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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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gespürt. Die einzige Frau
unter ihnen, klaro, hatte ihm erzählt, sie hätte uns, als die drei uns auf
einem der steilsten Abschnitte überholten, sozusagen als scherzhafte
Aufmunterung, wie sie behauptete, »Hals- und Beinbruch« zugerufen, woraufhin
ich »Der Hals würde genügen« gemurmelt hätte. Wie ich denn das gemeint hätte,
hatte Forster mich immer wieder gefragt. Ich hatte die Achseln gezuckt. Das
sollte ich gesagt haben? Ich konnte mich jedenfalls nicht erinnern. Vielleicht
hatte ich es gedacht, aber ich hätte es ja wohl kaum laut ausgesprochen, oder?
    Carol war noch nicht fertig. »Dieser Bluterguss, hat er
gesagt, sah nicht aus wie einer, der von einem Aufprall herrührt, sondern
verlief als Streifen geplatzter Blutgefäße von rechts hinten im Nacken bis nach
vorn zum Adamsapfel. Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen, aber er fand, es
sah so aus, als wäre Robin in eine Art Schwitzkasten genommen worden.«
    Ich nickte. Hörte sich für mich einleuchtend an. »Naja, vielleicht
war es ja so.«
    »Was, ist das noch etwas, das du vergessen hast, mir zu
erzählen? Dass ihr zwei eures Weges spaziert seid, heiter und fröhlich, und
dann beschlossen habt, wenn ihr oben seid, einen kleinen freundschaftlichen
Ringkampf zu veranstalten?«
    »Ich meine, Schwitzkasten ist nicht gleich Schwitzkasten,
es gibt solche und solche, Carol. Ihr wart in der Nacht davor ganz schön
munter, entschuldige, wenn ich das so sage. Wir konnten euch am anderen Ende
hören, wie in Dolby Stereo, dich lauter als ihn, wie ich leider sagen muss.
Frag deine Mutter, wenn du sie das erste Mal im Gefängnis besuchst, falls du
mir nicht glaubst.«
    »Du bist widerlich.«
    »Gar nicht. Was du auf der anderen Seite des Vorhangs
gemacht hast, ist allein deine Sache. Ich will damit bloß sagen, ich bin nicht
der Einzige, der in den vierundzwanzig Stunden davor vielleicht eine intime
Begegnung mit Robins Hals hatte.«
    »Dann könnte es also sein.«
    »Was?«
    »Dass du ihn in den Schwitzkasten genommen hast.«
    »Wieso sollte ich Robin in den Schwitzkasten genommen
haben?«
    »Weil du ihn über den Rand befördern wolltest.«
    »Jetzt geht das schon wieder los. Wie oft muss ich dir das
noch sagen? Ich habe ihn nicht angerührt. Ist das alles, was dieser Bursche
Forster zu sagen hatte? Wenn ja, war die lange Fahrt nämlich reine
Zeitverschwendung, Liebes.«
    »Das ist nicht alles, nein. Er hat mir was erzählt, das
keiner von uns wusste, etwas, das sie zurückgehalten haben. Das machen sie
anscheinend routinemäßig, um zu sehen, ob irgendwer was weiß, was er
eigentlich nicht wissen kann.« Sie hatte so einen Ausdruck im Gesicht, richtig
triumphierend, genau wie Audrey einmal, als sie den Meilenstand im Vanden Pias
kontrollierte und rausfand, dass ich an dem betreffenden Abend nicht nach
Bristol und zurück gefahren war.
    »Und was bitte schön?«
    »Genauer gesagt, hat er mir nicht bloß was erzählt, Dad.
Er hat mir was gezeigt, etwas, das Robin bei sich hatte. Du errätst nie im
Leben, was.«
    »Carol. Es reicht mir langsam.«
    »Na los, versuch's mal.«
    »Ich weiß es nicht. Was? Sein Handy? Noch einen blöden
Brief an seine Mutter?«
    Carol öffnete die Hand. Ein kleines Elfenbeinquadrat mit
einem Metallstift kam zum Vorschein, nicht größer als mein Daumennagel. Ich
erkannte es auf Anhieb.
    »Sie haben das hier in seiner Hand gefunden. Du weißt
doch, was das ist, nicht?«
    Ich spähte darauf, und mein Herz pochte so laut, dass ich
sicher war, sie würde es hören. »Ich? Wieso?«
    »Natürlich weißt du's. Es ist ein Scrabble-Steinchen, eines
aus Robins Scrabble-Set. Rat mal, welcher Buchstabe?«
    »Carol. Es reicht mir wirklich.«
    »A. Der Buchstabe A.«
    Sie drehte das Steinchen um. Ich konnte es nicht fassen.
Die ganze Zeit, die ich mit seinem blöden Set gespielt hatte, war ein Buchstabe
zu wenig im Säckchen gewesen. Es klingt vielleicht nicht dramatisch, aber so
etwas ist für uns Scrabble-Spieler enorm wichtig. Ein Scrabble-Säckchen enthält
von jedem Buchstaben die für das Spiel erforderliche Menge. Es gibt fünf As,
und zwar aus dem Grund, weil du, um eine anständige, ausgeglichene Partie
spielen zu können, die das eigentümliche Hin und Her unserer Sprache
widerspiegelt, fünf As brauchst und nicht vier. Fünf As, neun Ns, vier Ds, ein
W und so weiter und so fort. Den meisten Leuten ist das wahrscheinlich nicht
klar, aber die Buchstabenaufteilung beim Scrabble ist von Land zu Land verschieden.
Italien zum Beispiel hat

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