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Bindung und Sucht

Bindung und Sucht

Titel: Bindung und Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Brisch
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Mal intensive Beobachtungen der Eltern-Kind-Interaktionen durch und informierten uns mit Hilfe von Fragebogen und Interviews über Alkoholprobleme, Depressionen, antisoziales Verhalten, eheliche Konflikte und aggressive Handlungen der Eltern.
    Das Jahreseinkommen der Familien lag zwischen 4000 und 95 000 Dollar (M = 41 824 Dollar; SD = 19 423 Dollar). Zur Zeit der Aufnahme in die Studie lebten alle Mütter mit dem Vater des Kindes zusammen. Die meisten (88 %) dieser Eltern waren miteinander verheiratet, 11 % waren nicht verheiratet, nur wenige (1 %) waren geschieden oder lebten getrennt vom ehemaligen Partner. Das Alter der Mütter lag zwischen 19 und 40 Jahren (M = 30.43, SD = 4.58), das der Väter zwischen 21 und 58 Jahren (M = 32.94; SD = 6.06). Etwa 61 % der Mütter und 91 % der Väter gingen einer beruflichen Tätigkeit außer Haus nach. Die Arbeitszeit der Mütter bewegte sich zwischen fünf und 72 Wochenstunden (M = 16.63; SD = 16.38 Stunden), die der Väter zwischen vier und 84 Wochenstunden (M = 40.71, SD = 16.65 Stunden). Einige Familien lebten von einer Form der Sozialhilfe (»Aid to Families with Dependent Children«, 6 %); etwa 4 % der Väter bezogen Arbeitslosenunterstützung. Die Kinderzahl in den Familien lag zwischen eins und fünf, wobei die meisten Familien ein bis zwei Kinder einschließlich des Indexkindes hatten (68 %). Etwa 18 % der kleinen Kinder in der Studie waren Einzelkinder. Bei der Mehrheit der Teilnehmer handelte es sich also um weiße Familien mit mittlerem Einkommen und einem bis zwei Kindern.
Alkoholprobleme der Eltern und Bindungssicherheit der kleinen Kinder
    Wir arrangierten eine »Fremde Situation« nach Ainsworth, ein 21-minütiges Trennungs- und Wiedervereinigungs-Szenarium, um die Mutter- und die Vaterbindung der 12 Monate alten Kinder zu erfassen. Je nach der Qualität ihrer Beziehung zur jeweiligen Elternperson ordneten wir die Kinder dann einer von vier Kategorien zu: sicher, vermeidend, ängstlich-widerstrebend und desorganisiert. Als sicher gebunden wurden die Kinder klassifiziert, die ihre Bezugspersonen als »sichere Basis« in Anspruch zu nehmen vermochten, von der aus sie ihr Umfeld erkundeten. Das Wiedervereinigungsverhalten dieser Kinder schloss in der Regel den Beginn einer Interaktion mit der Fürsorge- bzw. Bezugsperson und positive Gefühle auf beiden Seiten ein. Kinder, die erkennbar unter der Trennung gelitten hatten, suchten den physischen Kontakt mit der Fürsorgeperson und bezogen daraus hinreichend viel Trost, um sich gegen Ende der dreiminütigen Wiedervereinigungsphase in einem gewissen Umfang wieder ihrem Spiel zuwenden zu können. Vermeidende Bindungsmuster waren dadurch gekennzeichnet, dass das betreffende Kind es an einem positiven Eingehen auf die Bezugsperson fehlen ließ und positive Gefühle, wenn überhaupt, auf die Spielsachen und/oder auf andere Erwachsene richtete. Die Wiedervereinigung mit der Bezugsperson war in diesen Fällen von emotionaler Distanz und davon geprägt,dass das »vermeidende« Kind seine Aufmerksamkeit von der Bezugsperson abzog. Kindern mit einem ängstlich-widerstrebenden Bindungsmuster machte das Ausbleiben der Bezugsperson zu schaffen. Während der Episoden, die der Trennung vorausgingen, zeigten diese Kinder sich hochgradig an Nähe und der Wahrung des Kontakts interessiert und wenig erkundungsfreudig. Bei der Wiedervereinigung mit der Bezugsperson gelang es ihnen nicht, sich zu beruhigen. Eher ließen sie offene Anzeichen von Ärger und/oder Ambivalenz gegenüber der Bezugsperson (Versuche der Annäherung, gefolgt von Zurückstoßen oder abweisendem Verhalten) erkennen. Das desorganisierte Bindungsmuster ist durch das Fehlen einer schlüssigen Strategie oder einer unschwer erkennbaren Zielvorstellung, Absicht oder Erklärung im Verlauf der »Fremden Situation« gekennzeichnet. Beim desorganisierten Verhalten zeigen Kinder gleichzeitig oder aufeinander folgend widersprüchliche Verhaltensmuster, es umfasst zudem ungezielte oder fehlgelenkte Bewegungen, das »Gefrieren« oder »Erstarren« bzw. unmittelbare Anzeichen von Angst im Augenblick der Wiedervereinigung. Dieses Muster wird in einen Zusammenhang mit Misshandlungs- und Vernachlässigungserfahrungen und mit Angst vor der Fürsorgeperson gebracht.
    Insgesamt wurden 69 % der Kinder in der Kontrollgruppe, 59 % der Kinder in der Gruppe der alkoholkranken Väter und 30 % der Kinder in der Gruppe, in der beide Eltern Alkoholiker waren, als sicher an ihre Mütter

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