Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
Jungmuschel mag sie sich kleinere Nischen etwas tiefer an der Austernbank suchen und dort festsetzen, womit sie auch besser vor Fressfeinden geschützt ist. Später kann sie sich lösen und neu ansiedeln, evtl. weiter oben an der Bank, um die Filtration von Nahrung zu verbessern. Auch andere Muschel- und weitere Tierarten scheinen in den veränderten Riffen der Pazifischen Auster gut zurechtzukommen, so eine Untersuchung von Alexandra Markert vom Senckenberg-Institut in Wilhelmshaven.
Die veränderten Bänke haben auch für die Fischer Konsequenzen, die weiterhin Jungmiesmuscheln an den Bänken fischen dürfen, wenn auch in geringem Maße, um ihre Aquakulturen zu bestücken. So können die Austernbänke dazu führen, dass durch ihre scharfen Kanten häufiger Netze zerstört werden. Deshalb waren die Fischer gezwungen, die Technik für das Abfischen von Jungmuscheln zu verfeinern. Hierfür wurden in den letzten Jahren Methoden entwickelt, die nun vermehrt angewandt werden.
Wie es um die Zukunft der Miesmuschel und der Pazifischen Auster in der Nordsee bestellt ist, lässt sich derzeit schlecht vorhersagen. Der Klimawandel könnte dazu führen, dass das Pendel mehr für die eine oder die andere Art ausschlägt. Vielleicht wird die Miesmuschelfischerei und deren Kultur in andere Gewässer abwandern müssen, weil der Nachwuchs nicht mehr sichergestellt ist. Wahrscheinlich wird sich der Mensch am besten anpassen können, wenn er in seinem Konsum direkt auf gezüchtete Austern umsteigt. Die Austern der wilden Bänke sind dazu abernicht vermarktbar, denn die zusammengewachsenen Muscheln machen eine Ernte und einen Verkauf schwierig. Aber auch hier hat sich der Mensch angepasst. So gibt es mittlerweile an einigen Orten an der Nordsee spezielle Wattwanderungen – zu den Bänken der Pazifischen Auster. Austernliebhaber bringen die entsprechende Ausrüstung (inklusive Champagner) mit und veranstalten im Watt ein Austern-Essen. Der Vermehrung der Auster wird dies wenig Abbruch tun, aber zumindest steigern ein paar Menschen ihr Wohlbefinden.
Wann ist ein Wald ein Wald?
Es gibt vielleicht kein zweites Ökosystem, das den Menschen so beschäftigt, verängstigt und begeistert wie der Wald. Man kann ihn mit allen Sinnen erleben, es lauern Gefahren in ihm, und gleichzeitig kann er Schutz bieten, die Ernährung sicherstellen und wertvolle Rohstoffe liefern. Auch ist der Wald in vielen Regionen der Erde die dominierende Form der Natur – in den Tropen ebenso wie in den gemäßigten Breiten und der Taiga.
In vielen Regionen der Erde, nicht zuletzt auch bei uns, wurden die Wälder bereits früh durch den Menschen dezimiert. In Deutschland selbst sind heute noch ca. 35 Prozent der Landesfläche bewaldet. Aber handelt es sich hier wirklich noch um einen Wald?
In Deutschland gibt es schon in der Bezeichnung von Ökosystemen mit vielen Bäumen eine wichtige Unterscheidung. Wir sprechen beim intensiv genutzten Wald – und das sind fast alle Waldflächen in Deutschland – von Forst und von der Forstwirtschaft. Vor allem das wachsende Holz ist seit Jahrhunderten einer der bedeutendsten Naturstoffe, die der Mensch nutzt. Heute mehr denn je. Lange Zeit war es in Mitteleuropa der Bedarf an Bauholz und vor allem an Brennholz, der die Wälder in Deutschlandmassiv zurückdrängte und im 18. Jahrhundert zur Entwicklung des Konzepts einer nachhaltigen Forstwirtschaft führte, in der dem Wald nicht mehr Holz entnommen werden soll, als nachwächst. Der Beweggrund hierzu war ein rein ökonomischer, kein ökologischer: Man wollte der aufstrebenden Wirtschaft im 18. Jahrhundert nicht die Entwicklungsmöglichkeiten nehmen. Zum Glück für den Wald – oder den Forst – kam bald die Kohlegewinnung und -verfeuerung auf, die den Wald als maßgebliche Energiequelle entlastete. Eine Entwicklung, die sich in Zukunft wieder umdrehen könnte, da Holzhackschnitzelheizwerke und der private Verbrauch von Feuerholz oder Pellets in Deutschland massiv zunehmen. Die steigenden Öl- und Gaspreise und das Bewusstsein, mit der Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen etwas für das Klima zu tun, führen dazu. So wurden in Deutschland im Jahr 2009 zum Beispiel 2,5 Millionen Tonnen Holzpellets produziert.
Trotz der Entlastung der Wälder von der Feuerholzproduktion nahm die ökonomische Sicht auf den Forst die alles überragende Rolle in der deutschen Waldbewirtschaftung ein, und sie hat sie heute noch inne. Wald ist ein Wirtschaftsgut, reduziert auf den Ertrag
Weitere Kostenlose Bücher