Biohacking - Gentechnik aus der Garage
den USA mit ihrer blauen LED-Beleuchtung ist natürlich auf das amerikanische Stromnetz mit 110 Volt Spannung ausgelegt. Wir brauchen diesen Elektrokram, um Gene sichtbar zu machen. Aber an den europäischen 220 Volt brutzelt uns die Lichtquelle wahrscheinlich einfach durch. Das hatte bei der Bestellung niemand bedacht. Kein Problem, gehen wir in den Elektronikmarkt und kaufen ein passendes Netzteil, denken wir, noch nicht ahnend, dass uns dieses kleine Hindernis am Ende zwei Tage Arbeit und fast hundert Euro kosten wird. Der Fachhandel hat keinen passenden Adapter. Nach einigen Versuchen, das amerikanische mit dem europäischen System per Lötkolben zu verschmelzen, entscheiden wir uns schließlich, die Leuchtdioden mit Batterien zu betreiben. Auch das kostet noch einmal einen Tag, ohne dass wir damit unserer eigentlichen Mission als Biohacker wirklich näher gekommen wären.
Die Erleichterung ist groß, als wir das erste blaue Licht sehen, es ist wie dieser Moment des Glücks, wenn man ein Rätsel löst. Ein bisschen viel Selbstzufriedenheit vielleicht, wir haben schließlich nicht mehr geschafft, als mit Strom Lämpchen zum Leuchten zu bringen. Produktiv ist das vor allem bezogen auf die Glückshormone, die durch unsere Körper strömen. Basteln macht Spaß. So einfach ist das. Es ist nur ein kleiner Kick, aber er hilft uns, die Motivation nicht zu verlieren und auf den nächsten Glücksmoment hinzuarbeiten.
Die nächste Hürde vor der eigentlichen Laborarbeit stellt sich uns bei der Programmierung des Genkopierers in den Weg. Als er 1991 gerade auf den Markt kam, träumte wahrscheinlich jeder Molekularbiologe auf der Welt davon, so einen in seinem Labor zu haben – und die, die ihn hatten, hatten Alpträume, jemand könnte ihn klauen.Zum Preis eines kleinen Einfamilienhauses konnte der Perkin Elmer GeneAmp Dinge, die bis dahin als unerhört gegolten hatten. Nicht nur, dass er 96 Proben auf einmal aufnehmen konnte. Es war auch möglich, ihn mit den verschiedensten Programmen zu füttern – wenn man denn die Gebrauchsanweisung hatte.
Unserer kam leider ohne. Sogar Google ließ uns als universeller Ratgeber im Stich. Keiner hat die Stunden gezählt, die wir brauchten, um uns aus den kryptischen Anzeigen des zweizeiligen Displays und mit der fummeligen Folientastatur ein funktionierendes Kopierprogramm herzuleiten.
Wer rechnet auch mit solchen banalen Problemen, wenn man doch auf Höheres aus ist? Schließlich wollen wir das Lesen und Sprechen lernen, was der damalige US-Präsident Bill Clinton bei der Präsentation der ersten Ergebnisse des Humangenom-Projekts als „die Sprache, mit der Gott das Leben schuf“, bezeichnet hatte. Doch die Sprache des Herrn bleibt uns zunächst unergründlich. Die Lektion, die wir bisher gelernt haben, heißt: Es dauert alles zehn Mal länger, als du es eingeplant hattest. Wenn es denn überhaupt irgendwann klappt.
Zu diesem Zeitpunkt wollten wir eigentlich längst ein paar Gene aus ein paar Speisefischen herausgeholt und sicher eingetütet haben.
Immer wieder tauchen in den Medien Berichte über in Sushi verwendeten Fisch auf, der von geschützten Arten stammt – oder auch von niedrigpreisigen, obwohl das Sushi als Luxusprodukt verkauft wird. 2011 zeigte die Untersuchung 27 der Nichtregierungsorganisation Oceana in Los Angeles, dass jeder zweite Fisch, den ihre Tester in lokalen Märkten kauften, nicht der war, der er laut Auszeichnung hätte sein sollen. In Sushi-Restaurants waren neun von zehn Proben falsch deklariert. Ein Jahr zuvor hatte die Zeitung The Boston Globe 28 eine ähnliche Untersuchung in den Restaurants der Ostküstenmetropole gestartet und war zu dem Ergebnis gekommen, dass 48 Prozent der untersuchten Fischproben von einer anderen Art stammten als auf der Karte angepriesen.
Bei einer anderen Untersuchung in professionellen Labors fanden Forscher Buttermakrele auf dem Reisklops statt des auf der Speisekarte stehenden Thunfischs. Und das war nicht nur ein preislicherUnterschied im Einkauf. Einige der unverdaulichen Fette des auch Escolar genannten Fisches können zu Magenkrämpfen, öligen Durchfällen und Erbrechen führen. Gesundheitsbehörden in den USA und Europa warnen vor dem Verzehr.
Sogar zwei Schülerinnen in New York haben bereits falsch ausgezeichneten Fisch aufgespürt. Sie fanden Tilapia aus der Aquakultur statt des versprochenen Thunfischs und Eier vom Stint statt von fliegenden Fischen, für die sie eigentlich bezahlt hatten. In
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