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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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werden sich nicht grundlegend ändern, nur weil wir fälschlich annehmen, die Langläufer- oder Kurzstrecken-Genvariante zu haben. Ist Gene wie ACTN3 zu untersuchen also harmlos?
    Es gibt gute Argumente dafür, auch solche Informationen aus unserem Genom, die auf den ersten Blick belanglos erscheinen, so zu behandeln, als handele es sich um die Feststellung eines genetisch erhöhten Krebsrisikos. Denn Gene steuern unter Umständen mehrere Prozesse im Körper. Die – großteils genetisch bedingte – Form der Ohrläppchen etwa kann gemäß einer Studie tatsächlich einen Hinweis auf die Wahrscheinlichkeit frühzeitiger Herzerkrankungengeben. 37 Allein der Gedanke, dass der Versicherungsvertreter beim Gespräch über den Abschluss einer Lebensversicherungspolice dem Kunden deshalb vielleicht besonders auf die Ohren schaut, ist schaurig genug.
    Es könnte auch durchaus sein, dass sich der medizinisch derzeit als irrelevant geltende Einfluss der ACTN3-Mutation auf die Muskelfaser-Leistung irgendwann als medizinisch relevant herausstellt, wenn vielleicht für ACTN3 auch in anderen Geweben eine Funktion gefunden wird. Und selbst etwas so Harmloses wie der ACTN3-Status kann als öffentlich einsehbare Information Probleme bereiten. Sascha will sicher kein professioneller Langstreckenläufer mehr werden. Aber vielleicht eines seiner Kinder? Was, wenn ein Talentsucher Wind davon bekommt, dass Sascha keine Ausdauer verheißende Mutation trägt und folglich auch seine Kinder mit mindestens 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit keine „Langläufer-Variante“ des Gens haben? Fliegen sie trotz Begeisterung und guter Leistungen aus der Fördergruppe? Das mag konstruiert klingen, doch Genprofile bei der Auswahl von Hochleistungssportlern heranzuziehen, ist längst keine Theorie mehr. Der australische Rugby-Club Sea Eagles aus Manly im Nordosten Sydneys analysiert das Erbgut seiner 24 Spieler bereits seit 2006, so der damalige medizinische Betreuer Steve Dank, auf gut ein Dutzend Genvarianten, „die bestimmen, welche physiologischen Charakteristika ein Spieler hat“. Man werde deshalb keine Wettkämpfe gewinnen, „aber die Tests verschaffen uns in einigen Bereichen einen Vorsprung“, sagte seinerzeit der damalige Sea-Eagles-Coach Den Hasler. Man könne etwa das Trainingsprogramm auf das genetische Profil der einzelnen Spieler abstimmen, so Hasler damals.
    Tatsächlich hängt die besondere Fähigkeit von Weltklasse-Ausdauersportlern, sehr viel Sauerstoff im Blut zu den Muskeln transportieren zu können, zu mindestens 50 Prozent von Genmutationen ab. Und die normale, gute oder sehr gute Ausbildung der schnelleren Muskelfasern, wie sie vor allem Sprinter brauchen, ist sogar zu 67 Prozent von speziellen Genvarianten abhängig – das zeigten Leistungstests an eineiigen, genetisch praktisch identischen Zwillingen. Die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein hat nachgewiesenermaßen eine genetische Störung der Blutbildung. Genetiker undMediziner sind sich inzwischen einig, dass die erhöhten Retikulozyten-Werte, die ihr am Höhepunkt ihrer Karriere eine lange Dopingsperre einbrachten, allein durch diesen Gendefekt ausgelöst worden sein könnten.
    „Es ist unbestritten, dass die Genetik eine Bedeutung für die körperliche Leistungsfähigkeit hat“, sagt auch Bernd Wolfarth von der Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin der Technischen Universität München. 150 sportrelevante Gene hat der Sportmediziner gemeinsam mit dem Projektleiter Claude Bouchard vom Pennington Biomedical Research Center der Louisiana State University und anderen Sportgenetikern zusammengetragen. Sie bestimmen, wie stark die Muskeln sind, wie viele sauerstofftragende Blutzellen durch die Adern gepumpt werden oder wie schnell der Stoffwechsel des Athleten arbeitet. Dass Talentsucher in Zukunft immer häufiger nach einem Gentest fragen werden, ist nicht mehr nur Phantasie von Science-Fiction-Autoren. Als eine der weltweit ersten Institutionen hat sich das Australian Institute of Sports (AIS) auf die systematische Suche nach Sportlergenen gemacht. Jason Gulbin, Sportwissenschaftler und Nationaler Koordinator des australischen Talentidentifizierungs- und -entwicklungsprogramms „Talent Search“, ist davon überzeugt, „dass die Genetik uns helfen kann, Talente einzuschätzen und unsere Trainingsprogramme zu verbessern“. Dass das aber nicht unbedingt zu einem Goldregen bei Olympia führen muss, hat das Ergebnis der australischen Delegation

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