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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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lassen. „Und in einem anderen Projekt charakterisiere ich die Mikroben an fünf Stellen des Körpers von 200 Menschen.“ Die Ergebnisse für seine Versuche, welche Bakterien sich auf Geldstücken finden lassen, sind bereits veröffentlicht. Es ist eine der ersten ernsthaften von Biohackern initiierten wissenschaftlichen Studien überhaupt. 58
    Doch neben dem konkreten Biohacken versucht Bobe auch, die Entwicklung der gesamten Szene zu unterstützen. Zum einen hat er, zusammen mit Todd Kuiken vom Woodrow Wilson Center in Washington, eine „Ask-A-Biosafety-Expert“-Initiative 59 ins Leben gerufen, die Biohackern ermöglicht, über die DIYbio-Website anonym die Laborsicherheit betreffende Fragen an Experten zu stellen. Zumanderen hat er, ebenfalls in Kooperation mit dem Woodrow Wilson Center, den Workshop zum Code of Conduct an der London School of Economics and Political Science organisiert, zu dem auch Thalheim und Trojok eingeladen sind.
    Auf eigene Kosten fliegen die beiden deutschen Biohacker im Sommer 2011 in die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs. Im Gepäck haben sie bereits konkrete Vorschläge zur Selbstbeschränkung, zu einem Meldesystem für verdächtige Aktivitäten und gar einem „Schwur“, den jeder Biohacker ablegen soll. 60 Schließlich hätten die Sicherheits- und Hygieneregeln für professionelle Labors ja durchaus ihren Sinn. Auf DIY-Niveau angepasst, könnten sie auch Amateuren, die die entsprechenden Routinen nie in der Uni gelernt haben, manche Unsicherheit nehmen und beim sicheren und erfolgversprechenden Arbeiten helfen. Manche Anfänger kämen zum Beispiel auf die Idee, Coli-Bakterien aus dem eigenen Darm zu verwenden, anstatt der Laborstämme, die sie bei Spezialfirmen bestellen und bezahlen müssten, erzählt Thalheim. Doch nur die Laborstämme seien so verändert, dass man sicher mit ihnen arbeiten könne, und Thalheim sagt genau das jedem neuen Amateurbiologen, wenn das Thema zur Sprache kommt. Aber es wäre noch viel besser, wenn derlei Tipps und Regeln in einem Code zusammengefasst und Biohacker-Neulingen routinemäßig nahegebracht würden, sagt Trojok: „Als Student wird man allmählich in die Sicherheitsbestimmungen für Labors eingeführt und macht das dann irgendwann automatisch, aber es ist ganz etwas anderes, wenn man zu Hause plötzlich selbst durchdenken muss, ob dies oder das sicher ist oder ob diese oder jene Chemikalie in den Hausmüll darf oder speziell entsorgt werden muss.“
    Lisa und Rüdiger stellen in London ihre Ideen vor, doch die Gedanken der beiden Deutschen gehen den übrigen Biohackern viel zu weit. Auch Bobe wundert sich über den Regulier-Eifer: „Die deutschen Biohacker scheinen sehr vorsichtig zu sein und Angst vor der Reaktion der Öffentlichkeit zu haben.“ Trojok habe zum Beispiel ein Bild seines Dachkammer-Labors gezeigt, aber sofort darum gebeten, es nicht zu veröffentlichen. Die Deutschen schlugen in London sogar regelmäßige gegenseitige Inspektionen vor, verpflichtende Sicherheitsstandards, „alles Mögliche“, sagt Bobe. Ein eher liberales Regelwerk, das auf Standards weitgehend verzichtet und lediglich ein allgemeines Ziel wie „Keinen Schaden anrichten“ ausruft, sei für die Deutschen und auch die meisten anderen europäischen Biohacker völlig inakzeptabel gewesen, weil sie glaubten, dies einer Gentechnik-kritischen Öffentlichkeit nicht vermitteln zu können. Trojok selbst sagt, die Öffentlichkeit hätte in seinen Überlegungen zwar durchaus eine Rolle gespielt. Letztendlich entscheidend sei aber, dass gewisse Regeln aus seiner und Thalheims Sicht objektiv sinnvoll seien und auch als Identifikationsmerkmal verantwortungsbewusster Biohacker dienen könnten. Auf die Formulierung eines gemeinsamen Codes kann man sich in London jedenfalls nicht einigen. Zum Zeitpunkt, da dieses Buch in den Druck geht, wird das Thema nach wie vor diskutiert, bisher ohne dass eine gemeinsame Linie gefunden wurde.
    Der Trip nach London wird nicht die letzte offizielle Reise der deutschen Biohacker in Sachen Biohacking-Sicherheit sein. Ein knappes Jahr später fliegen Rüdiger, Lisa und auch wir nach Kalifornien, um dort an dem bereits erwähnten FBI-Workshop teilzunehmen.
    In Kapitel 8 haben wir schon beschrieben, was dort dann offiziell und auch weniger offiziell diskutiert wird. Die Konferenz ist aber auch eine Art Klassentreffen der Biohacker, mit freundlicher Unterstützung des amerikanischen Steuerzahlers. Uns laufen jede Menge alte Bekannte

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