Bindung und Sucht
sichere, acht eine verwickelte und zwei eine distanzierte Bindungsrepräsentation.
Die Verteilung der sicheren und unsicheren Bindungsrepräsentationen auf die drei Schultypen bzw. Bildungsabschlüsse der Patientinnen – Hauptschule, Realschule und Gymnasium – zeigte keine signifikante Abweichung von der erwarteten Häufigkeit (Chi-Quadrat-Test, χ 2 = 4.06, p = .131), ebenso unterschieden sich die Patientinnen mit sicherer oder unsicherer Bindungsrepräsentation nicht bezüglich ihres Alters.
Tab. 1: Klassifikation der Adult Attachment Interviews zu Beginn der Therapie
F1, F2 etc., Ds1 – Ds3, E1 – E3 bezeichnen verschiedene Ausprägungen der jeweiligen Klassifikation
Bindungsrepräsentation zu Beginn der Therapie und Essstörungsdiagnose
Tabelle 2 zeigt, dass die sicheren und unsicheren Bindungsrepräsentationen in der Gruppe der anorektischen und bulimischen Patientinnen am Anfang der Behandlung etwa gleich häufig vorkommen.
Bindungsrepräsentation zu Beginn der Therapie und Therapieabbruch
Von den 47 Patientinnen, die an der viermonatigen teilstationären Therapie teilnahmen, haben 11 vorzeitig die Therapie abgebrochen. Tabelle 3 (S. 74) zeigt, dass die Interviews dieser 11 Patientinnen alle als unsicher klassifiziert wurden, was ein signifikantes Ergebnis darstellt. Dagegen steht eine ungelöst-traumatisierte Klassifikation nicht in Zusammenhang zu einem Therapieabbruch.
Tab. 2: Verteilung der sicheren und unsicheren Bindungsrepräsentationen auf die beiden Diagnosegruppen Anorexie (AN) und Bulimie (BN)
Chi-Quadrat-Test, χ 2 = 1.05; p = .307
Tab. 3: Bindungsrepräsentationen (sicher vs. unsicher) und Bindungsklassifikation als ungelöst-traumatisiert und Therapieabbruch
Fishers-Exact-Test, χ 2 = 4,45 p = .044 Fishers-Exact-Test, χ 2 = 4,69 p = .710
Bindungsrepräsentation zu Beginn der Therapie und Essstörungssymptomatik, Besserung und Prognose
In Tabelle 4 sind die Unterschiede zwischen den Patientinnen, denen zu Beginn der Therapie eine sichere bzw. unsichere Bindungsrepräsentation zugewiesen wurde, bezüglich der Summenwerte des EDI zu Beginn der Therapie (t1) und zum Ende der Therapie (t2) sowie bezüglich der gesundheitlichen Besserung und der medizinischen Prognose für die Zeit nach der Entlassung dargestellt.
Während sich Patientinnen mit sicherer oder unsicherer Bindungsrepräsentation in Bezug auf die Summenwerte des EDI zu Beginn der Therapie nicht unterscheiden, erhalten die Patientinnen mit der sicheren Bindungsrepräsentation einen tendenziell geringeren Summenwert nach der Therapie und signifikant höhere Werte sowohl für die erzielte Besserung während der Therapie als auch für die Prognose für den weiteren Verlauf.
Tab. 4: Unterschiede zwischen den Patientinnen mit sicherer und unsicherer Bindungsrepräsentation bezüglich der EDI-Summenwerte vor und nach der Therapie und der Besserungs- und Prognosewerte
Bindungsrepräsentation am Ende der Therapie
Die Verteilung der Auswertung der Adult Attachment Interviews, die am Ende der 4-monatigen teilstationären Therapie erhoben wurden, ist in Tabelle 5 dargestellt. Von den 35 Interviews wurden 25 als sicher und 10 als unsicher, davon jeweils fünf als distanziert und fünf als verwickelt klassifiziert. Die genaue Klassifikation zeigt, dass 8 AAIs als F3, also sehr sicher und autonom, klassifiziert wurden, was zu Beginn der Therapie bei keinem Interview der Fall war (siehe Tab. 2).
Während zu Beginn der Therapie 76,1 % der Patientinnen eine unsichere Bindungsrepräsentation aufweisen, sind es nach der Therapie nur noch 28,6 %. Der Anteil an sicherer Bindungsrepräsentation steigt von 23,9% zu Beginn der Therapie auf 71,4 % nach der Therapie.
Tabelle 6 (S. 76) zeigt in Bezug auf die Veränderung der Bindungsklassifikation der Patientinnen, die die Therapie abgeschlossen haben, dass vor der Therapie 11 und nach der Therapie 25 Patientinnen eine sichere Bindungsrepräsentation aufweisen. Die Gruppe der unsicheren Bindungsrepräsentationen umfasst vor der Therapie 24 und nach der Therapie 10 Patientinnen. Dieses Ergebnis wird jedoch im Fishers-Exact-Test nicht signifikant. Von den 35 Patientinnen, deren Bindungsrepräsentation sowohl zu Beginn als auch zu Ende der Therapie erhoben wurde, hatten vor der Therapie 68,6 % eine unsichere und 31,4 % eine sichere Bindungsrepräsentation. Nach der Therapie drehten sich die Anteile um, so dass 28,6 % unsichere und 71,4 % sichere Bindungsrepräsentationen gefunden wurden.
Tab. 5:
Weitere Kostenlose Bücher