Bindung und Sucht
lag bei 21.7 (SD = 3.4) mit einem Altersbereich von 16 bis 30 Jahren. Die Patientinnen aus dieser Stichprobe verteilten sich bezüglich ihres Schulabschlusses wie folgt auf die verschiedenen Schultypen: Hauptschule vier Patientinnen, Realschule 14, Gymnasium 27 und bei 2 Patientinnen war der Schultyp nicht bekannt. Datensätze stehen für die vorliegendeUntersuchung für 46 Patientinnen vor und für 36 nach der Therapie zur Verfügung.
Verwendete Verfahren
Das Adult Attachment Interview
Das Adult Attachment Interview (Bindungsinterview für Erwachsene) von George, Kaplan und Main (2001) ist ein halbstrukturiertes, ca. einstündiges Interview, das versucht, internale Arbeitsmodelle von Bindung bzw. individuelle Bindungsrepräsentationen zu erheben; Näheres zum Gegenstand der Fragen und zum Schwerpunkt der Auswertung wurde bereits vorne zu Beginn des Abschnitts »Bindungsrepräsentation im Jugend- und Erwachsenenalter« dargestellt.
Die Klassifikation der Interviews erfolgt anhand von Skalenratings. Die (erschlossenen) Bindungserfahrungen mit Vater, Mutter oder anderen wichtigen Bezugspersonen werden auf den fünf Skalen: »Liebe«, »Zurückweisung«, »Rollenumkehr«, »Leistungsdruck« und »Vernachlässigung« bewertet. Für die Bewertung der Bindungserfahrungen werden die Skalen »Idealisierung«, »Ärger« und »Abwertung« verwendet. Für die Einschätzung der internalen Organisation der Erinnerungen und Bewertungen stehen folgende Skalen zur Verfügung: Kohärenz des Transkripts und des Bewusstseins, Erinnerungsschwierigkeit, Passivität der Gedanken, ungelöste Traumatisierung, allgemeine Abwertung von Bindung, metakognitive Prozesse. Für alle Skalen sind Werte von 1 bis 9 definiert, dabei stellt ein hoher Wert immer eine hohe Ausprägung des beschriebenen Inhaltes dar.
Das AAI wurde mit den Patientinnen zu Beginn und zum Ende der Therapie durchgeführt, wörtlich transkribiert, anonymisiert und so kodiert, dass keine Zuordnung des Transkripts zum Erhebungszeitpunkt vor oder nach der Therapie möglich war. Anschließend wurden die Transkripte von einer trainierten und reliablen Auswerterin, die keinerlei Information zu den Interviews oder Patienten hatte, nach der Methode von Main und Goldwyn (1995) ausgewertet.
Eating Disorder Inventory (EDI)
Das Eating Disorder Inventory (EDI; Garner et al. 1983) ist ein Fragebogen, der in Selbstauskunft der Patienten das Ausmaß an essgestörtem Verhalten anhand von 9 Skalen erhebt. Da es unterschiedliche Skalen für anorektisches oder bulimisches Verhalten gibt, wird in der vorliegenden Studie nur der EDI-Summenwert verwendet; je höher der Wert, desto größer ist die berichtete Essstörungssymptomatik.
Das EDI wurde den Patientinnen zu Beginn und am Ende der 4-monatigen Therapie ausgehändigt, wurde jedoch nicht von allen Patientinnen ausgefüllt, so dass zu Beginn der Therapie nur 35 und nach der Therapie nur 26 Datensätze zur Verfügung standen.
Besserung und Prognose
Für alle Patientinnen wurde in den abschließenden Arztbriefen die während der Therapie erfolgte Besserung beschrieben und eine Prognose für den weiteren Verlauf nach der Entlassung gestellt. Für diese medizinische Beschreibung wurde jeweils ein fünfstufiges Rating gebildet, so dass für alle Patientinnen ein Besserungs- und ein Prognosewert vorliegen. Je höher der Wert, desto stärker die Besserung und desto günstiger die Prognose. Für die Besserung wurde ein Werte von 5 gegeben, wenn die Patientin die Essstörungssymptomatik völlig überwunden hatte, und von 2 oder niedriger, wenn keine Besserung bzw. sogar eine Verschlechterung der Symptomatik vorlag. Werte von 1 und 2 wurden für sehr schlechte bzw. schlechte Prognose vergeben, 3 für weder gute noch schlechte Prognose und 4 für eine gute bzw. 5 für eine sehr gute Prognose nach Entlassung.
Ergebnisse
Bindungsrepräsentation zu Beginn der Therapie
Die Auswertung der Adult Attachment Interviews, die zu Beginn der 4-monatigen Therapie erhoben wurden, ergab folgende Verteilung an Bindungsklassifikationen: Von den 46 befragten Patientinnen erhielten 11 eine sichere und 35 eine unsichere Bindungsklassifikation, davon wurden wiederum 20 als unsicher-distanziert und 15 als unsicher-verwickelt klassifiziert. Keines der sicheren Interviews wurde als sicher-autonom (F3) eingestuft (vgl. Tab. 1).
Zwölf der 46 Interviews wurden zusätzlich als ungelöst-traumatisiert klassifiziert; von den so klassifizierten Personen hatten zwei eine
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