Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
Vom Netzwerk:
Sark mit einer Ladung Tee. Aber setz
ein Tretboot auf Wasser mit ordentlich Wellengang, ach du liebe Güte, das mag
es gar nicht. Ups. Auf und ab geht's. Ups. Auch zur Seite. Eigentlich in jede
Richtung, außer nach vorn. Wasser schwappt rein. Wasser schwappt raus. Du
strampelst wie ein Wilder, aber du kommst trotzdem kaum von der Stelle. Liegt
es an einem steifen Südwestwind, der plötzlich aufgekommen ist und dich
bremst, oder an einer tückischen Unterwasserströmung, die dich hinaustreibt in
den Fahrweg des zweimal täglich verkehrenden Raddampfers aus Weymouth? Nein,
es liegt an dem hochverdichteten abriebfesten Polyethylen-Tretboot, das genau
das macht, was es immer macht, dich blamieren. Leute am Ufer zeigen auf dich,
lachen sich scheckig. Ich meine, welcher Mann mit einem Funken Selbstachtung
im Leib besteigt so ein Ding, ohne einen offensichtlichen, lebensbejahenden
Grund, wie zum Beispiel die beiden Schönheiten, an denen ich vorhin
vorbeigekommen war, flachzulegen. Ich frage Sie!
    So ist das bei einem normalen Tretboot. Aber wir saßen
nicht in einem normalen Tretboot. Wir saßen in einem, an dem vorne so eine
bemalte Amphibie klebte, mit einem gut zwei Meter langen Hals, der es mir unmöglich
machte, zu sehen, wo wir hinfuhren. Obendrein war es auch noch ein Viersitzer,
gebaut für vier Beinpaare statt zwei, und es wog eine Tonne. Michaela störte
das nicht. Sie war nach Sydney und zurück geradelt, hatte Wadenmuskeln wie
Schiffstaue, ich dagegen war so etwas nicht gewohnt. Meine Beine waren noch
ganz mitgenommen von der Bergaufrennerei am Nachmittag zuvor. Das hier war
nicht abgemacht gewesen.
    Wir strampelten eine ganze Weile raus aufs Meer und dann
Richtung Osten, um die breite Bucht zu durchqueren und zu dem Strand zu
gelangen, an den Rumps Grundstück grenzte. Die Wellen rollten heran, kippten
den Schwan in Schräglage, als wollte das Biest uns aus seinem Nest werfen. Dann
und wann klatschte eine gegen meine Seite und spritzte mich patschnass.
Michaela, die auf der anderen Seite saß, bekam kaum einen Tropfen ab.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Mir geht's spitzenmäßig«, erwiderte ich.
    »Ich hab bloß gedacht, du wirst vielleicht langsam müde,
wo du doch solche Anstrengungen nicht gewohnt bist.« Sie beugte sich zu mir,
nahm eine von meinen Bauchrollen zwischen ihre Finger. »Durch regelmäßigen
Sport könntest du das alles loswerden.«
    »Was, meinst du etwa, ich setz mich jeden Morgen auf so
einen Heimtrainer und strampel mich ab wie ein Hamster? Da ess ich lieber
jeden Tag Salat.«
    »Nicht alles muss im Haus stattfinden, Al. Audrey ist an
den meisten Tagen fünfzehn Meilen querfeldein geradelt, bei Wind und Wetter.
Sie hatte Beine wie ein texanischer Ölbohrer. Einmal in Fahrt, war sie nicht
mehr zu bremsen.«
    »Also genau wie bei ihrer Trinkerei. Sag mal, was, glaubst
du, würde sie von der ganzen Sache hier halten, du und ich und Adams Fisch? Was
würde sie denken, wenn du ihr eine Postkarte schreiben würdest: >Liebster
Schatz Audrey, ich habe festgestellt, dass mir so ein stumpfes Teil ab und zu
doch ganz guttut, und Dein Göttergatte ist so stumpf, stumpfer geht's nicht,
und jetzt strampeln er und ich mit einem Tretboot auf dem Meer bei Poole und
sind drauf und dran, Adams Fisch zu stehlen. Hoffe, die Gefängnisstrafe
verläuft gut, alles Liebe, Michaela.< Oder hat sie dich Micky genannt?«
    Das verschlug ihr die Sprache. Sie strampelte weiter, ohne
mich anzusehen.
    »Falls du vorhast, es ihr zu stecken - sie würde es dir
nicht glauben«, sagte sie schließlich.
    Ich erwiderte nichts. Ich konnte es ja selbst kaum glauben.
Noch vor zwei Monaten hatte ich in meiner Gefängniszelle gelegen und mir alles
Mögliche überlegt, wie ich die alte Schabracke fertigmachen könnte. Letzte
Woche hatte ich meine erste Südafrikanerin gevögelt und mit der Kettensäge
meinen ersten Fisch kreiert. Ich konnte mit zehntausend Pfund rechnen und war
mit Mord davongekommen. Was zum Teufel machte ich bloß hier?
    Vierzig Minuten später näherten wir uns dem Strand, der
fast menschenleer war; ein Liebespärchen, das bei den Felsen ganz links
knutschte, etwa zwanzig Schritt in dieselbe Richtung eine vierköpfige Familie
mit einem Hund von der Monty-Sorte, der an den Sonnenschirm gebunden war, und
fast direkt vor uns ausgestreckt auf dem Strand eine Braut in einem gepunkteten
Bikini und mit einer Zeitung über dem Kopf. Abgesehen von dem offensichtlichen
Verweis auf Damien Hirst sah sie gar nicht

Weitere Kostenlose Bücher