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Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Titel: Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Neßhöver
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streng reglementiert. Es soll wie bei den Nashörnern den Handel unterbinden. Um das Abkommen zu umgehen, werden hier aber häufig Behördenvertreter vor Ort bestochen, um die Exporte wild gefangener Tiere als angebliche Zuchttiere zu ermöglichen.
Das Weniger-Werden erfassen, um dagegen handeln zu können
    Die einzelnen Artengeschichten von Aal, Miesmuschel und anderen zeigen, wie sehr sich diverse und großräumige Einflüsse des Menschen auswirken, selbst wenn es sich nur um eine einzelne Art handelt. Einen Überblick darüber zu bekommen, wie sich das in der Gesamtheit auf die Biodiversität auswirkt, ist sehr schwierig. Dafür müsste man alle Arten und die Entwicklungstrends ihrer Populationen erfassen, was aufgrund des großen Aufwands, der erforderlich wäre, kaum möglich ist. Einzig bei solchen Tieren wie den Vögeln, die eine große Anzahl von Naturfreunden begeistern können, kann es gelingen, regelmäßig Artdaten zu erfassen. Deswegen haben die staatlichen Vogelschutzwarten zusammen mit dem Dachverband der Deutschen Avifaunisten ein Indikatorsystem entwickelt, das für unterschiedliche Lebensräume Daten zu jeweils zehn Vogelarten erfasst hinsichtlich des Vorkommens von Brutpaaren bzw. der Reviere in bestimmten Flächen. Für alle Arten wurde für 2015 ein Zielbestand festgelegt, dessen Erreichen durch regelmäßige Zählungen der Bestände überprüft werden kann. Sechs Teilindikatoren wurden herausgearbeitet: für Agrarland, Wälder, Siedlungen, Binnengewässer, Küsten und Meere sowie die Alpen. Das Bild fällt ernüchternd aus. Insgesamt lag man im Jahr 2008 bei einem Zielerreichungsgrad von 69 Prozent, und seit Anfang der 1990er-Jahre ist kein positiver Trend zu erkennen, der Wert schwankt zwischen 67 und 73. Einzig bei den Wäldern ist ein positiver Trend zu verzeichnen, doch auch dort liegt die Zielerreichung nur bei 81 Prozent. Negativ sind die Trends vor allem in Siedlungen (59 Prozent), an Küsten und in Meeren (56 Prozent, mit einer starken Abnahme in den letzten Jahren) und im Agrarland (66 Prozent). Besonders negativ sind hier etwa die Trends bei den wiesenbrütenden Arten wie Heidelerche und Kiebitz. Ihnen macht die fortgesetzte Reduktion der Wiesenflächen und die Intensivierung ihrer Nutzung weiterhin zu schaffen.
    Diese Indikatoren für die Vögel in Deutschland werfen nur ein Schlaglicht auf den Verlust innerhalb der Arten und damit ihrer genetischen Vielfalt. In nicht allzu weiter Ferne mag sogar das Aussterben der einen oder anderen Art in Deutschland stehen. Global ist die Situation, wie die wenigen Beispiele in diesem Kapitel zeigen, noch schwieriger. Tausende Arten stehen auf den Roten Listen oder sind bereits verschwunden, und die Populationen vieler Arten wie etwa vieler Fische sind massiv zurückgegangen – und damit ihre genetische Vielfalt und ihre Fähigkeit, sich an Veränderungen anzupassen.
    Ähnlich ist die Situation bei den Ökosystemen. Der beständige Drang und Zwang, natürliche Ressourcen zu nutzen und damit immer neue Flächen für eine Nutzung zu erschließen, führt zu Verlusten an natürlichen Gebieten und zur Intensivierung der Nutzung in anderen. Ein Mehr an Bevölkerung und ihren Ansprüchen, und sei es nur das Verlangen nach Nashorn-Horn oder dem letzten Ei des Riesenalks, führt zu immer neuen Anstrengungen, an diese Ressourcen heranzukommen, bis sie vielleicht komplett aufgebraucht oder im Falle von Arten: verloren sind. Um dies aber noch besser zu verstehen, muss man sich auch die andere Seite anschauen, das Mehr-Werden in der Natur.

„Ich glaube, ein Stück Land zu besitzen und es
nicht zu ruinieren ist die allerschönste Kunst,
die man sich zu besitzen wünschen kann.“
    ANDY WARHOL,
US-AMERIKANISCHER KÜNSTLER
    4. Mehr-Werden – von massenhaft Muscheln, Rindern, Mais und anderen Kalorien
    Die Wandertaube und der Riesenalk sind zwei Beispiele, wie die direkte Nutzung einer einzelnen Art als Ressource zum Ende einer Art führt. Der Aal ist in einer ähnlichen Situation, wird aber durch den Menschen bewusst erhalten und ist zudem noch einer Melange an Einflüssen ausgesetzt, deren Bedeutung man nur schwer abschätzen kann, es sei denn, man gibt ein paar tausend Aalen Aufpasser mit, um die ganze Vielfalt der Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, einmal zu protokollieren.
    Manche Gründe für die Gefährdung der Biodiversität sind erst zu verstehen, wenn man sich tiefer in die Gründe hinabbegibt, warum der Mensch das Ökosystem und die Arten

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