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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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mit Bakterien, versichert Durrett, werden nur sogenannte Sicherheitsstämme verwendet, wie der K12-Stamm des Darmbakteriums Escherichia coli, eine in den 80er Jahren entstandene Mutante, die weder Gifte produzieren noch außerhalb des Labors überleben kann. Der Abfall werde vorsichtshalber von einer spezialisierten Entsorgungsfirma abtransportiert – obwohl der überwiegende Anteil der Experimente gar keinen „hazardous waste“ produziert, meint Durrett.
    Für rund hundert Dollar Monatsbeitrag stellt Genspace jedem interessierten New Yorker alle Materialien und das Laborequipment zur Verfügung, die für „einfaches gentechnisches Verändern von Bakterien“ nötig sind. Experimente, die darüber hinausgehen, seien möglich, erklärt Durrett, doch müssen sie von Genspaces wissenschaftlichem Beirat geprüft und abgesegnet werden.
    Angefangen hat es mit einer Handvoll interessierter New Yorker, die sich über die DIYbio-Website fanden und zu Hause in ihren Küchen trafen, um ein paar simple Experimente, wie das Isolieren von Erbgut aus Mundschleimhautzellen, auszuprobieren. Doch schnell wurde den Heimwerkern klar, dass sie in einem richtig ausgestatteten Labor viel mehr erreichen und mehr Spaß haben könnten. Zunächst suchten sie sich eine Ecke in einem New Yorker Hackerspace, dem New York Resistor, 6 der von Elektro- und Computerbastlern bevölkert wird. Es war ein auf den ersten Blick naheliegender Schritt. Auch die Biohacker der Bostoner Gegend experimentieren nach wie vor in ihrer Bastel-Ecke im Hackerspace „Sprout“. Und die Kollegender Bay-Area in und um San Francisco fanden lange im „Hacker-Dojo“ Unterschlupf, wo bis dahin eher mit Lötkolben als mit Pipetten hantiert worden war.
    Aber so ähnlich die Geisteshaltung von Computer- und Biohackern auch sein mag, die technischen und räumlichen Anforderungen sind grundverschieden. So brauchen Biohacker beispielsweise einen Wasseranschluss, den es in manchem Hackerspace bestenfalls auf dem Klo gibt. Auch eine Gasleitung, um einen Bunsenbrenner anschließen zu können, ist hilfreich, oder ein Abzug, den man vielleicht sogar mikrobensicher machen kann. Die Computer-Nerds kommen mit den Bio-Geeks auch nicht unbedingt immer gut klar. Bei einem Besuch im Noisebridge-Hackerspace in San Francisco etwa erzählte uns Francisco Jimenez, der dort mit Tropenfruchtessig experimentiert, von den Beschwerden der Computer-Geeks über Gärgerüche und eine generell angeekelte Abneigung gegen die „nasse“ Laborarbeit der Biohacker. Diese wiederum regten sich über die nicht unbedingt gesunden Dämpfe der Lötkolben auf den Computerplatinen auf.
    Inzwischen sind von Noisebridge und aus dem Hacker-Dojo einige in den reinen und unvergleichlich besser ausgestatteten Biohackerspace von Eri und Kristina in Sunnyvale umgezogen. Auch die New Yorker fanden 2010 ihren eigenen Platz in Brooklyn. Dort haben sie nicht nur alle Möglichkeiten, ein eigenes Labor einzurichten, sondern auch Platz genug, um „den New Yorkern etwas zurückzugeben“, sagt Ellen Jorgensen, Mitgründerin und Präsidentin von Genspace.
    Jorgensen arbeitet seit 25 Jahren als Molekularbiologin und leitete bis 2009 eine Forschungsgruppe bei der Firma Vektor Research, wo sie Auftragsforschung koordinierte. Inzwischen gehört sie zur Fakultät des New York Medical College, aber in einer Zwangspause nach Schließung ihres Labors bei Vektor Research wurde die ruhige und doch energiegeladene Forscherin auf die gerade keimende Biohacker-Szene aufmerksam – und entwickelte sich schnell zu einer Art Sprecherin der Szene. Inzwischen hat sie bereits einen TED-Talk 7 in Dublin bestritten und auch einen Vortrag auf der DLD-Konferenz 8 in München gehalten. Beides sind Konferenzen, auf denen Menschen ihre Ideen einem illustren, bunt gemischten Publikum aus Investoren, Politikern, Unternehmensgründern und anderen Denkern präsentieren können.
    Bei solchen Gelegenheiten ist es Jorgensen stets wichtig klarzustellen, dass „wir keine Gruppe selbstsüchtiger Hobbyisten sind, die mit gefährlichen Sachen hantieren“. Aus der Stadt kommend, die wie keine andere unter den Folgen der Terroranschläge des 11. September 2001 gelitten hat, wolle sie Biotechnologie „demystifizieren und die Gesellschaft aufklären“, sagt sie. Dutzende von „Biotech-Crash-Kursen“, „Biohacker Boot Camps“ oder Seminaren wie „DIY-Neurowissenschaft“ und „Einführung in die Synthetische Biologie“ haben Jorgensen und ihre

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