glückliches-Heim-Quatsch mit einem Rest weißer Farbe, beschriftete es neu
und rammte es hinter dem Koi ins Gras. Jetzt

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