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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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Mundes öffnete sich, ließ die
Worte herausfallen.
    »Sie haben in meinem Beisein drüber gesprochen, Dave Stone
und irgendeine Polizistin. Passiert mir oft, dass Leute reden, als wäre ich
nicht da.«
    »Was für ein Schuh?«, fragte Audrey. Er spitzte die
Lippen. Man spürte förmlich, wie er sie vorbereitete.
    »Nuttig, hat er gesagt. Deshalb war er überhaupt jemandem
aufgefallen.«
    »Das wundert mich nicht«, schnaubte seine Frau. »Sie hat
mal für kurze Zeit bei uns gearbeitet, wissen Sie. Ständig musste ich mit ihr
ein Wörtchen über Kleiderordnung reden, bei den Blusen, die sie trug. Schickt
sich nicht unbedingt in einem Familienhotel. Wir mussten uns schließlich von
ihr trennen.«
    Ich erinnerte mich. Es war praktisch ihr erster Job, mit
knapp achtzehn. Das Spread Eagle war sechs Monate wie leergefegt. Alle hockten
nur noch in der öffentlichen Bar des Hotels, sahen ihr beim Bierzapfen zu.
    »Im Ernst?« Audrey spitzte die Ohren.
    »Ja.« Sheila Coleman schnaubte wieder. »Wir konnten natürlich
nichts beweisen, aber die Einnahmen gingen zurück.«
    Bei der Extrakundschaft? Das konnte ich nicht einfach so
durchgehen lassen, wie sie da im Fond saß, mit ihrem vornehmen Getue, und über
Miranda herzog.
    »Für mich hat sie auch gearbeitet«, sagte ich, »und ich
hatte keinen Grund zur Klage. Fleißig, nett zu den Leuten, umgänglich und
sympathisch. Was mich angeht, könnte es ruhig mehr von ihrem Schlag geben.«
Audrey ließ den Motor aufheulen. Ich hatte zu dick aufgetragen, das wusste
ich, aber trotzdem.
    »Na, in einem Geschäft wie unserem bieten sich ja vielleicht
auch nicht solche Gelegenheiten, oder?«, sagte sie. »Ist ja nicht wie in einem
Hotel, wo viel Bargeld im Spiel ist. Stimmt doch, oder, Mrs Coleman?«
    Mrs Coleman nickte. Es stimmte.
    Danach sprachen wir nicht mehr viel. Die Colemans saßen
im Fond und gingen ein paar juristische Unterlagen durch. Audrey fuhr, schnitt
einen Radfahrer kurz vor Blandford Forum. Wunderbar. Hätte ich selbst nicht
besser machen können. Miranda kam dem Kliff und meinen meuchelnden Händen
näher und näher, Miranda, die mal so überschäumend gewesen war, so voll von
allem, was man sich bei einer jungen Frau wünscht. Jetzt kam eine andere
Miranda den Pfad herauf auf mich zu, eine Miranda, die ich nie gekannt hatte
und doch nur allzu gut kannte.
    Wir setzten die Colemans vor ihrem Hotel ab, parkten auf
der Rückseite und schlenderten los. Es war lange her, seit wir zuletzt so etwas
zusammen gemacht hatten, uns einfach ziellos treibenlassen. Ich war froh, hier
zu sein, raus aus dem Bungalow, aus dem Dorf, wo ich an jeder Ecke daran
erinnert wurde, wer ich war und was ich getan hatte. Wir machten Sightseeing,
schauten uns die Altstadt an, die Kathedrale. Ich hatte das Gefühl, mich in
Erinnerungen zu verlieren, die ich nie gehabt hatte. Audrey wollte reingehen,
aber ich nicht. In mir selbst ging schon genug vor sich, ohne dass Gott seinen Senf
dazugab. So blieb ich also auf dem Rasen, während Audrey hineinging, bestaunte
die verrückte Pracht des Gebäudes, wie es da auf der Erde stand, wie ein
Schiff, klar zum Auslaufen, um die Freuden und Leiden dieser Welt
zurückzulassen, den Mast gen Himmel gereckt. Sie war gut eine halbe Stunde
drin, und ich war froh darüber, fragte mich, was uns bloß dazu brachte, uns die
Dinge anzutun, die wir einander antaten, die wir uns selbst antaten. Als sie
herauskam, hatte sie ein paar Postkarten in der Hand.
    »Du hättest mit reingehen sollen«, sagte sie. »Hätte dir
vielleicht gutgetan.«
    »Ich brauche Gott nicht, Audrey, nicht wenn du bei mir
bist. Für wen sind die Postkarten?«
    »Ich weiß nicht. Alle. Carol, Tante Vi, Tina.«
    »Tina!«
    »Wieso denn nicht? Ich bin es leid, immer... Moment«, und
sie zog den Kuli aus meiner Brusttasche und schrieb auf jede »Wünschte, Du
wärst hier!«.
    »Wünschst du dir wirklich, sie wären hier?«, fragte ich.
    »Ach, Al«, sagte sie und berührte meine Lippe mit dem
Finger. »Sei nicht eifersüchtig. Genieße den Augenblick, genieße den Tag.«
    Das tat ich auch. Ich kaufte eine neue Mütze, flach,
Tweed, gut für den Winter, außerdem im selben Laden ein neues Paar Handschuhe,
Leder mit weißen Nähten an den Fingern. Audrey fand einen Laden mit schönen, alten
Klamotten - Sonnenschirme und Ballkleider und Cocktailkleider und so -, wo
sie einen von diesen kleinen Hüten mit Schleier entdeckte, wie sie in den
Zwanzigern beliebt waren. Er passte nicht richtig auf ihren Kopf,

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