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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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der Verband über ein Auge rutschte, sodass sie wie ein
Pirat aussah. »Dieser Schinken ist richtig lecker. Ich hätte nichts gegen ein
zweites, wenn noch genug für alle da ist. Ich hab richtig Heißhunger.«
    Ich ging in die Küche und machte ihr noch ein Sandwich.
Und auch eins für mich. Als ich zurückkam, hatte sie einen Joint im Mund.
    »Darf ich?«, fragte sie.
    »Tun Sie sich keinen Zwang an, Mrs Blackstock.« Sie nahm
einen tiefen Zug, heiße Asche fiel auf das tizianrote Kissen.
    »Alice, bitte, das hatten wir doch schon.«
    »Ach ja. Schön zu sehen, dass Sie sich bei uns wie zu
Hause fühlen, Alice, das muss ich wirklich sagen. Viele andere hätten sich an
irgendwelche Förmlichkeiten gehalten, sich genötigt gefühlt zu fragen, ehe sie
sich nach Lust und Laune bedienen. Ich bin froh, dass Sie nicht zu der Sorte
gehören, dass Sie es sich so richtig gemütlich machen.«
    »Oh ja, das tue ich.« Sie ließ den Rauch langsam und locker
entströmen. Es war ihr förmlich anzusehen, wie der Kreisel in ihrem Kopf sich
neu ausrichtete. »Allerdings muss ich sagen, mir fehlt der Ausblick aus meinen
oberen Fenstern. Von da sieht man alles, das Kliff nach hinten raus, die Hügel
nach vorn raus. Das ganze Dorf kommt irgendwann an den Fenstern vorbei. Mann,
Frau, Tier.«
    Mir gefiel nicht, wie sie das letzte Wort aussprach, wie
sie mich ansah. Sie spielte mit mir, das spürte ich.
    »Ja, ob es denen gefällt oder nicht, ich sehe alles«, sagte
sie und nahm wieder einen Zug. »Sie, der Sie mit Ihren Fischen reden, Pat, der
seine Fitnessübungen macht, ganz zu schweigen von den nächtlichen
Spaziergängern.« Sie fing meinen fragenden Blick auf. »Kim und Gaynor?«
    »Sie wissen von den beiden?«
    »Wie denn nicht, jeden Abend kommen sie raus, wenn sie
denken, alle sind im Bett. Nur weil nirgendwo noch Licht brennt, heißt das noch
lange nicht, dass die Leute schlafen. Ich sitz manchmal stundenlang am Fenster
und schaue in die Dunkelheit.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Genau wie Sie. Da sitze ich oben in meinem Zimmer und Sie
unten an Ihrem Teich. Manchmal hätte ich Lust, das Fenster zu öffnen und zu
Ihnen runterzurufen. Aber ich tu's nicht. Wir sollten alle unsere ungestörten
Momente haben.«
    Schön wär's. Ich hatte keinen ungestörten Moment mehr
gehabt, seit ich von der Klippe zurückgekommen war.
    »Und zweimal im Monat kann ich sehen, wie die Panzer üben.
Wie ein Feuerwerk. Ich liebe es.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Ihnen so was gefällt, Mrs
Blackstock, es ist schließlich Kriegsgerät.«
    »Ach, Schusswaffen stören mich nicht. Daddy hat mir das
Schießen beigebracht, als ich vierzehn war. Und als wir in den Staaten waren,
hatte Duncan immer einen Revolver im Chevrolet, wegen der Gegenden, durch die
wir alles gekommen sind. Die hab ich übrigens immer noch. So, um noch mal auf
unseren Deal zu sprechen zu kommen.«
    »Wie bitte?«
    »Auf der Rückfahrt vom Zahnarzt, da haben Sie doch vorgeschlagen,
Sie würden mich kostenlos in Ihrem Taxi kutschieren, wenn ich Ihnen dafür Französischstunden
gebe, oder nicht?«
    Da war es wieder, das Zwinkern.
    »Ich dachte, Sie könnten sich an nichts erinnern, Mrs
Blackstock.«
    »Die Erinnerung kommt zurück. Peu á peu. Wir haben im Pub
was getrunken. Ich durfte nicht in Ihrem Wagen rauchen. Wir haben über alte
Zeiten gesprochen, richtig?«
    Die Reihenfolge war vielleicht in Unordnung, aber ihre
Erinnerung kam tatsächlich zurück, das war nicht zu leugnen. Das heißt, wenn
sie sie überhaupt im Stich gelassen hatte.
    »Sie waren nicht besonders gut zu verstehen, Alice, nach
dem Zahnarzt. Über die Französischstunden hatten wir im Pub gesprochen. Auf dem
Weg zum Zahnarzt.«
    »Ja, jetzt erinnere ich mich. Und als wir wieder zurück
waren, hab ich Ihnen meine Fotos auf dem Klavier gezeigt, aus meiner Zeit als
böses Mädchen.«
    »So würde ich das nicht sehen, Mrs Blackstock.«
    »Böse, böse, böse. Wissen Sie, was böse auf Französisch
heißt?« Sie zog wieder an ihrem Joint, Tränen schossen ihr in die Augen.
»Mechant. Ohne großartig nachzudenken, fallen mir alle möglichen nützlichen
Ausdrücke ein. Hier, nehmen Sie einen Zug und sprechen Sie mir nach. Je suis
un garcon mechant. Ich bin ein böser Junge.«
    »Ich weiß nicht, ob das jetzt ein guter Zeitpunkt dafür
ist.«
    »Blödsinn«, sagte sie scharf. »Na los. Gerade hinsetzen.
Hände zusammen. Ich bin ein böser Junge. Je suis un garcon
mechant.«
    »Je suis un garcon mechant.«
    »Garcon«,

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