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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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Endstück
bewegte sich in meiner Tasche auf und ab, als hätte es einen eigenen Willen.
Ich hatte keine Ahnung, was mit dem anderen Burschen passiert war.
    »Der Plan hat sich geändert«, sagte Michaela. »Meine
Informantin hat sich mit den Daten vertan. Adams Lehrgang hat schon
angefangen. Er kommt morgen am späten Abend wieder. Wir müssen Mini Ha Ha
morgen Nachmittag stehlen.« Sie knabberte an meiner Lippe.
    »Ich dachte, erst nächste Woche.«
    »Ist das nicht egal? Du hast den Teich fertig, das ist die
Hauptsache. Wir können unsere Kreuzfahrt planen, solange wir auf das Geld warten,
die Tickets im Voraus besorgen, wenn wir wollen. Sieh doch nur, Al, wie sich
das Meer bewegt, so tief, so langsam. Würdest du nicht gern mal spüren, wie
sein Rhythmus unter dir pulsiert?« Sie bewegte wieder die Hüften, wie eine von
diesen Teigknetmaschinen, die Harry in seiner Bäckerei hatte. »Spürst du es
nicht, Al...?«
    Sie nahm meine Hand, zog mich nach unten. Ich wollte
widerstehen, aber gegen den Willen einer Frau, die auf der wichtigsten Beule
von ganz Dorset nichts anderes am Leib trägt als eine aufgeknöpfte Öljacke,
bist du praktisch machtlos. Wir wälzten uns hin und her und her und hin. Ich
hätte drauf achten sollen, wohin wir rollten, aber ich versuchte die ganze Zeit
zu verhindern, dass sie die Toblerone bemerkte. Jedes Mal, wenn ich nach unten
greifen wollte, packte sie meine Hand und bugsierte sie woandershin. Es war
wie bei einem Partyspiel á la Die Reise nach Jerusalem, wenn alle jede Menge
Energie verschwenden, ohne voranzukommen. Dann saß sie plötzlich auf mir drauf,
die Öljacke hing über mir wie ein Zelt, der ganze Inhalt purzelte mir ins
Gesicht, keine Luft zum Atmen, kein Platz, um mich zu rühren, meine Schultern
nach unten gedrückt, und mein Kopf, oh Gott, mein Kopf hing über den
Klippenrand, mit nichts unter ihm. Eine falsche Bewegung, und es wäre um uns
geschehen.
    Ich blickte hilflos hoch.
    »Um Himmels willen, Michaela! Du bringst uns noch beide
um!«
    »Beide? Ich war südafrikanische Juniorenmeisterin im
Turmspringen, wusstest du das nicht?« Sie lehnte sich zurück, zeigte alles.
»Hab mich aber in Form gehalten, findest du nicht auch? Wie steht's mit dir?«
Sie legte eine Hand vorn auf meine Hose, die Finger gespreizt.
    Plötzlicher Druck ist nun nicht gerade das, was eine
Stange Schokolade nach dreißig Minuten in der Sonne gebrauchen kann.
    »Oh, Al. Was ist denn los mit dir? Du bist ja ganz weich
geworden. Ein bisschen überfordert, was?«
    Sie stand auf. Es war alles zum Greifen nahe, und ich
konnte nur an die Reinigungskosten denken. Die Hose war nagelneu.
    »Morgen«, sagte sie und knöpfte sich die Jacke zu. »Zwölf
Uhr.«
    Und dann ließ sie mich liegen, am Rande des Abgrunds.
     
    ZEHN
     
    A m nächsten Morgen packte ich die
Kühlbox mit dem blauen Deckel in den Kofferraum, fuhr mit dem Citroën nach
Poole, kaufte zwei neue Schlösser für die Vorder- und Hintertür und jagte dann
runter zum Hafen mit den Geschenkeläden, die sie am Kai extra für die Ausflügler
auf dem Weg nach Cherbourg aufgereiht haben. Ich dachte mir, wenn es irgendwo
in der Gegend diese Riesen-Toblerone-Stangen zu kaufen gäbe, dann am ehesten
dort, damit die jämmerlichen Trottel auch was haben, was sie sich um den Hals
binden können, falls sie auf der Fähre Lust kriegen, sich doch lieber zu
ersäufen. Und es gab tatsächlich welche. Drei, um genau zu sein. Ich kaufte
sie alle, zwei für Carol und die dritte für Alice, als kleines Dankeschön für
alles, was sie für mich getan hatte. Ich verstaute sie in der Kühlbox, mit den
Eispacks drunter, damit sie schön kühl blieben, und fuhr schleunigst wieder
nach Hause. Ich nahm die Kühlbox aus dem Auto, um die Toblerone-Stangen sofort
in die Gefriertruhe umzubetten, doch als ich die Türschlösser sah, fiel mir
ein, dass mir nicht mehr viel Zeit blieb, bis Michaela aufkreuzte. Die Schokolade
konnte warten. Wichtiger war, zu verhindern, dass Michaela je wieder einfach in
meinen Bungalow spazieren konnte.
    Es dauerte länger, als ich dachte. Das Schloss an der Hintertür
wollte ums Verrecken nicht raus, und ich musste ein größeres Loch für das Teil
meißeln, das einrastet, wenn du den Schlüssel umdrehst. Das Teil hat natürlich
einen Namen, aber ich weiß beim besten Willen nicht, wie es heißt, und will es
auch gar nicht wissen. Ich war nie besonders geschickt in diesem ganzen
Heimwerkerkram. Das einzige Werkzeug in der Heimwerkersammlung,

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