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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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Schluck Wasser, einem feuchten Kuss, dem Gefühl von Haut
und Schweiß. Noch immer war sie nicht da. Was zum Teufel sollte das? Dann fiel
der Groschen. Sie spielte mit mir, wollte mich kirre machen. Ich lachte, so
ein Lachen, das du ausstößt, wenn du merkst, dass du fast besiegt worden wärst.
Laut? Keine Ahnung. Vielleicht, denn in diesem Moment tauchte sie auf, wie auf
Stichwort, blickte dahin, wo ich eigentlich sein müsste, drehte sich dann um,
zum Meer hin. Sie hatte erwartet, dass ich da sein würde. Aber wissen Sie was?
So ein Wartespielchen können auch zwei spielen.
    Ich beobachtete sie, wie sie am Klippenrand stand, Michaela
Rump, die Frau, die wusste, was vier Jahre zuvor hier passiert war, die Frau,
die wollte, dass ich den Fisch ihres Mannes stahl, die Frau, die mich durch
meinen Bungalow geführt hatte wie einen Hund an der Kette und die Audrey ihren
Grübchenhasen nannte. Sie stand mit dem Rücken zu mir, in Audreys gelber Öljacke,
die nur knapp ihren Hintern bedeckte, die Füße in kleinen Stiefeletten, die
Beine nackt und geschmeidig, voller Kraft, als wüssten sie, dass dort auch eine
Startbahn war, als warteten sie darauf, dass der Pilot an Bord kam, Vollgas
gab.
    Ich trat aus meinem Versteck, direkt hinter sie, lautlos.
Sie legte den Kopf in den Nacken.
    »Na, da wären wir also. Haben sich die
Greenwood-Erinnerungen geregt?« Ihre Stimme war sanft, weit weg.
    Ich hätte sie am liebsten gepackt, mir in den Mund gestopft.
»Bei den Erinnerungen bin ich mir nicht so sicher. Aber etwas anderes auf jeden
Fall.« Ich legte eine Hand auf ihre Schulter. Ich konnte spüren, wie ihre
Muskeln zuckten. »Du glühst ja.«
    »Echt?«
    »Es ist sehr schlecht, wenn sie überhitzt. Das kann zu
unschönen Verfärbungen führen. Ich halt es kaum aus, sie anzufassen.«
    »Meine Haut?«
    »Die Jacke. Sie ist ein bisschen wie das Linoleum, das du
im Schlafzimmer hattest. Sie muss vollständig entfernt werden.«
    »Und du bist dafür genau der richtige Mann, nehme ich an.«
    »Der richtige Mann mit den richtigen Händen, dem richtigen
Blick. Ich meine, was drunter ist, darauf kommt es schließlich an, oder?«
    Ich griff um sie herum, öffnete einen Knopf nach dem
anderen, zog ihr die Jacke nach hinten über die Schultern. Sie stand da wie die
Nymphe, starrte hinaus ins Nichts. Ich berührte sie, dort, wo ich die Nymphe
berührt hatte. Sie war kalt und hart und reglos wie die Nymphe, aber gleichzeitig
warm und weich und innerlich bebend. Ich beugte mich über ihren Hals. Sie
drückte sich gegen mich, die Augen geradeaus gerichtet.
    »Mein Gott, Al.« Sie presste sich fester an mich. »Mich
wundert, wie du überhaupt noch aufrecht gehen kannst. Du stößt mich noch von
der Klippe mit dem Ding.«
    Ach du Schande! Die Toblerone! Die hatte ich völlig vergessen.
Ich wich zurück. Zum Glück hatte Michaela die Öljacke noch an, sonst hätte sie
es gleich geschnallt. Sie drehte sich ahnungslos um, legte die Arme um meinen
Hals. Das würde verzwickt werden.
    »Stell dir vor, all die Jahre hast du gedacht, ich wäre es
gewesen, die hier gestanden hat, Al. All die Jahre hast du an mich gedacht,
dabei waren wir uns nie begegnet. Und jetzt sind wir hier, zusammen, mit
praktisch nichts zwischen uns.«
    Sie öffnete ihre Jacke, wickelte sie um mich. Ich versuchte,
die Hände still zu halten. Weiter unten versuchte etwas, die Toblerone
beiseitezuschieben.
    »Hast du schon mal eine Kreuzfahrt gemacht, Al, das
Mittelmeer, die Karibik, Südamerika?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Vielleicht machst du die Jacke
besser wieder zu. Hier oben kommen gern Familien hin, um zu picknicken.«
    »Demnächst läuft ein Schiff nach Rio aus, von Southampton,
wusstest du das? Da könnten wir doch mitfahren, wenn das alles über die Bühne
ist?«
    Sie schlang eine Hand um meine Taille, zog mich wieder an
sich. Ich versuchte, nicht zusammenzuzucken. Irgendwas war soeben von der
Nordwand der Toblerone gefallen.
    »Das kommt ein bisschen plötzlich, findest du nicht? Ich
dachte, du kannst Männer nicht leiden.«
    »Ich kann auch Fitnessstudios nicht leiden, aber seien wir
ehrlich, der Körper braucht alle möglichen Formen von Ertüchtigung. Eine halbe
Stunde auf der Rudermaschine, eine halbe Stunde auf einem Mann, beides erfüllt
seinen Zweck. Außerdem, mein Körper hat es sich anders überlegt, dank dir. Er
ist jetzt durchaus empfänglich für die Bedürfnisse eines Mannes, meinst du
nicht?«
    Sie erwischte die Toblerone unvorbereitet. Das

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