Biohacking - Gentechnik aus der Garage
Recht, das genetische Untersuchungen unter einen „Arztvorbehalt“ stellt, überhaupt dürfen, wissen wir nicht mit letzter Sicherheit. Es gibt natürlich gute Gründe, genetische Untersuchungen und Beratung in die Hände von speziell ausgebildeten Ärzten zu legen, denn genetische Informationen sind schwer zu verstehen und schwer zu interpretieren. Aber es gibt auch das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, das wir wahrnehmen wollen, wenn wir unsere eigenen Gene untersuchen. Sind wir bereit, vielleicht Unerfreuliches von unserem genetischen Orakel zu erfahren?
Kapitel 7 ...
... in dem Hunde nicht an sich halten können, lautmalerische Erbgutsequenzen erklingen, einer von uns schlapp macht, wir wieder mal auf hohem Niveau scheitern, dann aber einige Leute auf Vitamin B setzen und dämmernd eine neue Ära der Arzneimittelstudien als Silberstreif am Horizont erscheint ...
HUNDE, LÄUFER UND PATIENTEN
Früher oder später erwischt es jeden. Zumindest jeden Berliner und jede Berlinerin. 55 Tonnen Hundescheiße (Entschuldigung) produzieren Fiffi & Co hier pro Tag laut Schätzungen der Senatsumweltverwaltung, und ein Großteil davon bleibt auf den Straßen und Grünflächen der Hauptstadt liegen. Der Gegenstand unseres nächsten Gentech-Experiments drängt sich uns, stinkend an der Schuhsohle klebend, auf.
Wer will nicht in diesem Moment, in dem man wutentbrannt mit einem Stöckchen den schmierigen Dreck aus dem Turnschuhprofil popelt, wissen, welcher Nachbarshund das schon wieder war? Oder vielmehr: Welcher Halter hat mal wieder „vergessen“, die Hinterlassenschaften seines Lieblings einzusammeln? Unser kleines Genlabor hat alles, was man braucht, um den Täter zu überführen. Schließlich hat der Hund nicht nur die Verdauungsprodukte seiner letzten Chappi-Mahlzeit hinterlassen, sondern auch genug von sich selbst: Zellen aus dem Darm mitsamt der darin enthaltenen DNA, aus der wir das genetische Profil des Hundes herauslesen können.
Wenn etwas regelmäßig am Sonntagabend im „Tatort“ vorkommt, dann ist es auch schon tief im kollektiven Bewusstsein angekommen. Genetische Fingerabdrücke gehören seit Jahren zur kriminalistischen Routine auf dem Bildschirm und im wirklichen Polizei- und Gerichtsleben. Sie sollten auch in unserem Fall ausreichende Beweise liefern.
Im Film und TV sind es stets weiß bekittelte Experten, die zur molekularen Beweisführung schreiten. Wir machen uns im Netz schlau und finden, dass die Technik aber eigentlich simpel ist. Im Erbgut von Menschen wie Hunden liegen zwischen den eigentlichen Genen Abschnitte, die keine echten genetischen Informationen enthalten, die sich aber in ihrer Länge von Individuum zu Individuum unterscheiden. Während eine solche Region bei Waldi zum Beispiel sehr lang ist, kann sie bei Hasso fast nicht vorhanden sein. Je mehr solcher Regionen man untersucht, umso eindeutiger und unverwechselbarer wird das Muster von längeren und kürzeren DNA-Abschnitten. Und umso sicherer kann man sich sein, dass das Muster einzigartig ist und damit nur bei einem einzigen Menschen – oder einem einzigen Hund – vorkommt.
Bei Bissattacken konnten so bereits Hund und Halter überführt werden. Allein die DNA, die im Speichel oder in Haaren in der Bisswunde zurückgeblieben war, reichte dafür aus (um Missverständnisse zu vermeiden: gebissen hatte der Hund, die DNA des Halters spielte bei den Ermittlungen also keine Rolle). In den USA gibt es bereits eine Firma, die mit genetischen Fingerabdrücken von Hunden Geld verdient. PooPrints bietet Gemeinden und Immobilienverwaltungen an, von allen registrierten Hunden ein DNA-Profil zu erstellen. Wird dann ein Hundehaufen entdeckt, kommt eine murmelgroße Probe in die Post an PooPrints, daraus wird der genetische Fingerabdruck genommen und der tierische Täter anhand des Registers, so er denn registriert ist, überführt.
Wieder ist das Internet unser Verbündeter. Wir suchen nach Anleitungen für die Erstellung von Vierbeiner-Genprofilen und finden bereits nach wenigen Klicks sehr sachdienliche Hinweise. In der Fachzeitschrift Nucleic Acids Research steht eine Methode, mit der man an in Fäkalien enthaltene DNA herankommen kann. 31 Außerdem besorgen wir uns von einem deutschen Lieferanten für Labormaterial ein Kit, das laut Werbung auf Methoden der DNA-Aufbereitungen für forensische Analysen des Bundeskriminalamts basiert.
Im Journal of Forensic Science entdeckt Sascha außerdem noch einen Bericht, nach dem
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