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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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„Paragraph 6 des Gendiagnostik-Gesetzes mag eine Norm sein, die in das allgemeine Persönlichkeitsrecht eingreift“, stimmt Jürgen Robienski zu, Rechtsanwalt mit Spezialisierung auf Gentechnik- und Gendiagnostik-Gesetz vom Centre for Ethics and Law in the Life Sciences(CELLS) der Medizinischen Hochschule Hannover. Eine Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts sieht er allerdings nicht, „da das allgemeine Persönlichkeitsrecht nicht schrankenlos gilt“. Und der legitime Zweck des Paragraphen liege darin, zukünftig Selbsttests durch Laien zu verhindern, sogenannte „Direct to Consumer“ (DtC) Gentests.
    Es ist in etwa so kompliziert, wie es klingt. Wir beschließen, das Gendiagnostik-Gesetz in Abwägung mit dem schwerer wiegenden Datenschutz-Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung so zu interpretieren, dass wir einen selbstständigen Blick in unsere eigenen Gene wagen dürfen. „Ein Selbsttest fällt nicht in den Anwendungsbereich des Gendiagnostik-Gesetzes, sodass kein Arztvorbehalt gilt“, bestärkt uns Robienski. „Der Arztvorbehalt gilt nur für genetische Untersuchungen im Anwendungsbereich des Gendiagnostik-Gesetzes, also medizinische Zwecke und Abstammungsbestimmung.“
    Wir wählen daher bewusst kein Gen, das auf eine Krankheitsveranlagung hinweisen könnte. Wir wollen stattdessen in unserem eigenen Erbgut einen Abschnitt analysieren, der eine Rolle dabei spielen soll, ob ein Mensch eher zum Sprinter oder eher zum Ausdauersportler taugt. Wir wollen beim Hacken unserer eigenen Gene schließlich auch ein wenig Spaß haben – wofür sich eher unproblematische Erbanlagen besser eignen als solche, die mit Alzheimer oder frühem Herztod zu tun haben könnten.
    Das Joggen zu zweit durch den herbstbunten Grunewald, vorbei an der Kiesgrube und hinunter zum Wannsee, endet mal wieder wie üblich. Zwar sind beide Freizeitsportler ungefähr gleich alt, gleichen Geschlechts, gleich schlank, ernähren sich ähnlich, rauchen nicht und gehen ab und zu laufen. Doch Sascha kann nach der Runde nur noch ein tonloses Japsen von sich geben. Sein Laufpartner rennt da noch entspannt lächelnd weiter.
    Leistungssportler sind beide nicht auch nur annähernd, aber dem einen fällt das Laufen schwer, obwohl er sich einigermaßen regelmäßig dazu überwindet – dem anderen nicht. Der läuft, als hätte er eine Duracell in jeder Pobacke, anstrengend findet er das kaum. Das heißt nicht unbedingt, dass er sportlicher ist als Sascha. Denn imSprint über hundert Meter schlägt der den Langläufer sogar deutlich. Das ist bei beiden seit der Schulzeit so, der eine eher ein Sprinttyp, der andere ein kleines Ausdauertalent.
    Hier liegt auch der Grund, warum Sascha seinen Laufpartner und nicht einen von uns beiden für dieses Experiment als zweite Testperson neben sich selbst für besonders geeignet hält. Der äußerlich beobachtbare Unterschied in der Laufleistung – im Jargon der Mendel’schen Genetik also der Phänotyp – ist so eindeutig und über lange Monate des gemeinsamen Joggens dokumentiert, dass genetische Veranlagung eine Rolle spielen muss. Zumindest hofft Sascha das, denn eine wissenschaftliche Erklärung für seine Probleme mit dem Ausdauersport käme ihm durchaus gelegen.
    Bereits im Jahr 2003 haben australische Forscher ein Gen gefunden, das den Aufbau der schnellen Muskelfasern mit steuert. Das Gen trägt den Namen ACTN3, kurz für Alpha-Actinin-3. Menschen mit einem defekten ACTN3-Gen büßen offenbar ihre Spritzigkeit auf kurzen Strecken oder beim Weitspringen ein, wo es darum geht, möglichst schnell möglichst viel Energie in Kraft umzusetzen. So zeigte eine australische Studie, dass von 35 weiblichen Elite-Sprinterinnen keine einzige und von 72 männlichen Sprintern nur sechs die ACTN3-Mutation von beiden Elternteilen geerbt hatten. Auch die 32 australischen Sprinter, die an Olympia teilgenommen hatten (25 Frauen und 7 Männer), hatten immer mindestens ein intaktes ACTN3-Gen geerbt. Ausdauersportlern hingegen scheint dieselbe ACTN3-Mutation offenbar einen kleinen Vorteil zu verschaffen, vermutlich weil die zur Verfügung stehende Energie sparsamer in Kraft umgesetzt wird. Tatsächlich findet sich unter weiblichen Ausdauersportlern die ACTN3-Mutation etwas häufiger als in der übrigen Bevölkerung. 33
    Der Unterschied zwischen schneller und langsamer Form ist wissenschaftlich exakt beschrieben. Er ist die Folge einer nur winzigen Mutation. Bei ihr ist ein einziger DNA-Baustein verändert,

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