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Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource

Titel: Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Neßhöver
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von Kubikmetern Holz pro Hektar.
    Zugleich bleibt der Wald ein Mythos, ein Erlebnis- und Besinnungsraum, von dem sich der Deutsche nicht trennen mag und der in der Romantik und in ihrer Rückbesinnung auf die Natur im 19. Jahrhundert eine herausragende Rolle spielte. In Deutschland manifestiert sich dieses Faible für den Wald etwa darin, dass der freie Zugang zum Wald per Gesetz geregelt ist, auch wenn dieser sich in Privatbesitz befindet. Und der Deutsche hängt dem Idealbild des deutschen Waldes nach, einem Buchenwald mit hohen Stämmen, der zwar den dominierenden Typ des Waldes in Mitteleuropa stellen würde, den der Mensch aber schon lange umgestellt hat auf produktionseffiziente Baumarten wie Fichte und Kiefer, die einfach schneller wachsen. Unter Naturschützernkam hier irgendwann der Satz auf: „Willst du einen Wald vernichten, pflanze Fichten, Fichten, Fichten.“ Die Fichte macht auch heute mit ca. 3,5 Millionen Hektar und einem Anteil von ca. 33 Prozent einen großen Anteil unserer Wälder aus – und ist für Gefahren wie Borkenkäferbefall und Stürme sehr anfällig. Trotzdem wird sie in der Forstwirtschaft auch weiterhin als „Brotbaum“ bezeichnet, da sie schnell wächst und somit schnell erntereif ist – was wiederum schnelles Geld verspricht. Ca. 1,2 Millionen Arbeitsplätze sind es, die direkt oder indirekt an dieser Form der Forst- und Holzwirtschaft in Deutschland hängen.
    In den letzten Jahren aber wandelt sich langsam der Blick auf den Wald. Man hat erkannt, dass die Reduktion des Waldes auf einen „Stangenacker“ aus Fichten nicht seinen alleinigen Nutzen ausmacht und eine diverse Waldstruktur und -nutzung dazu beiträgt, dass eben jene Nutzung langfristig gewährleistet werden kann. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen unserer Wirtschaft muss die Waldwirtschaft in langen Zeiträumen denken. Ein Baum wächst nun einmal nicht so schnell wie ein Weizenfeld. Daher müssen die Wälder widerstandsfähiger werden gegen die Effekte des Klimawandels wie Dürrephasen oder Stürme. Andererseits wird der Wert der Wälder auch differenzierter gesehen. Die Diskussion um die Speicherung von CO 2 aus der Atmosphäre führt etwa dazu, dass die Senkenfunktion der Wälder für Kohlenstoff weltweit in den Fokus gerückt ist. So sind in den deutschen Wäldern allein etwa 1,2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert, und jährlich kommen bis zu 25 Millionen Tonnen hinzu, wenn ihre Nutzung nicht weiter zunimmt. Dies entspricht knapp den CO 2 -Emissionen von ca. 28 Millionen Tonnen, die jährlich aus landwirtschaftlichem Ackerland durch dessen intensive Nutzung entweichen, so die Zahlen des Umweltbundesamtes.
    Der vielfältige Nutzen der Wälder hat in Deutschland in einem gewissen Maß zu einen Gleichgewicht verschiedener Nutzungsinteressengeführt, auch wenn weiterhin die Holzproduktion dominiert.
    Weltweit bietet sich aber noch lange kein so gutes Bild . Weiterhin werden jährlich ca. dreizehn Millionen Hektar Wald zerstört. Durch Aufforstung werden davon zwar etwa 7,8 Millionen Hektar in der Fläche kompensiert, der naturnahe Wald auf diesen Flächen bleibt aber verloren. Die Angaben schwanken, nach verschiedenen Berechnungen macht dieser Verlust an Wäldern jedoch ca. zehn bis zwanzig Prozent der globalen Treibhausgasemissionen aus. Aber natürlich geht es nicht nur um den in den Wäldern gespeicherten Kohlenstoff. Mit den tropischen Wäldern werden vor allem auch massiv Arten vernichtet. Und die meisten davon sind noch nicht einmal bekannt, denn rein statistisch gesehen beherbergt ein Hektar Regenwald so viele Arten vor allem an Pflanzen und Insekten, dass wir davon ausgehen müssen, dass etliche von ihnen weder entdeckt noch beschrieben wurden. Mit der Abholzung wird der Wald aber auch anderen Nutzungen zugeführt. Die Straßen der Holztransporter ermöglichen es Jägern, tiefer in den Wald vorzudringen, um Buschfleisch von Affen und anderen Säugetieren für die regionalen Märkte zu erjagen. Und auch die Sammlung von seltenen Tieren und Pflanzen für den Verkauf wird erleichtert. So werden Schlangen wie der Dunkle Tigerpython in den asiatischen Urwäldern immer seltener, weil sie gefangen und dann zu Schlangenleder verarbeitet oder, als Zuchttiere deklariert, in die USA und andere Länder exportiert werden, wo sie, etwa in Florida, als exotische Haustiere verkauft werden. Dort wird uns die Schlange im nächsten Kapitel wieder begegnen. Eigentlich ist dieser Handel durch das CITES-Abkommen

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