Binding, Tim
für das ich
ein gewisses Gespür habe, ist der Hammer. Rums, rums, rums. Das ist meine
Methode und erklärt wahrscheinlich, was Miss Prosser mit »meinem angeborenen
Hang zur monolithischen Form« meinte, denn genau den brauchst du ja wohl, wenn
du ein träges Stück Holz vor dir hast. Aber Fenster streichen, die Diele
tapezieren, ohne mich. Wenn es nach mir ginge, würde ich Baumärkte verbieten,
sämtliche Amateurhandwerkeleien für illegal erklären, sodass du, wenn deine
bessere Hälfte dich bittet, ein paar Gardinenstangen anzubringen, sagen
könntest: »Tut mir leid, Schatz, würde ich wirklich gern, aber das verstößt
gegen das Gesetz.« Audrey hat mal versucht, mich dazu zu überreden, im
Gästebad ein Bidet einzubauen, nur für den Fall, dass ausländische Gäste bei
uns übernachteten, aber ich erwiderte bloß, bei uns hätten noch nie
irgendwelche Gäste übernachtet, weder ausländische noch sonst welche, und ich
könnte auch gut auf ausländische Gäste verzichten, falls die so was machten,
wenn sie unbeobachtet waren (obwohl Bidets, was ich allerdings nicht zugab,
durchaus nützlich sind, wenn du dir die Füße waschen willst und sonst nichts.
Ansonsten musst du den Fuß ins Waschbecken schwingen oder in die Spüle, was
selbst unter günstigsten Umständen ein kniffliges Manöver ist. Doc Holiday hat
mir mal gesagt, dass beim Füßewaschen im Waschbecken genauso viele häusliche
Unfälle passieren wie beim erstmaligen Anlassen des Rasenmähers oder beim Einbau
einer Wärmedämmung im Dachboden. Was meinen Standpunkt ja wohl bestätigt). Doch
wie ich Audrey sagte, wenn du wirklich eins eingebaut haben willst, bestell einen
Handwerker. Das Problem war, jetzt hatte ich es eilig. Ich hatte keine Zeit,
einen Handwerker zu bestellen. Folglich lief es nicht nach Plan. Ich tat mich
schwer mit dem Meißel und dem Elektroschrauber, den Audrey mir mal zu
Weihnachten geschenkt hatte, als wir Funkstille hatten. Ich hatte in dem Jahr
für sie eine Luxusgarnitur Geschirrtücher gekauft, wenn ich mich recht
entsinne, und entsprechend frostig fiel das Fest aus.
Ich werkelte noch so vor mich hin, als Alice den Kopf über
den Zaun schob.
»Sie haben Ihren ersten Fisch verkauft, wie ich sehe.«
»Er wurde geklaut, Mrs B. Ist das zu fassen, in dieser
Nachbarschaft, dass sogenannte Kunstliebhaber einem Künstler förmlich das Brot
zum Leben klauen? Deshalb dieses ganze Tamtam. Ich bewahre sie von nun an
hinter Schloss und Riegel auf.«
Sie zog ein langes Gesicht. »Bei dem Krach hab ich gedacht,
Sie hätten einen neuen angefangen«, sagte sie mit blitzenden Augen. Sie hob eine
Hand. »Hab meine eigenen Pinsel mitgebracht, sehen Sie? Bahn frei, Alice
kommt.«
Sie hatte wieder geraucht. Dennoch, es waren Profipinsel,
alle unterschiedlich dick, mit ganz langen Holzgriffen, damit du beim Malen
nicht zu dicht vor deinem Werk stehen musst. Eine konstante Perspektive
herstellen, darauf kommt es an, wie Miss Prosser immer sagte. Mit solchen
Pinseln könnte ich richtig komplizierte Koi-Muster hinkriegen.
»Heute leider nicht. Ich hab Wichtigeres zu tun. Aber wenn
Sie sich zur Garage begeben und einen Blick in die Kühlbox da werfen, dann
finden Sie ein Geschenk von mir. Noch so einen Monster-Tonto, Mrs B. Da sind
drei drin, aber nur einer ist für Sie. Die anderen beiden sind für Carol.«
Sie drohte mir mit den Pinseln. »Das ist krasse Bevorzugung,
Al Greenwood.«
»Geht nicht anders, Mrs B. Was taugt ein Vater, wenn er
nicht auf jede Marotte seiner heimgekehrten Tochter eingeht? Also los.
Bedienen Sie sich, bevor ich ihr noch alle drei schenke. Mit unseren
Fischfreunden machen wir morgen weiter. Leeren den Stolichnaya. Spielen
endlich die Partie Scrabble.«
Michaela kam gegen zwanzig vor zwölf. Ich war seit einer
halben Stunde fertig, weißes T-Shirt, marineblaue Shorts, ein Paar alte Badelatschen,
die ich in der Garage gefunden hatte. Ich hatte mir sogar die Zehennägel
geschnitten. Sie hatte so einen großen Strohhut auf, wie Audrey Hepburn ihn
immer trug, in der vergeblichen Hoffnung, verführerisch auszusehen, und eine
Sonnenbrille mit tellergroßen Gläsern. Über die Schulter hatte sie sich eine
voluminöse Segeltuchtasche gehängt und um den Körper so eine Art
Strandtuchkimono gewickelt. »Bist du startklar?«
Ich deutete mit einem Nicken auf die Kühlbox in der Diele.
»Es wird ihr nicht besonders gefallen, aber eine Stunde oder so müsste sie's
aushalten. Ich hab auch eine Packung Fischmehl dabei. Ich
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