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Bindung und Sucht

Bindung und Sucht

Titel: Bindung und Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Brisch
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identity status. Journal of Adolescence , 25, S. 107 – 124.
    Zimmermann, P. & Fremmer-Bombik, F. (2000): Die Bedeutung internaler Arbeitsmodelle von Bindung aus entwicklungspsychopathologischer und klinischer Sicht. In: L. Koch-Kneidl & M. Wiese (Hrsg.), Frühkindliche Interaktion und Psychoanalyse . Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht), S. 40 – 67.
    Zimmermann, P. Gliwitzky, J. & Becker-Stoll, F. (1996): Bindung und Freundschaftsbeziehungen im Jugendalter. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 43, S. 141 – 154.

MICHAEL HASE
    Traumatisierter sucht Bindung
Über die Zusammenhänge zwischen Bindung, Bindungsstörung, seelischer Traumatisierung und substanzgebundener Abhängigkeit
    Ich möchte in dem folgenden Text auf die Zusammenhänge zwischen Bindung bzw. Bindungsstörung, seelischer Traumatisierung und Entwicklung stoffgebundener Abhängigkeit eingehen. Einigen einführenden Gedanken zu dem Zusammenhang sollen sich Ausführungen zu neueren Konzepten der stoffgebundenen Abhängigkeit, die unter dem Schlagwort »Sucht-Gedächtnis« bekannt wurden, anschließen, um dann auf sich daraus ableitende Behandlungsansätze, z. B. mit der psychotherapeutischen Methode Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR), einzugehen.
Bindung und Abhängigkeit
    Auf den klinischen Zusammenhang zwischen Substanzkonsum, Bindung bzw. Bindungsstörung ist in letzter Zeit von einigen Autoren hingewiesen worden. Landi und Mitarbeiter beschreiben eine Beeinträchtigung der Fähigkeit von Müttern, auf Äußerungen des Säuglings einzugehen, wenn die Mütter Drogen konsumieren (Landi et al. 2011). In einem experimentellen Design wurde versucht, dies mittels der funktionellen Kernspintomographie abzubilden. Substanzkonsumierende Mütter wurden im Vergleich zu nicht konsumierenden Müttern mit Gesichtern und Lauten des Säuglings konfrontiert. Diese Reize lösen normalerweise Aktivitäten in bestimmten Arealen des zentralen Nervensystems aus. Substanzkonsumierende Mütter zeigten eine geringere Aktivierung präfrontal und limbisch, so dass davon auszugehen ist, dass sie weniger in der Lage sind, empathisch gefühlsbetont wie auch angemessen überlegend auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen. Interessanterweise zeigte sich dies bei einer Reihe verschiedener Drogen, auch bei Nikotin.
    Der Zusammenhang zwischen dem Bindungsstil und der Entwicklung einer Abhängigkeit wurde von verschiedenen Autoren beschrieben. Shin und Mitarbeiteruntersuchten 141 männliche Koreaner, die schädlichen Internetkonsum und Alkoholkonsum bis hin zur Abhängigkeit zeigten (Shin et al. 2011). In dieser Untersuchung konnte gezeigt werden, dass bei einem unsicher-ängstlichen Bindungsstil Depression und Angst sowie schädlicher Internetkonsum voraussagbar sind. Einen ähnlichen Zusammenhang beschrieben De Rick und Mitarbeiter, die 101 männliche und weibliche Patienten untersuchten (De Rick et al. 2009). Diese waren wegen alkoholinduzierter Störungen in Behandlung. Abhängig von der Beeinträchtigung des Bindungssystems zeigte sich die Schwere der Alkoholabhängigkeit. Ebenfalls korrelierte die Beeinträchtigung des Bindungssystems mit der Schwere psychiatrischer Komorbidität. Je schwerer also die Bindungsprobleme, desto schwerer die Abhängigkeit und eben auch die Komorbidität, zumindest im Ergebnis dieser Studie.
    Es scheint mir sehr naheliegend zu sein, dass schwangere Frauen, die während ihrer Schwangerschaft konsumieren, ihr Kind noch vorgeburtlich schädigen. Die Folgen, z. B. der Drogenentzug des Neugeborenen drogenabhängiger Mütter, sind nicht unbekannt. In einer Untersuchung zeigten Stratheran und Mayes, dass nicht nur die pränatale Exposition des Kindes bedeutsam ist (Stratheran & Mayes 2010). Stratheran und Mayes untersuchten kokainabhängige Mütter und wandten auch eine besondere Aufmerksamkeit ihrer Funktion der Bemutterung nach der Entbindung zu. Sie kamen zum Ergebnis, dass die Entwicklung des Kindes durch die intrauterine Drogenexposition, aber eben auch durch die postnatale Beeinträchtigung der Mutter beeinflusst wird. Sie schrieben der Ausschüttung von Oxytocin und Dopamin durch den Drogenkonsum besondere Bedeutung zu.
    Diese Aufzählung ließe sich noch fortsetzen. An dieser Stelle soll jedoch kein umfassender Überblick gegeben werden. Vielmehr sollten die vorhergehenden Gedanken als Einstimmung dienen und darauf hinweisen, dass Abhängigkeit und Beeinträchtigungen im Bindungssystem einander reziprok beeinflussen und dies

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